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NFL Free Agency 2021: Bears scheitern bei Wilson - und holen Dalton

SPOX begleitet die heiße Phase der Free Agency im LIVETICKER.
© getty

Tag 2 der Free Agency kam nicht ganz so stabil daher wie Tag 1 - doch erneut waren es die New England Patriots, die das Geschehen mit einem Knall eröffnen. Außerdem: Die Chicago Bears einigen sich mit Andy Dalton, die Giants geben Leonard Williams einen stolzen Vertrag und Tyrod Taylor geht nach Houston.

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NFL Free Agency Tag 2 im Recap

Bears scheitern bei Wilson - und holen Dalton

Die Chicago Bears haben ihren Quarterback für die kommende Saison gefunden, Andy Dalton soll dafür sorgen, dass die Offense konstanter umgesetzt wird und so idealerweise helfen, die Jobs von GM Ryan Pace und Head Coach Matt Nagy zu retten. Dalton erhält in der Windy City einen Einjahresvertrag über zehn Millionen Dollar.

Die erste Wahl dafür war er allerdings nicht: Wie ESPN-Insider Adam Schefter berichtete, versuchten die Bears bis zuletzt "sehr aggressiv", einen Trade für Seahawks-Quarterback Russell Wilson einzufädeln. Bis Seattle schließlich einen Riegel vorschob und ein klares Nein verlauten ließ. Dalton war dementsprechend nur der Notfallplan auf den Chicago anschließend zurückfiel.

Wilson wäre der große Move gewesen, den ein Bears-Team das so dringend nach einer guten Quarterback-Lösung sucht, gebraucht hätte. Dalton ist eine solide Übergangslösung, allerdings kein Quarterback, der eine Offense besser macht, oder mit einem durchschnittlichen Team Aaron Rodgers und die Green Bay Packers in der eigenen Division herausfordern kann.

Und auch der Blick auf das Gesamtbild wirft kein sonderlich gutes Licht auf die Verantwortlichen in Chicago. Die Bears hätten Andy Dalton in der vergangenen Offseason für unter fünf Millionen verpflichten können - stattdessen entschied man sich, Nick Foles via trade aus Jacksonville zu holen. Mit einem teureren Vertrag und zum Preis eines Viertrunden-Picks. Foles wird jetzt vermutlich der Backup hinter Dalton sein.

Die Patriots holen auch noch Hunter Henry

Wer dachte, dass New Englands Shoppingtour vom Montag zunächst einmal die Gemüter in Foxborough beruhigen würde, sah sich am Dienstag schnell getäuscht: Die Patriots sorgten auch am zweiten Tag der Free Agency für den ersten Knall, indem sie sich mit Ex-Chargers-Tight-End Hunter Henry auf einen Dreijahresvertrag verständigten.

Henry wird für drei Jahre und 37,5 Millionen Dollar unterschreiben, davon sind 25 Millionen garantiert - und das 24 Stunden nachdem die Pats Jonnu Smith einen Deal über 4 Jahre und 50 Millionen Dollar (31,25 Mio. garantiert) gegeben hatten. Zwei stattliche Deals für die beiden besten Tight Ends auf dem Markt - und ein klarer Fingerzeig, wo die Reise für die Pats hingehen soll.

Henry als primärer In-Line-Tight-End, Smith als der Spieler, der herumgeschoben werden kann - das verspricht eine explosive Mischung. Die Pats hatten letztes Jahr im Receiving Corps generell massive Defizite, aber ganz besonders auf Tight End. Plötzlich haben sie eines der spannendsten Duos der Liga und werden ihre Offense wieder deutlich mehr über 2-Tight-End-Sets aufziehen können.

Aktuell haben die Pats einen Quarterback, der gewissermaßen auf einem - finanziell gedacht - Rookie-Deal spielt, und New England ging mit jeder Menge Cap Space in eine Offseason, in der nicht viele Teams Cap Space haben. Dieses Geld investiert Belichick jetzt nach einer Saison, in welcher die Lücken dieses Kaders überdeutlich aufgezeigt wurden. Lücken, die maßgeblich entstanden, weil die Patriots über die letzten Jahre nicht gut gedraftet und ihren Kader nicht gut langfristig aufgestellt haben.

Giants geben Leonard Williams Monster-Deal

Dass die New York Giants mit Leonard Williams langfristig verlängern würden, war spätestens dann absehbar, als er zum zweiten Mal den Franchise Tag erhalten hatte. Das brachte die G-Men allerdings auch automatisch in eine äußerst schlechte Verhandlungsposition - und die nutzte Williams voll aus.

Der Defensive Tackle unterschreibt für 3 Jahre und 63 Millionen Dollar, davon sind 45 Millionen Dollar garantiert. Williams kommt also vor seinem 30. Geburtstag erneut auf den Markt, und trotzdem liegt er mit dem durchschnittlichen Jahresgehalt unter Defensive Tackles nur hinter Aaron Donald, gleichauf mit DeForest Buckner. Bei den Garantien übertrifft er Buckner sogar.

Es ist somit ein enormer Deal für einen Defensive Tackle, der rundum gut ist, aber eben keine Elite-Pass-Rush-Präsenz darstellt. Und es wirft einmal mehr Fragezeichen hinsichtlich der langfristigen Kaderplanung von GM Dave Gettleman auf.

Zusätzlich verpflichten die Giants auch Speedster John Ross mit einem Low-Risk-Deal: 1 Jahr, 2,5 Millionen Dollar und nur eine Million garantiert erhält der einstige Bengals-Erstrunden-Pick.

Griffin und Marvin Jones gehen nach Jacksonville

Es dauerte eine Weile, doch schließlich ging der erste große Cornerback-Vertrag über die Bühne: Ex-Seahawks-Corner Shaquill Griffin unterschreibt bei den Jacksonville Jaguars. Die Wartezeit hat sich für Griffin dabei gelohnt: Der Dreijahresvertrag über 44,5 Millionen Dollar (29 Mio. garantiert) war letztlich zu hoch, als dass die bis zum Schluss interessierten Seahawks hätten mitgehen wollen.

Griffin ist ein inkonstanter Corner, der allerdings High-End-Potenzial angedeutet hat. Gemeinsam mit Vorjahres-Nummer-1-Pick C.J. Henderson könnte das ein sehr spannendes Cornerback-Duo werden. Das war, nach mehreren kleinen Moves, der Startschuss für die Jaguars, die ihres Zeichens immerhin mit dem meisten Cap Space aller Teams in diese Free Agency gestartet waren.

Wenig später wurde bekannt, dass Jacksonville auch Ex-Lions-Receiver Marvin Jones unter Vertrag nehmen wird, und das zu sehr günstigen Konditionen: 2 Jahre, 14,5 Millionen Dollar, davon 9,2 Millionen Dollar garantiert. Jones ist nach wie vor eine gute Nummer 2 und sollte neben D.J. Chark und Laviska Shenault in Jacksonville sehr gut funktionieren.

Die Jags gingen dann zudem nochmals in die Defense, von den Saints kommt Defensive Tackle Malcom Brown per Trade. Jacksonville gibt dem Interior Defensive Lineman einen Zweijahresvertrag über bis zu 11 Millionen Dollar (8 Mio. garantiert).

Free Agency: Weitere News im Schnelldurchlauf

  • Die Houston Texans haben sich mit Tyrod Taylor auf einen Vertrag geeinigt. Das ist auch angesichts der Struktur spannend: Der Deal könnte bis zu 12,5 Millionen Dollar wert sein, ist aber massiv über Bonuszahlungen aufgebaut. Der Base Value liegt Berichten zufolge bei nicht einmal der Hälfte. Das könnte genau der richtige Vertrag sein, um einen Quarterback einerseits als Backup, andererseits aber auch als Starter in der Hinterhand zu haben, falls Deshaun Watson nicht zur Verfügung stehen sollte.
  • Die Arizona Cardinals halten Right Tackle Kelvin Beachum. Beachum war erst spät in der vergangenen Offseason in die Wüste gekommen und überzeugte dann als Right-Tackle-Starter infolge des Opt-Outs von Marcus Gilbert: Beachum bestritt alle 16 Spiele und ließ bei 693 Pass-Blocking-Snaps nur 25 QB-Pressures zu, dafür wird er jetzt mit einem neuen Zweijahresvertrag belohnt. Beachum erlaubt es den Cardinals mutmaßlich, Vorjahres-Rookie Josh Jones nach innen auf einen der Guard-Posten zu ziehen.
  • Die größte Überraschung des Tages kam aus Las Vegas: Die Raiders werden übereinstimmenden Berichten zufolge Center Rodney Hudson entlassen. Angeblich hat Hudson um seine Entlassung gebeten und dafür auf Teile seines garantierten Gehalts verzichtet, dennoch bleibt für die Raiders ein Dead Cap Hit im zweistelligen Millionen-Bereich - und man hat keinen Top-5-Center mehr in den eigenen Reihen. Nachdem sich die Raiders bereits von beiden Guards getrennt und Right Tackle Trent Brown per Trade nach New England geschickt haben, ist eine radikale Offseason in der einstmals so starken Offensive Line perfekt.
  • Neben Rodney Hudson sorgten die Tennessee Titans für die überraschenden Entlassungen des Tages: Cornerback Adoree' Jackson, dessen Gehalt von mehr als 10 Millionen Dollar am Mittwoch garantiert gewesen wäre, sowie Right Tackle Dennis Kelly wurden entlassen. Kelly war letztes Jahr infolge des Conklin-Abgangs und des Isaiah-Wilson-Desasters auf Right Tackle eingesprungen und hatte seine Sache ordentlich gemacht. Die Titans haben bislang in dieser Offseason Offensive Coordinator Arthur Smith, Wide Receiver Corey Davis, Tight End Jonnu Smith, die Cornerbacks Adoree' Jackson und Malcolm Butler, Tackle Denns Kelly und Vorjahres-Erstrunden-Pick Isaiah Wilson verloren, respektive abgegeben. Kein idealer Auftakt in die Offseason in Nashville, wenngleich Tennessee auf Cornerback mit Janoris Jenkins schnell eine Veteran-Übergangslösung gefunden haben.
  • Im Wide Receiver Corps der Buffalo Bills musste John Brown jüngst seine Koffer packen - jetzt haben die Bills sehr veritablen Ersatz gefunden: Der in New Orleans entlassene Emmanuel Sanders soll in Buffalo unterschreiben, sobald seine Entlassung offiziell wird. Gemeinsam mit Stefon Diggs, Cole Beasley und Gabriel Davis gibt das den Bills ein starkes Receiver-Quartett.
  • Die Cincinnati Bengals haben gleich doppelt in ihre Secondary investiert: Ex-Cowboys-Corner Chidobe Awuzie, ein guter Outside-Zone-Cornerback, unterschreibt für drei Jahre in Cincinnati und aus Pittsburgh kommt Slot-Cornerback Mike Hilton. Hilton, der auch als Blitzer eine Rolle finden sollte, hat sich mit den Bengals auf einen Vertrag über 4 Jahre und 24 Millionen Dollar (8,5 Mio. garantiert) geeinigt.
  • Die Atlanta Falcons fielen nicht durch eine große Verpflichtung oder eine Entlassung auf, sondern durch eine Umstrukturierung: Der Vertrag von Quarterback Matt Ryan wurde umstrukturiert, um seinen Cap Hit in diesem Jahr von 40,9 auf 26,9 Millionen Dollar zu senken. Dafür wurden Teile seines Gehalts in einen Bonus umgewandelt und auf die nächsten Jahre verteilt, was quasi garantiert, dass Ryan in diesem Jahr nicht getradet wird. Es könnte auch nahelegen, dass Atlanta mit Ryan nochmals angreifen will - womöglich ist dann auch ein Quarterback mit dem Nummer-4-Pick im kommenden Draft vom Tisch.
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