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NFL Third and Long Wildcard Week - der Mailbag zum Spieltag: Rivers? Wentz? Winston? Welche Quarterback-Optionen haben die Colts?

Von Jan Dafeld
Nick Bosa will 2021 wieder mit den San Francisco 49ers angreifen.
© getty

Die Wildcard Round liegt hinter uns, die Indianapolis Colts mussten vorzeitig die Segel streichen. Setzen sie 2021 trotzdem erneut auf Philip Rivers? Und welche Optionen gibt es, falls er aufhört? In dieser Woche beantwortet ausnahmsweise SPOX-Redakteur Jan Dafeld Eure Fragen zum Spieltag. Darunter auch: Brauchen die Seahawks einen neuen Coach? Welches NFC-Team kann den Packers gefährlich werden? Und welche Teams werden in der nächsten Saison den größten Sprung machen?

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NFL Mailbag - Welche Quarterback-Optionen haben die Colts?

Bolandi, Paul, AlexHL90: Wie schätzt du die QB-Situation der Colts nächste Saison ein? Was sind die realistischen und deiner Meinung nach besten Optionen auf der Quarterback Position für Indy?

"Wenn es Gottes Wille ist, dass ich nächstes Jahr bei den Colts in Indy bin, dann werde ich hier sein", sagte Philip Rivers angesprochen auf seine Zukunft nach dem Playoff-Aus der Colts. Head Coach Frank Reich erklärte: "Er hat unsere Erwartungen übertroffen, sowohl auf als auch neben dem Feld."

Ein Quarterback, der in Richtung Rücktritt tendiert, hört sich anders an, ein Team, das auf der Quarterback-Position einen Neustart wagen will, ebenso. Die Zeichen deuten also auf ein weiteres Jahr von Rivers bei den Colts hin.

Und wieso auch nicht? Rivers spielte - trotz einer mittlerweile klar limitierten Armstärke - eine mindestens solide Saison. In puncto EPA/Play zählte er zu den Top-10-Quarterbacks in der NFL und das mit einem wenig beeindruckenden Receiving Corps.

Rivers wird auch 2021 keine MVP-Saison auf dem Niveau eines Aaron Rodgers oder Patrick Mahomes spielen, das ist klar. Doch der 39-Jährige gibt den Colts offensiv eine sehr solide Baseline. Eine Baseline, die Indy keine der auf dem Free-Agent-Markt oder im Draft verfügbaren Optionen bieten würde. Investieren die Colts mit dem vorhandenen Cap Space weiter in die eigene Offense - mit Allen Robinson, Chris Godwin, Kenny Golladay und Co. werden zahlreiche sehr gute Receiver Free Agents - könnte sogar noch ein Schritt nach vorne gelingen.

In jedem Fall werden die Colts im Draft einen Quarterback in der ersten Runde in Betracht ziehen müssen. Rivers kann das Team 2021 einmal mehr in die Playoffs führen, langfristig braucht Indianapolis jedoch eine andere Option. Eine Option, die in der Free Agency wohl nicht zu holen sein wird.

Namen wie Sam Darnold oder Carson Wentz (erst Recht aufgrund seiner erfolgreichen Eagles-Vergangenheit mit Reich) werden über die kommenden Monate mit den Colts in Verbindung gebracht werden und tatsächlich könnte das Team hier zumindest einen Versuch wagen. Ich persönlich sehe im Draft jedoch die bessere Möglichkeit.

Darnold würde in dem unwahrscheinlichen Fall, dass er in einem neuen Umfeld tatsächlich einschlägt, 2022 bereits sehr teuer. Ein Rookie-Quarterback wäre derweil für drei, vier, fünf Saisons ein echtes Schnäppchen. Trevor Lawrence, Justin Fields oder Zach Wilson wird Indy nicht bekommen können, mit Trey Lance, Mac Jones und unter Umständen auch Kyle Trask gibt es in diesem Jahr allerdings auch später im Draft noch so manche verlockende QB-Option.

Doch was passiert, wenn sich Rivers wider Erwarten doch für ein Karriereende entscheiden sollte? In diesem Fall müsste sich Indy wohl einmal mehr nach einem so genannten Bridge-Quarterback, also einem Quarterback, der zunächst übernehmen kann bis ein junger Quarterback auf hohem Niveau starten kann, umsehen. Das wären die naheliegendsten Optionen:

  • Ryan Fitzpatrick: Fitzpatrick hat es tatsächlich geschafft, sich in seinen späten Dreißigern nochmal neu zu erfinden. In Tampa Bay und Miami sah Fitz über weite Strecken wie ein mindestens solider Starter aus, drei seiner vier besten Saisons in puncto Yards per Attempt spielte er in den letzten drei Jahren. Er selbst dürfte der Chance in Indy hinter einer starken Offensive Line zu spielen und womöglich erstmals in seiner 17-jährigen Karriere in die Playoffs einzuziehen, nicht abgeneigt gegenüberstehen.
  • Jameis Winston: Vielleicht die spannendste Personalie auf dem QB-Markt. Die Tools bei Winston sind alle da: Accuracy, Würfe in enge Fenster sowie Downfield-Pässe gegen Pressure. Haarsträubende Fehler und unerklärliche Pick-Sixes prägten in der Vergangenheit jedoch genau so das Bild. Hat ein Jahr als Backup bei den Saints Winston geholfen? Der 27-Jährige könnte eine günstige High-Risk-High-Reward-Option für die Colts sein.
  • Carson Wentz: Wentz spielte seine besten Saisons unter Reich als Offensive Coordinator in Philadelphia. Könnte er in Indy also zu alter Form zurückfinden? In seiner herausragenden Saison 2017 profitierte Wentz von langfristig kaum haltbaren Third-Down-Quoten, eine Regression schien bereits damals unausweichlich. Hinter der starken O-Line der Colts könnte sich Wentz jedoch zumindest wieder zu einem soliden Starter entwickeln. Im Falle eines Trades würde er die Colts allerdings knapp 25 Millionen Dollar pro Jahr kosten - es sei denn Wentz verzichtet für eine Rückkehr zu Reich auf Geld.
  • Sam Darnold: Hinter Darnold liegen drei in jeder Hinsicht enttäuschende Jahre - und die Entwicklung geht in die falsche Richtung: 2020 war in vielerlei Hinsicht seine bisher schwächste Saison in der NFL, Joe Flacco sah als Jets-Quarterback häufig besser aus als Darnold. Dennoch hat Darnold nach wie vor viele Fürsprecher in der Liga und ist erst 23 Jahre alt. Sofern er per Trade günstig zu haben ist, könnte Darnold einen Versuch wert sein, allerdings nur in Kombination mit einem Rookie-QB oder einem anderen erfahrenen Veteranen, zum Beispiel Fitzpatrick.
  • Jimmy Garoppolo: Die meisten Zeichen sprechen dafür, dass Garoppolo mindestens eine weitere Saison in San Francisco bleibt. Die Niners können Jimmy G im Frühjahr allerdings nahezu ohne Dead Cap entlassen und auf einen anderen Quarterback setzen. Hört Rivers auf und Garoppolo kommt auf den Markt, könnte er die perfekte Option für ein weiteres Übergangsjahr, während ein Rookie hinter ihm lernen kann, sein. Garoppolo ist ein guter Game-Manager, der Probleme bekommt, wenn er über das Scheme hinaus liefern muss. In Indy könnte das für den Moment genug sein.