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Free Agency Gewinner und Verlierer: Pats-Ausverkauf - Cardinals räumen ab

Die erste Free-Agency-Welle hatte einige klare Gewinner und Verlierer zu bieten.
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NFL Free Agency: Die Verlierer

New England Patriots

Nach der WAR-Metrik ("Wins Above Replacement") von Pro Football Focus hat bislang in dieser Free Agency kein Team unter dem Strich mehr Qualität verloren als die Patriots. Auch wenn sich noch zeigen muss, wie effizient WAR im Football wirklich funktioniert, muss man kein Mathematiker sein, um dieser Aussage zuzustimmen: Brady ist natürlich der große Name, doch auch dahinter haben die Pats mit Kyle Van Noy, Jamie Collins und Danny Shelton wichtige Defense-Spieler verloren.

Dazu kommt der Rücktritt von Offensive-Line-Guru Dante Scarnecchia, die offenen Quarterback-Fragen, das noch immer mit riesigen Fragezeichen versehene Receiving-Corps, kurzum: Die Patriots sehen derzeit wie ein sehr durchschnittliches Team aus, und im Gegensatz zu den Patriots-Teams früherer Tage, gibt es eben keinen Brady mehr, der aus einer wackligen Offense mehr machen kann.

Natürlich kann noch viel passieren, insbesondere auch auf der Quarterback-Position - die jüngste Verpflichtung von Brian Hoyer lässt aber auch die Theorie zu, dass Jarrett Stidham tatsächlich als Starter eingeplant sein könnte.

Unter dem Strich wirkt New England wie ein Team, das offensiv vor einem deutlichen Umbruchsjahr steht, defensiv aber immer noch genug Bausteine hätte, um Richtung Playoffs zu denken. Und so spannend das Duo Brady/Arians auch ist - mindestens genauso spannend wird es sein zu sehen, wie Belichick diese neue Patriots-Ära beginnt.

Minnesota Vikings

Überschrift: "Quo vadis, Minnesota?" So richtig ist der Weg bei den Vikings noch nicht erkennbar; das, was man aber analysieren kann, bietet Vikings-Fans eine wenig hoffnungsvolle Perspektive. Ganz konkret nämlich entsteht der Eindruck, dass Minnesota in der bisherigen Offseason schlicht sehr merkwürdige Prioritäten gesetzt hat.

Gelder wurden unter anderem in neue Verträge des Kickers, Punters und Fullbacks investiert - während der Berater von Edge-Rusher Everson Griffen sich am Wochenende schließlich genervt via Social Media zu Wort meldete, verkündete, dass man alle Gespräche mit den Vikings abgebrochen hat und darauf hinwies, dass Minnesota sein Geld "lieber anderswo" investiere.

Auch in einen Ersatz für den entlassenen Linval Joseph investierte man, Michael Pierce kommt aus Baltimore vor allem mit dem Ruf eines sehr guten Run-Stoppers. Währenddessen sind alle drei Starting-Cornerbacks des Vorjahres weg und es halten sich Gerüchte bezüglich einer vorzeitigen Vertragsverlängerung von Dalvin Cook.

Der Trade von Stefon Diggs ist durch Diggs' anhaltenden und mit Sicherheit für die Verantwortlichen nervtötenden Wechselwunsch zu erklären, der Preis (Erst-, Fünft-, Sechstrunden-Picks in diesem sowie ein Viertrunden-Pick im nächsten Jahr) soweit in Ordnung. Doch reißt Diggs' Abgang ein riesiges Loch in Minnesotas Offense, die schon jahrelang Probleme damit hatte, einen Nummer-3-Receiver zu finden.

Kurzum: Minnesota scheint sich - ob so drastisch gewollt oder nicht - auf einen Football-Stil auszurichten, der in der heutigen NFL nur noch sehr bedingt erfolgsversprechend ist.

Der neue Vertrag für Kirk Cousins schaffte zwar kurzfristigen finanziellen Spielraum, doch haben die Vikings eine Woche nach Start der Free Agency einen guten Quarterback, der allerdings auf gute Umstände angewiesen ist, in deutlich schlechteren Umständen als in der vergangenen Saison. Minnesota könnte eine frustrierende Saison bevorstehen.

Cam Newton, Quarterback

Lange hielten sich die Panthers zurück, mit dem durchaus verständlichen Hinweis auf Cam Newtons Gesundheit und seinen Regenerationsprozess infolge einer Fuß-OP Mitte Dezember. Dann wurden die Aussagen vorsichtig positiver, der neue Head Coach Matt Rhule etwa teilte erst Ende Februar mit, dass er sich "unglaublich darauf freue, mit Cam zu arbeiten".

Dann ging es zum Start der Free Agency ganz schnell: Die Panthers veröffentlichten eine Mitteilung, dass sie Cam Newton die Freigabe für einen Trade erteilt haben. Es dauerte danach etwa eine Stunde, ehe durchsickerte, dass Carolina sich mit Teddy Bridgewater nahezu einig ist. Komplettiert wurde das Bild von Newtons Nachricht auf Instagram, in welcher er die Panthers mit Nachdruck darauf hinwies, dass er nie weg wollte und das Team aufhören solle, diesen Schritt so darzustellen.

Newtons Trade-Markt war folgerichtig im Keller. Die Panthers sind sich inzwischen mit Bridgewater über einen Dreijahresvertrag über 63 Millionen Dollar (33 Mio. garantiert) einig, und Newton wurde entlassen.

Für den 30-Jährigen ist es ein überaus unzeremonielles Ende bei einer Franchise, deren Gesicht und Hoffnungsträger er über die letzten Jahre war. Wie es für Newton weitergeht und welche Teams in einem bereits heißgelaufenen Quarterback-Karussell überhaupt an ihm Interesse haben, ist noch völlig unklar.

Houston Texans

Der Hopkins-Trade überschattet natürlich alles und dieser Move alleine könnte das mögliche Titel-Fenster empfindlich treffen. Zusätzlich aber haben die Texans mit D.J. Reader einen der besten jungen Nose Tackles an die Bengals verloren und einen Erstrunden-Pick sucht man im diesjährigen Texans-Arsenal infolge des Trades für Laremy Tunsil im Vorjahr ebenfalls vergebens.

Houston, mit Head Coach Bill O'Brien in einer überaus mächtigen Rolle, könnte 2020 eine böse Überraschung erleben. Sollte die kommende Saison das Ende für O'Brien bedeuten, stehen die Texans vor einem Scherbenhaufen.

Sam Darnold, Quarterback, New York Jets

Der Abgang von Robby Anderson, eine Offensive Line, die mit Connor McGovern zwar ein Upgrade auf Center erhalten hat, George Fant (Left Tackle) und Greg Van Roten (Guard) sind aber bestenfalls "Status-Quo"-Moves - gerade der Schritt von Kelvin Beachum zu Fant sieht eher nach einem Downgrade aus. Sprich, die Line kommt weiterhin wacklig daher, und das war in der vergangenen Saison für Darnold und auch für Coach Adam Gase ein großes Problem.

Anderson durch Breshad Perriman zu ersetzen war angesichts der Umstände noch solide - mit Perriman, Jamison Crowder, Quincy Enunwa, Josh Doctson und Chris Herndon haben die Jets eines der fragwürdigsten Receiving-Corps in der NFL. Bedenkt man, dass Gang Green vor einer womöglich richtungsweisenden Saison - für Gase, aber auch für Darnold - steht, ist es zumindest mal eine suboptimale Offseason bis zu diesem Punkt.

Los Angeles Rams

Die vergangenen Wochen und Monate bei den Rams lassen eigentlich nur eine realistische Prognose zu: L.A. steht zumindest vor einem kleinen Umbruch. Den teuren Fehler in Form des Vertrags für Todd Gurley haben die Rams eingesehen und schlucken die bittere finanzielle Pille nach dessen Entlassung, doch der eingeschränkte finanzielle Spielraum machte sich auch anderweitig bemerkbar.

Insgesamt fünf Defense-Starter hat L.A. inzwischen verloren: Safety Eric Weddle, der seine Karriere beendet, sowie Slot-Corner Nickell Robey-Coleman, Defensive Tackle Michael Brockers, Pass-Rusher Dante Fowler und Linebacker Cory Littleton. Rechnet man dann noch dazu, dass auch Defensive Coordinator Wade Phillips weg ist, wird klar: Auch mit Aaron Donald und Jalen Ramsey steht die Rams-Defense vor einem drastischen Einschnitt.

Offensiv konnte zwar mit Andrew Whitworth der wichtigste eigene Free Agent gehalten werden, dennoch bleiben große Fragezeichen in der Offensive Line. Wide Receiver Brandin Cooks wird noch zusätzlich als Trade-Kandidat gehandelt - den nach dem Ramsey-Trade in diesem (und im nächsten) Jahr fehlenden Erstrunden-Pick wird man mit Cooks nicht zurückbekommen können.

Mitchell Trubisky, Quarterback, Chicago Bears

Über den Trade für Nick Foles kann man geteilter Meinung sein; es besteht jedenfalls die reelle Gefahr, dass Foles zwar ein Upgrade, aber keine ausreichend starke Verbesserung darstellt, um die Bears wieder Richtung Playoffs zu befördern. Dann wäre es zwar eine Verbesserung, aber eine, die ultimativ ihr Ziel verfehlt.

Keine zwei Meinungen dürfte es dagegen beim Verlierer dieses Trades geben. Mitchell Trubiskys Zeit in Chicago geht ihrem Ende entgegen, dafür muss man kein Prophet sein. Nach einer kontrovers diskutierten 2018er Saison bauten die Fürsprecher des jungen Quarterbacks auf eine Verbesserung 2019 - Trubisky aber stagnierte bestenfalls, zumindest in der ersten Saisonhälfte spielte er merklich schlechter als im Vorjahr.

Das zwang Chicago zum Handeln. Foles ist der bessere Quarterback, er hat eine gemeinsame Vorgeschichte mit Head Coach Matt Nagy - beide arbeiteten einst gemeinsam in Kansas City - und es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, wer hier der Week-1-Starter sein wird.

Jameis Winston, Quarterback

Neben Cam Newton ganz klar der Verlierer des diesjährigen Quarterback-Karussells. Bis zuletzt schien es denkbar, dass die Buccaneers Winston mit einem kurzfristigen Deal zurückholen würden, sollte man im Rennen um Brady das Nachsehen haben. Es kam bekanntermaßen anders und so steht Winston derzeit vor einem äußerst schwierigen Markt.

Die einzigen wirklich offenen Baustellen wären New England und die Los Angeles Chargers; bei beiden Teams heißt es, dass kein Interesse an Winston besteht. Somit bleibt dem Gunslinger wohl nur ein Weg: Eine Ryan-Tannehill-ähnliche Rolle als Elite-Backup hinter einem potenziell wackligen oder gar schon angezählten Starter, um womöglich im Laufe der Saison zu übernehmen und sich wieder ins Rampenlicht zu spielen.

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