NFL

NFL Third and Long Week 7 Recap: Playoff-Träume, Packers-Offense und Mitch Trubisky

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt in seiner wöchentlichen Kolumne zurück.
© getty

Während die Halbzeit-Marke in der NFL-Saison schon wieder bevorsteht, wird das Bild immer klarer: Welche Teams haben überhaupt noch vernünftige Playoff-Chancen, und wo kann man diese Saison in der Hinsicht getrost abhaken? Außerdem: Das Gesicht der neuen Packers-Offense, die Colts siegen weiter - und wann schließen die Bears das Kapitel Mitch Trubisky? SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt in seiner wöchentlichen Kolumne zurück.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Ihr wollt Fragen an die SPOX-NFL-Kolumne stellen? Das geht direkt hier an den Autor!

Die NFL geht auf die Halbzeit-Marke zu, mehr und mehr bekommen wir ein besseres Gefühl für die einzelnen Teams. Und während rechnerisch noch alles möglich ist - die Dolphins könnten noch 10-6 gehen und sich eine Wildcard sichern! - sieht die nüchterne Realität doch anders aus:

Auch wenn noch kein Team die Hälfte seiner Spiele absolviert hat, gibt es für mich eine ganze Reihe an Teams, die mit den Playoffs nichts mehr zu tun haben werden.

Also bin ich durch die Liga gegangen, mit meinen Team-Notizen, einem Blick auf die weiteren Schedules sowie wie die eigene Division, und kam am Ende zu einem deutlichen Schluss: Fast die Hälfte der Liga schreibe ich in puncto Playoff-Chancen dieses Jahr ab. 13 Teams werden in meinen Augen schon jetzt definitiv nichts mehr mit dem Playoff-Rennen zu tun haben.

Die Offensichtlichen: Dolphins, Bengals, Redskins

Miami Dolphins (Bilanz: 0-6): Die Dolphins haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den schlechtesten Kader aufs Feld zu führen; Mission erfüllt! Wenn Ryan Fitzpatrick noch eine Weile lang so weiter spielt, ehe er früher oder später das unvermeidliche Meltdown-Spiel hat, ist vielleicht ein Sieg drin; ansonsten geht es nur um den Nummer-1-Pick in South Beach.

Cincinnati Bengals (0-7): Der Umbruch ist nicht tiefgreifend geplant wie der in Miami, doch von Woche zu Woche wurde klarer, dass der Umbruch unvermeidbar ist. Verletzungen in der Offensive Line, der Ausfall von A.J. Green, doch auch merkliche Talent-Defizite in allen Mannschaftsteilen machen klar: Die Zeit für den Umbruch ist endlich gekommen. Das dürfte auch auf der Quarterback-Position gelten - vielleicht mit dem Nummer-1-Pick.

Washington Redskins (1-6): Die erste Head-Coach-Entlassung der Saison ereignete sich in der Hauptstadt - mit Bill Callahan hat ein Interims-Coach übernommen, der den Ball laufen, laufen und dann noch ein wenig laufen will. Und das hinter einer Offensive Line, die nicht gerade gut ist. Das gilt auch für die eigene Coverage, Washington sollte einen Top-5-Pick haben und auch in einer schwächelnden Division nichts mit den Playoffs zu tun haben.

Die Enttäuschten: Falcons, Chargers, Bears, Steelers

Los Angeles Chargers (2-5): Dass die O-Line ein Problem werden würde, war klar - hier haben es die Chargers versäumt, mit kurzfristigen Upgrades das Titelfenster nochmals zu öffnen. So funktioniert die Offense trotz Rivers, Allen, Williams und Ekeler nicht konstant, während die vermeintliche Top-5-Defense eher um einen Platz in der Top-20 kämpft. Während defensive Leistungen im Laufe der Saison deutlich stärker schwanken können, scheint es aktuell auch schwer vorstellbar, dass die Offense noch auf ein Level kommt, das nötig wäre, um das Ruder für die 2019er Chargers-Saison herum zu reißen.

Chicago Bears (3-3): Die Niederlage gegen die Saints sollte auch letzte Optimisten in der Windy City aufgeweckt haben - dieses Team hat viele Probleme. Zu viele, um genau zu sein. Trubisky (dazu im Mailbag mehr), die Offensive Line, das Play-Calling, defensive Regression: Chicago war letztes Jahr ein Playoff-Team, weil man die beste Defense der Liga hatte und die Offense so gut funktionierte, dass auch ein bestenfalls durchschnittlicher Quarterback darin mitgetragen wurde. Ganz offen gesagt haben die Bears dieses Jahr nichts von all diesen Dingen, weshalb sie nichts mit den Playoffs zu tun haben werden.

Atlanta Falcons (1-6): Rein von der Kategorie her gehören die Falcons mindestens genauso in die Gruppe der "Offensichtlichen". Die O-Line ist schlecht, die Coverage komplett löchrig, der Pass-Rush zahnlos und kaum eine Offense scheint Probleme damit zu haben, Big Plays gegen die Falcons-Defense zu entwerfen. Jetzt könnte auch noch Matt Ryan ausfallen, und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis auch hier die Head-Coach-Reißleine gezogen wird. Die Falcons sind eine der größten Enttäuschungen dieser Saison.

Pittsburgh Steelers (2-4): Die Saison rückt mehr und mehr in ein "Was wäre gewesen, wenn ..."-Licht - aufgrund der sich immer besser entwickelnden Defense. Die bescherte den Steelers bereits den Sieg in der Vorwoche bei den Chargers, und mit Spielen unter anderem gegen die Dolphins, Bengals, Cardinals und Jets vor der Brust könnte es noch weitere solcher Spiele geben. Aber: die Offense ohne Ben Roethlisberger, ohne einen Nummer-1-Receiver und mit einer schwächer aufspielenden Offensive Line ist nicht gut genug, um die Steelers an den Ravens vorbeiziehen zu lassen.

Zu viele Probleme: Broncos, Buccaneers, Giants, Titans, Jets

Denver Broncos (2-5): Vor dem Thursday Night Game gegen Kansas City hatte ich die Broncos noch als potenziellen Wildcard-Außenseiter auf dem Zettel. Die Defense schien sich zu finden, die Offensive Line hatte sich stabilisiert, die offensiven Waffen sind da und Flacco erfüllte seinen Part als Game Manager. Doch die Niederlage war nicht nur vom Ergebnis her ernüchternd: Denvers Offensive Line brach gegen einen der bislang ligaweit schwächsten Pass-Rushs ein und umgekehrt konnte Denvers Pass-Rush - der weiter eine der Negativ-Überraschungen der Saison bleibt - die angeschlagene Chiefs-Line nicht dominieren. Alle Playoff-Träume in Denver standen ohnehin auf sehr wackligen Füßen, für mich sind sie nach Woche 7 beendet. Flacco wird das Team nicht tragen und die Defense offensichtlich ebenfalls nicht.

Tampa Bay Buccaneers (2-4): Division- und Conference-Faktor spielen hier auf jeden Fall eine Rolle. Die Bucs haben das Pech, dass sie an den Saints - und womöglich auch an den Panthers - dieses Jahr so oder so nicht vorbeikommen; und die Wildcards in der NFC scheinen eher Richtung NFC North und West zu gehen. Aber natürlich sind das nicht die einzigen Gründe: Da wäre eine desolate Pass-Defense, eine der drei, vier schlechtesten Pass-Defenses in der NFL. In Kombination mit den "Aussetzer"-Spielen, die Jameis Winston nach wie vor hat, und einer unterdurchschnittlichen Offensive Line ist der Weg Richtung Playoff-Rennen für die Bucs trotz offensiver Feuerkraft und der besten Run-Defense der Liga zu weit.

New York Giants (2-5): Die Secondary ist nach wie vor ein Problem, die Giants haben keinen Pass-Rush - und der plötzliche Hype um Daniel Jones, der nach dem Bucs-Spiel als Musterbeispiel für "Recency Bias" aufgeführt werden kann, ist längst auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Vielleicht wird Jones irgendwann die Antwort; im Moment sieht man sein desolates Verhalten gegen Pressure und die andauernde Tendenz, Pässe in enge Fenster werfen zu wollen, die nicht selten einfach gar nicht da sind, überdeutlich. Der Umbruch der Giants hat noch einen weiten Weg vor sich.

Tennessee Titans (3-4): Gutes Spiel von Tannehill gegen die Chargers - auch wenn Tennessee das Spiel natürlich am Ende eigentlich verlieren muss. Der Sieg hält die Titans rechnerisch mitten drin im Rennen um die Division; mit dieser Offensive Line, einer bestenfalls inkonstanten Quarterback-Situation und in meinen Augen gewaltigen Fragezeichen was den Trainerstab und das Play-Calling angeht, sehe ich Tennessee trotzdem nicht als ein Team, das Anfang Dezember noch um die Playoffs mitspielt.

New York Jets (1-5): Was für ein Desaster gegen die Patriots, das den Verdacht nahe legt, dass das Spiel gegen die Cowboys nur ein Ausreißer nach oben war - als Gase mit Darnold endlich vertikal attackierte und man den Eindruck bekam, dass die Offense doch anders aussehen könnte. Keine Antworten auf den Blitz, Darnold, der zugibt, dass er "Geister" in der Pocket sieht, die O-Line, die Secondary, das Play-Calling - die Jets sind noch weit von Playoff-Gefilden entfernt, und vielleicht erreichen sie die auch erst in einer Weile mit einem anderen Coach.

Der Sonderfall: Die Detroit Lions

Detroit Lions (2-3-1): Das Team, bei dem ich am längsten gezögert habe, ehe ich es auf diese Liste gepackt habe. Die Lions sind das eine Team auf dieser Liste, bei dem ich auf beiden Seiten des Balls das individuelle Talent sehe, um im Dezember noch im Playoff-Rennen zu sein. Sie haben die Secondary, die Waffen, den Quarterback, eine solide Offensive Line. Aber zwei andere Faktoren sind gravierend.

Detroit spielt in einer brutalen Division und hat schon jetzt zu viele enge Spiele nicht gewonnen, die man hätte gewinnen sollen (Arizona, Green Bay). Die Packers und Vikings sind wohl jetzt schon zu weit weg in der eigenen Division, und der zweite Punkt ist die Philosophie in Detroit. Dieses Team wurde zusammengestellt, um den Ball laufen zu können und den Run zu stoppen. Das sieht man im Play-Calling und in den Qualitäten auf dem Feld.

Die Offensive Line ist besser im Run-Blocking als in Pass-Protection. Die Defensive Line ist gut gegen den Run - der Pass-Rush dagegen ist extrem zahnlos. Stafford, Golladay und Jones offensiv sowie Slay und Coleman defensiv sind tolle Spieler; doch spielen sie in einem Konstrukt, das stolz darauf ist, physisch zu spielen - statt mehr Wert darauf zu legen, intelligent zu spielen. Über 31 Prozent der Runs von Kerryon Johnson, der sich jetzt noch mit einer Knieverletzung plagt, kommen gegen acht Verteidiger in der Box.

Es ist eines von vielen Beispielen für die Art Football, die 2019 der Vergangenheit angehören sollte. Die Lions fühlen sich an wie ein 8-Siege-Team und sollten mit Spielen gegen die Giants, Raiders und Bears jetzt zurück in die Spur finden. Aber an der mittel- und langfristigen Ausrichtung in Detroit habe ich ernsthafte Zweifel.