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Third and Long: Beckham, Rosen und Co. - die besten Moves der Offseason

SPOX blickt auf die besten Moves der diesjährigen Offseason.
© getty

Earl Thomas gibt einer ohnehin flexiblen Ravens-Defense noch mehr Spielraum, die Buccaneers-Defense geht endlich in eine andere Richtung, die Browns schüren Erwartungen, wie es sie seit Jahrzehnten in Cleveland nicht mehr gab - und die besten Teams der Liga zeigen, wo sie dem Rest voraus sind. In seiner NFL-Kolumne nennt SPOX-Redakteur Adrian Franke seine zehn besten Moves der diesjährigen Offseason.

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NFL: Thomas, Patriots, Bills - die 10 Top-Moves der Offseason

Honorable Mentions:

  • Panthers und Falcons investieren in ihre Offensive Line
  • Broncos holen sich Steelers-O-Line-Coach Mike Munchak
  • Lions bauen sich eine unangenehme Defense
  • Seahawks verlängern mit Russell Wilson
  • Colts verpflichten Justin Houston

10. Die Packers kaufen sich einen Pass-Rush

Es ist ein paar Tage her, dass die Packers einen wirklich starken Edge-Rush hatten. Statistisch war Kyler Fackrell letztes Jahr Green Bays gefährlichster Edge-Rusher - dessen elf Sacks bei insgesamt 23 Quarterback-Pressures lesen sich zwar eindrucksvoll, sind so aber wohl nicht zu wiederholen. Clay Matthews hatte die meisten Pass-Rush-Snaps aller Edge-Rusher und führte die Gruppe auch in QB-Pressures an - mit derer 30.

Selbst wenn Matthews nicht inzwischen bei den Los Angeles Rams wäre, hätte Green Bay hier etwas tun müssen. Und ohne wie etwa die 49ers oder Chiefs hohes Draft-Kapital opfern zu müssen, haben die Packers auch etwas getan.

Za'Darius Smith und Preston Smith sind zunächst einmal nicht die Namen, die den Casual Fan vom Hocker hauen. Beide waren bei ihren vorherigen Teams, den Ravens beziehungsweise Redskins, der jeweilige Nummer-2-Pass-Rusher hinter Stars wie Terrell Suggs und Ryan Kerrigan.

SpielerSaisonPass-Rush-SnapsQB-Pressures (Sacks)
Za'Darius Smith201848561 (10)
Za'Darius Smith201734940 (5)
Za'Darius Smith201630326 (1)
SpielerSaisonPass-Rush-SnapsQB-Pressures (Sacks)
Preston Smith201846853 (6)
Preston Smith201736839 (8)
Preston Smith201641734 (5)

In Green Bay sollen sie jetzt gemeinsam noch einen Schritt nach vorne machen, und das kann funktionieren. Warum? Zwei Gründe: Die Packers haben die Interior-Line-Spieler mit Mike Daniels und vor allem Kenny Clark, um Druck auf den Quarterback zu kreieren und so den Edge-Rushern Eins-gegen-Eins-Situationen zu verschaffen. Green Bays Top-Pick Rashan Gary dürfte ebenfalls in der Interior-Line-Rotation zum Zuge kommen, wo er deutlich besser aufgehoben sein sollte als außen.

Außerdem sollten die Blitz-Designs von Defensive Coordinator Mike Pettine inzwischen besser verinnerlicht sein und effizienter funktionieren. Auch das dürfte in Eins-gegen-Eins-Situationen für die beiden Smiths resultieren.

Die beiden Verträge enthalten über die jeweils nächsten vier Jahre zusammen addiert Garantien über nur 36 Millionen Dollar. Das ist mehr als hinnehmbar auf einer Position, auf der man häufig einen Premium-Preis zahlen muss, wenn man sie via Draft oder Free Agency aufbaut.

9. Tampa Bay investiert in seine Coverage

Die derzeit intensiv geführte Diskussion darüber, ob Coverage oder Pass Rush wichtiger ist, lässt zumindest aktuell noch beide Seiten der Argumentation Spielraum; einiges deutet darauf hin, dass Pass Rush konstanter planbar ist, während ein dominantes Spiel der Secondary enger mit Erfolg verknüpft zu sein scheint

Das Problem bei den Bucs war, dass beide Seiten dieser Medaille über die vergangenen Jahre immer wieder ein Problem waren. Mike Smith setzte lange darauf, mit dem 4-Men-Rush Druck kreieren zu können, um mehr Ressourcen für die Secondary zu haben; doch der erhoffte Druck blieb zu häufig aus, während die Secondary gleichzeitig trotzdem zu anfällig war. Eine Lose-Lose-Situation.

Mit dem neuen Trainerstab soll sich das ändern. Während es Bruce Arians' Aufgabe ist, eine Offense zu entwerfen, die Jameis Winston schematisch und über die Play-Designs entlastet, ist es die Aufgabe von Arians' langjährigem Weggefährten Todd Bowles, eine funktionale Defense aufs Feld zu bringen - "endlich", wie die meisten Bucs-Fans wohl hinzufügen würden.

Bei Bowles heißt das konkret, dass Aggressivität Einzug erhält. Seine Defenses in Arizona und auch bei den Jets hatten das Ziel, zu agieren statt zu reagieren. Hohe Blitz-Quoten, eine starke Secondary als Grundlage, Pass-Rush aus allen Richtungen - das ist die philosophische Basis der Bowles-Defense. Und das spiegelte der Draft auch wieder: Mit Devin White, Mike Edwards, Jamel Dean und Sean Bunting erfolgten alle vier Picks in den ersten drei Runden mit besonderem Blick auf die Coverage.

Tampa Bay hatte letztes Jahr nur einen Spieler, der mehr als 40 Quarterback-Pressures kreierte: Jason Pierre-Paul (46), der allerdings auch mit weitem Abstand die meisten Pass-Rush-Snaps hatte (536; Platz 2 war Gerald McCoy mit 448) - und bei dem noch komplett offen ist, wie lange er infolge seines Autounfalls fehlen wird. Der einzige Spieler mit mehr als 30 QB-Pressures neben JPP war Gerald McCoy (38), um den sich hartnäckig Trade-Gerüchte halten.

Mit Shaquil Barrett haben die Bucs womöglich einen kleinen Steal in der Free Agency gelandet, Barrett war in Denver zumeist nur die dritte Wahl, wenn er mal starten durfte, hatte er aber sehr gute Spiele. Dennoch sind das in der Summe bereits Mitte Mai schon wieder sehr viele Fragezeichen im Pass-Rush der Buccaneers. Auf die Secondary zu setzen und den Pass-Rush über das Scheme und über das Blitzing zu kreieren, dürfte für Tampa Bay der philosophisch richtige Ansatz sein. Ob es sportlich funktioniert, hängt jetzt maßgeblich von den Rookies ab.

8. Saffold und Humphries zu den Titans

Guard Josh Kline war letztes Jahr der wohl anfälligste Spieler in einer Titans-Line, die insbesondere in der Mitte so ihre liebe Mühe hatte. Eine schwierige Ausgangslage: Marcus Mariota, für den es 2019 vermutlich um die sportliche Zukunft in Tennessee geht, wird den Ball im Titans-Scheme nicht gerade schnell los; nur bei 44,5 Prozent seiner Dropbacks flog der Ball 2,5 Sekunden oder weniger nach dem Snap, Platz 22 (von 30) unter den Quarterbacks mit mindestens 350 Dropbacks.

Teilweise ist das in der Play-Action-lastigen Offense via Design, doch immer wieder hatte Mariota mit Druck über die Mitte Probleme - und Mariota ist nicht der Quarterback-Typ, der gegen Pressure glänzt. Ex-Rams-Guard Rodger Saffold sollte diese Baustelle erheblich verkleinern können, während Adam Humphries Mariota etwas gibt, das er über die letzten Jahre ebenfalls nur selten hatte: eine wirklich starke Slot-Waffe.

Corey Davis hat zwar rund ein Viertel seiner Snaps im Slot gespielt und dort auch gute Zahlen aufgelegt, Humphries als einer der verlässlichsten und insgesamt besten Slot-Receiver der letzten Jahre erlaubt es Tennessee allerdings, Davis noch flexibler herum zu schieben. Zusammen mit Zweitrunden-Pick A.J. Brown, Dion Lewis sowie Delanie Walker nach der Verletzung zurück hat Mariota jetzt ein Waffenarsenal um sich, wie er es in Tennessee vermutlich noch nie hatte.

7. Die neue Offense der Raiders

Wer sagt schon, dass ein Umbruch langsam erfolgen muss? Jon Gruden versucht jedenfalls gerade bei den Raiders zu zeigen, dass man auch einen schnellen Neustart durchführen kann. Nachdem Gruden letztes Jahr mit Amari Cooper und Khalil Mack seine beiden besten Spieler weg getradet hatte, folgte ein zumindest überraschender Draft, der sich primär auf die Defense fokussierte. Hier werden die Raiders noch Zeit brauchen, um konkurrenzfähig zu sein - offensiv könnte das womöglich anders aussehen.

Die Offense, die im Vorjahr weitestgehend im Liga-Keller zuhause war, wurde bereits in der Free Agency signifikant verbessert: Trent Brown - auch wenn er wieder auf die rechte Seite rücken soll - ist ein massives Upgrade für die Offensive Line, die ein solches dringend brauchte. Antonio Brown gibt den Raiders einen echten Nummer-1-Receiver, Tyrell Williams dessen physischen Outside-Gegenpart, J.J. Nelson bringt das Speed-Element mit und Fünftrunden-Pick Hunter Renfrow könnte dazwischen im Slot früh starten.

Dazu kam mit Josh Jacobs der kompletteste Running Back im diesjährigen Draft, und schon lässt sich ein relativ klares Bild zeichnen: Die Raiders ziehen 2020 nach Las Vegas und nach der kommenden Saison wäre eine Entlassung von Quarterback Derek Carr mit einem Dead Cap von lediglich noch fünf Millionen Dollar verbunden.

Anders gesagt: Sollte Carr in einer individuell um ein Vielfaches verbesserten Offense nicht ebenfalls positive Tendenzen zeigen, könnte Gruden den 2020er Draft nutzen, um mit einem aufregenden Rookie-Quarterback in die Stadt der Sünde einzuziehen.

6. Der clevere Offense-Neustart der Bills

Wo die Raiders mit Brown einen der Headliner des Frühlings hatten, waren die Bills eher etwas unter dem Radar unterwegs - das Ergebnis der diesjährigen Offseason könnte sich im Herbst in Buffalo allerdings auf dem Feld bemerkbar machen.

Die Bills haben über die vergangenen zwei Monate mit Mitch Morse (Free Agent, Chiefs), Ty Nsekhe (Free Agent, Redskins), Quinton Spain (Free Agent, Titans) und Cody Ford (Draft, 2. Runde) vermutlich mal eben vier neue Starter für die Offensive Line verpflichtet - lediglich Left Tackle Dion Dawkins wäre in diesem Szenario noch als Vorjahres-Bills-Starter in der Line zu finden.

Buffalos Offensive Line war letztes Jahr ein konstantes, großes Problem - ähnlich wie das Wide-Receiver-Corps. Hier investierten die Bills in Cole Beasley und John Brown, also einen verlässlichen Slot-Receiver sowie einen Speedster-Deep-Threat.

In der Summe würde niemand die Bills-Offense plötzlich in die Top-10 setzen, selbst wenn man die Quarterback-Position ignoriert. Aber Buffalo hat es in einer Offseason geschafft, eine teilweise desolat besetzte Offense auf dem Papier funktional zu machen, und das mit Verträgen, die abgesehen von dem von Mitch Morse ausnahmslos nach einem Jahr problemlos aufgekündigt werden könnten. Das verdient Anerkennung.

Jetzt gilt es, herauszufinden, was Josh Allen kann.

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