NFL

Draft: Metcalf, Brown und Co. - der Schlüssel zur Wide Receiver Klasse

SPOX blickt auf die diesjährige Wide Receiver Klasse im Draft - und die ganz besonderen Eigenheiten der Position.
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Inside: Der Slot-Receiver

Prototypisches NFL-Beispiel: Cole Beasley, Adam Humphries, Larry Fitzgerald

Gehen wir nochmals kurz zurück zum Formations-Schaubild, hier anhand einer Formation der Green Bay Packers im Spiel gegen die Arizona Cardinals während der vergangenen Saison, um die beiden anderen Receiver-Positionen genauer zu erklären.

Da der X-Receiver (Davante Adams, rot markiert) und der Tight End (Jimmy Graham, gelb markiert) die fünf Offensive Linemen einrahmen und somit die einzigen beiden Pass-eligible Spieler sind, die direkt an der Line of Scrimmage stehen, bietet sich für die anderen beiden Receiver Optionen.

Beide können via Pre-Snap-Motion bewegt werden, beide stehen leicht versetzt hinter der Line of Scrimmage und haben somit einen freieren Release. Randall Cobb (blau markiert) ist Green Bays Slot-Receiver und stellt sich hier auch dementsprechend auf; in aller Regel bedeutet das für den Slot-Receiver, dass er sich zwischen der Offensive Line und einem Outside Receiver positioniert.

Slot-Receiver, oder auch "Y"-Receiver haben dabei deutlich mehr Hilfe durch Play-Design und Struktur der Offense und der Defense, vergleicht man die Position mit dem X-Receiver. Nicht nur die angesprochenen Pre-Snap-Möglichkeiten, sondern auch ihre Matchups sind nicht selten vorteilhaft. Insbesondere gegen Zone Coverage kommen Slot-Receiver, da sie bereits viel weiter innen postiert sind, deutlich einfacher in Matchups gegen Linebacker oder einen Safety.

Agilität und Explosivität sind dabei zwei zentrale Eigenschaften, um sich schnell über die Mitte des Feldes Platz zu verschaffen, gleichzeitig aber können Slot-Receiver in alle Richtungen arbeiten und haben auch hier Freiheiten, welche Outside-Receiver durch die Limitierung des Feldes so nicht haben.

Doch gibt es in der NFL immer häufiger auch einen anderen Receiver-Typ im Slot, den sogenannten "Big Slot". Larry Fitzgerald etwa wurde über die vergangenen Jahre ein solcher Spieler, Atlantas Mohamed Sanu erfüllt das Profil ebenfalls.

Diese größeren, physischeren Receiver haben zwar nicht die Wendigkeit und Explosivität auf engstem Raum wie ihre kleineren Slot-Kollegen; dafür aber sind sie ein guter Konter, um mit ihrer Größe Slot-Cornerbacks und auch vielen Safetys ernsthafte Probleme zu bereiten.

Beide Slot-Typen sind in der diesjährigen Draft-Klasse gut vertreten, wobei der "Big Slot"-Typ in der Spitze noch etwas häufiger auffällt. A.J. Brown, Metcalfs Teamkollege bei Ole Miss, könnte man hier dazuzählen - am besten passt aber wohl Arizonas N'Keal Harry in das Profil. Ein physischer Spieler, der nach dem Catch brandgefährlich ist und aus dem Slot heraus auch vertikal eingesetzt werden kann.

Einige Beispiele im Draft dieses Jahr:

  • N'Keal Harry
  • A.J. Brown
  • Lil'Jordan Humphrey
  • Hunter Renfrow

Hybrid: Der "Z"-Receiver

Prototypisches NFL-Beispiel: Stefon Diggs, Keenan Allen, JuJu Smith-Schuster

Der Z-Receiver ist einerseits der zweite Outside-Receiver, der sich in der Formation gegenüber vom X-Receiver aufstellt. Im Gegensatz zum Slot-Receiver hat er also für gewöhnlich ebenfalls einen Cornerback gegen sich stehen, dennoch hat er mehr Freiheiten als der X-Receiver.

Der Z-Receiver stellt sich meist eben nicht direkt an der Line of Scrimmage auf, andernfalls würde er in vielen Formationen den Tight End zum Ineligible Receiver machen. Dadurch erhält er einen einfacheren Release, außerdem kann er so vor dem Snap in Bewegung gesetzt werden.

Diese Formation aus dem Spiel der Vikings gegen die Saints letztes Jahr veranschaulicht das ganz gut. Adam Thielen (rot markiert) ist der X-Receiver und muss sich an der Line of Scrimmage positionieren, genau wie der Tight End (gelb). Stefon Diggs (grün) dagegen steht leicht im Backfield, er ist der Z-Receiver und genießt dadurch mehr Freiheiten als Thielen auf der anderen Seite.

Dabei ist es nochmals wichtig zu erwähnen, dass nichts davon in Stein gemeißelt ist. Gerade der Z-Receiver ist ein klassischer Hybrid, in 2-Receiver-Sets mit beiden Wideouts auf einer Seite der Formation wird er automatisch zum Slot Receiver. Diggs hatte letztes Jahr beispielsweise 225 Snaps im Slot und 636 Snaps Outside, Tyreek Hill in Kansas City wurde 426 Mal im Slot und 527 Mal Outside aufgestellt.

Der Z-Receiver bringt also im Idealfall eine Mischung aus den Eigenschaften des X- und des Slot-Receivers mit. Er ist tendenziell agiler und explosiver als der X-Receiver, wenngleich physisch nicht so dominant; gleichzeitig ist er meist etwas schneller oder physischer als der typische Slot-Receiver, aber besitzt nicht dessen Short-Area-Quickness.

Auch hier ist der Draft spannend besetzt, und manche werden einige Receiver eher als Slot- oder eher als X-Receiver sehen. Georgias Riley Ridley mit seinem guten Route-Running, aber einigen Problemen beim Release insbesondere gegen Press Coverage und nicht gerade den agilsten Hüften oder schnellsten Füßen ist eines der besten Beispiele für einen Z-Receiver im diesjährigen Draft.

Auch UMass-Receiver Andy Isabella könnte in dieser Rolle ähnlich wie Tyreek Hill bei den Kansas City Chiefs eingesetzt werden.

Einige Beispiele im Draft dieses Jahr:

  • Deebo Samuel
  • Riley Ridley
  • Marquise Brown
  • Anthony Johnson
  • Andy Isabella
  • Parris Campbell

Unter dem Strich gilt: Wide Receiver sind nicht so linear zu ranken wie etwa die Quarterbacks. Die Position bringt zu viele verschiedene Typen mit, die auf ihre Weise und je nachdem, wie sie eingesetzt werden, auf unterschiedlichem Weg zum gleichen Erfolg kommen können.

Eine zentrale Rolle beim Scouten und letztlich auch beim Draften von Wide Receivern sollte immer auch die Frage spielen, wie man den Receiver einsetzen kann und ob seine Stärken gut genug sind, um die Schwächen in der richtigen Rolle vergessen zu lassen - und aus der jeweiligen Team-Sicht die Frage, ob man einen solchen Receiver-Typ tatsächlich sucht.

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