NFL

Fünf Favoriten und ein klares Schlusslicht

Die Regular Season ist endlich da - SPOX liefert im Power Ranking den Überblick
© getty

Free Agency, Draft, Training Camp, Preseason - all das ist im Rückspiegel, und das bedeutet: Zeit für echten Football! Doch wo sind vor der Regular Season die Favoriten, wo die Außenseiter? Warum könnten die Seattle Seahawks nochmals an die eigenen Hochzeiten erinnern und weshalb bereiten die Dallas Cowboys und die Oakland Raiders Sorgen? Das große SPOX Power Ranking zum Saisonstart

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32. New York Jets

Was soll man zu den Jets noch sagen, das nicht schon gesagt wurde? Der Kader wurde im Frühjahr mit den Abgängen von Spielern wie Brandon Marshall, Darrelle Revis, Nick Mangold, Eric Decker, David Harris, Breno Giacomini und Nick Folk komplett kernsaniert, man kann es kaum anders sagen. Als jüngstes Indiz für den totalen Rebuild darf der Trade von Sheldon Richardson nach Seattle gesehen werden, der tatsächlich aber aufgrund von Position und Vertragssituation Sinn macht. Christian Hackenberg hat in der Preseason gezeigt, dass er (zumindest noch für sehr lange) nicht die Antwort ist und, dass Josh McCown ausgerechnet hinter dieser porösen Line 16 Spiele durchhält, glaubt kaum jemand. Mit der Verletzung von Quincy Enunwa wird der einzige Offensiv-Spieler, auf den man tatsächlich gespannt war, die komplette Spielzeit verpassen. Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist mehr als offensichtlich, dass die Jets mit dem schlechtesten Kader in die neue Saison gehen wollten. Mission geglückt.

31. Buffalo Bills

Ich habe kein Problem damit, wenn Teams den Umbruch konsequent durchziehen. Ganz im Gegenteil, die jüngere Vorgehensweise der Browns begeistert und die ersten Früchte werden bereits geerntet. Auch was die Jets machen, kann ich nachvollziehen. Bei Buffalo ist das etwas anders, aus einem einfachen Grund: Die Bills verscherbeln nicht etwa alte, möglicherweise noch überbezahlte Routiniers - sie trennen sich von Spielern wie Ronald Darby und Sammy Watkins, von jungen Talente wie Linebacker Reggie Ragland oder Jonathan Willliams. Dazu der Umgang mit Tyrod Taylor, der keine echte Chance auf Erfolg unter dem neuen Bills-Regime zu haben scheint, ohne zu wissen, wann man wieder einen Quarterback überhaupt auf Taylors Level bekommt. Kurzum: Die überraschenden Kader-Aufräumarbeiten in Buffalo in den vergangenen Wochen haben große Löcher in das Team gerissen, so dass ich in der Pass-Defense, vor allem aber in der Offense generell riesige Probleme und tendenziell eher noch weitere prominente Abgänge - angefangen bei Taylor selbst - sehe. Klar ist: Den Bills geht es um 2018, nicht um 2017, und das verkörpert der Kader immer mehr.

30. Indianapolis Colts

Bevor jetzt alle Colts-Fans den Artikel schließen, lasst mich erklären: Dieses Ranking bezieht sich auf die Teams, wie ich sie aktuell sehe. Da Andrew Luck seit Monaten am Comeback arbeitet, aber zumindest die erste(n) Woche(n) verpassen wird, muss man ihn in dieser Evaluierung raus lassen - es weiß schlicht niemand, wie lange er wirklich ausfallen wird und so arbeite ich mit dem, was ich habe. Das wären dann Scott Tolzien sowie inzwischen Jacoby Brissett, wobei Letzterer zumindest für eine Weile auf der Bank Platz nehmen dürfte. Wenig ermutigend, und dass das Run Game wirklich besser funktioniert, glaube ich auch erst, wenn ich es sehe. Immerhin erstrecken sich die Verletzungen in Person von Ryan Kelly auch auf die Line, und das auf einer kritischen Position. Defensiv glaube ich, dass sich die Free-Agency-Investitionen in die Front Seven und die in die Secondary gesteckten Draft-Ressourcen perspektivisch auszahlen werden. Doch die Defense wird rundum erneuert auftreten und Zeit brauchen, um sich zu finden. Keine Angst, Colts-Fans: Das nächste Power Ranking kommt im Oktober und mit einem fitten Luck springt Indy garantiert mehrere Plätze.

29. Chicago Bears

Ich hab es im Laufe der Offseason mehrfach geschrieben: Dieses Bears-Team ist nicht so schlecht, wie man auf dem Papier glauben könnte. Ja, der Draft war infolge des teuren Trades für Mitchell Trubisky ab der zweiten Runde unspektakulär, die Kombination aus der starken Interior-Offensive-Line und Running Back Jordan Howard wird aber Druck von der Offense - und der Defense - nehmen können, während die Defensive Front zumindest auf dem Papier einiges an Qualität mitbringt und von einer verbesserten Secondary hoffentlich mehr Hilfe erhält. Das macht die Bears nicht plötzlich zu Playoff-Anwärten, umso weniger, da das Saisonaus für Cameron Meredith aus dem Receiving-Corps ein riesiges Fragezeichen macht und die Secondary genau wie die Offensive Tackles nach wie vor kritisch zu betrachten sind. Aber ich traue den Bears ohne Frage rund fünf Siege zu.

28. Jacksonville Jaguars

Langsam weiß ich nicht mehr, wie viel ich in den vergangenen Monaten schon über Blake Bortles geschrieben habe. Die Kurzversion: Bortles Wurfmechanik und Beinarbeit sind ein Desaster und ein Garant für Ungenauigkeiten sowie Turnover. Dazu kommen ganz offensichtlich mentale Probleme ob der kontinuierlichen medialen Kritik. Er mag das Quarterback-Duell - wenn man das so überhaupt nennen kann - zumindest vorläufig gewonnen haben. Dass er tatsächlich noch eine 180-Grad-Drehung hinlegen und sich als langfristiger Starter empfehlen kann, scheint aber mehr als nur abwegig. Bedeutet: Die Jaguars gehen von vorne herein mit einem massiven Quarterback-Problem in die Saison, in Kombination mit einer wackligen Line ein böses Rezept - auch für Rookie Leonard Fournette. Die Defense lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen, ob in der Front oder mit Bouye und Ramsey in der Secondary. Ohne eine zumindest funktionale Offense aber reicht das einfach nicht.

27. Los Angeles Rams

Lob gibt's dafür, dass die Rams ganz offensichtlich wild entschlossen sind, Jared Goff alle Möglichkeiten zu geben. Dringend benötigte Verstärkungen in die Offensive Line gingen Hand in Hand mit mehreren Receiving-Waffen im Draft sowie dem (nicht nur mit Blick auf den Cap möglicherweise zu aggressiven) Trade für Sammy Watkins. Ganz zu schweigen von einer mutmaßlich deutlich kreativeren, moderneren Offense unter dem neuen Coach Sean McVay. Das große Aber ist natürlich die Variable Goff selbst. Wenn der weiter mit Pressure und generellem Gefühl für die Pocket und den Pass-Rush so große Probleme hat, wie man es im Preseason-Spiel gegen die Chargers wieder einmal sehen durfte, wird er allein schon in den Division-Spielen wenig Spaß haben. Die zweite große Variable ist Todd Gurley, der besseres Run-Blocking braucht, aber auch selbst entschieden besser spielen muss. Um die Defense mache ich mir unter Wade Phillips grundsätzlich keine Sorgen, so langsam aber sollte der Holdout von Aaron Donald Rams-Fans endgültig beunruhigen.

26. San Francisco 49ers

Die Niners haben Talent, da gibt es gar keine Frage. Das neue Scheme wird sich in den Grundzügen an Seattles Taktik orientieren und die Front ist mit Spielern wie Armstead, Buckner, Thomas, Foster, Bowman und Dumervil sehr gut besetzt. Die große Frage defensiv: Kann Jimmie Ward den Free Safety spielen, und in welcher Verfassung präsentieren sich die Cornerbacks? In jedem Fall aber sollte San Francisco von der desolaten Defense der Vorsaison weit entfernt sein. Offensiv ist es eine spannende Case Study: Wie viel kann Kyle Shanahans Scheme mit personell begrenzten Möglichkeiten machen? Großer Vorteil: Mehrere Spieler, inklusive Quarterback Brian Hoyer, kannten seine Offense schon aus der Vergangenheit, das Verwirklichen von Shanahans Scheme sollte also einfacher vonstatten gehen. Trotzdem bleiben natürlich ganz eindeutig individuelle Limitierungen sowie große Fragezeichen in der Offensive Line.

25. Cleveland Browns

Ich mache diese Power Rankings jetzt seit einer Weile, und ich glaube nicht, dass die Browns schon einmal so hoch waren. Aber diesen Platz haben sie sich verdient: Weil Cleveland in der Free Agency in seine Offensive Line investiert hat und hier in die Top-5 der Liga vorstoßen sollte. Weil Cleveland im Draft keine Dummheiten gemacht, sondern erst mit dem vierten eigenen Pick den Quarterback geholt hat. Und weil Clevelands Plan, Picks zu sammeln und dann gezielt zu investieren, bereits erste Früchte trägt. Die Browns haben eine sehr gute Kombination aus Line und Running Backs, defensiv mit unter anderem Garrett, Ogbah und Collins in der Front jede Menge Talent und einen vielversprechenden jungen Quarterback. Trotzdem hat die Saison noch nach oben klare Grenzen: Aufgrund der Secondary, aufgrund des Receiving-Corps und weil Kizer ohne Frage seine Hochs und Tiefs haben wird.