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"Ab in die Eistonne, mein Sohn!"

Von Pascal De Marco
Steve Smith Sr. verabschiedet sich von der Football-Bühne
© getty
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"Es gibt nichts Besseres, als einen Spieler aufgeben zu sehen. Das gefällt mir."

[Über das Gefühl, den Willen eines Gegenspielers zu brechen]

Als in Carolina 2011 mit dem ersten Draft-Pick eine neue Ära beginnen sollte, kamen die Dinge anders als erwartet. Drei Jahre versuchte Smith sein Glück an der Seite des neuen Gesichts der Franchise, Cam Newton. Jedoch stellte die Zusammenarbeit mit dem talentierten Quarterback eine nicht zu erwartende Bürde dar. "Wir sind aus offensichtlichen Gründen aneinander geraten. Er war der First-Overall-Pick und ein Star in der Heimat. Ich war 31 Jahre und hatte drei Kinder. Wir waren in verschiedenen Phasen unseres Lebens", erklärte Smith die anfänglichen Schwierigkeiten mit Newton.

Smith soll keinerlei Geduld für die Entwicklung des neuen Franchise Players aufgebracht haben. Er hatte keine Zeit darauf zu warten, dass Newton die Terminologie des Spiels und die Variation der Laufrouten des Veteranen-Receivers verstand. Wo es auf dem Platz eine Chemie zu geben schien, spielten sich an der Seitenlinie wieder hitzige Diskussionen und lautstarke Wortgefechte ab.

Die Panthers lösten den Vertrag mit Smith 2014 schließlich zum Wohle der Entwicklung des Teams auf - und weckten in ihrem ehemaligen Franchise-Player einen verloren geglaubten Tiger. "Bei jedem Team das angerufen hat, habe ich mir den Spielplan angeschaut", eröffnete Smith, nachdem er sich Ravens unter der Leitung des altbekannten Harbaugh anschloss. "Ich wusste zwar nicht in welcher Woche, aber ich wusste dass die Panthers auf diesem Spielplan standen."

"Überall werden Blut und Eingeweide sein"

[Vor dem Spiel gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber]

In Woche vier war es soweit. Smith traf auf sein altes Team und kündigte Großes an. Sieben Catches für 138 Yards und zwei Touchdowns später war den Panthers bewusst, dass er das Mundwerk wieder einmal nicht zu voll genommen hatte.

Und die Liga wusste nach Smiths erstem Jahr in Maryland, dass er sich auch noch mit 35 Jahren an einen neuen Quarterback gewöhnen konnte. Er spielte seine achte Saison mit über 1.000 Receiving-Yards und sollte auch seinen letzten Playoff-Auftritt bekommen.

Nach dem Wild-Card-Aus gegen New England im Januar 2015 jedoch sah sich auch Smith auf die Zielgerade seiner Football-Laufbahn abbiegen. Eine letzte Saison sollte folgen, bevor sich die Big-Play-Maschine, die in keiner Spielzeit weniger als zehn Yards pro Catch verzeichnete, auf das Familienglück konzentrieren konnte. Stattdessen folgte nach einem harten Richtungswechsel, wie man ihn von ihm so häufig gesehen hatte, ein Achillessehnenriss.

"Werde Einige verletzen, beschädigen und punktieren, bevor ich abtrete"

[Nach der Ankündigung seines Comebacks im Dezember 2015]

Nein, so wollte er nicht abtreten. Der Receiver, den Larry Fitzgerald einst den besten Routenläufer der Liga nannte, entschied sich für eine letzte Rückkehr. Bis der Zähler im Januar 2017 nach 16 Jahren purer Passion bei 1.031 Catches, 14.731 Yards und 81 Receiving Touchdowns stehen blieb. Smith grüßt zum Abschied vom siebten Platz der ewigen Receiving-Yards-Rangliste - und mit der einen oder anderen Träne im Auge.

"Ich habe versucht nicht emotional zu werden, aber es ist dann doch passiert", sagte Smith über seinen Abschied. Er freut sich auf eine ruhige Zukunft mit einer Menge Zeit für die Familie: "Ich werde die Jungs vermissen, aber während sie im Training Camp sind, bin ich es nicht. Ich werde am Pool abhängen und im September Disneyland besuchen. Ich werde einfach nur Vater sein und freue mich darauf."

Gänzlich wird er die NFL glücklicherweise nicht verlassen. Smith wird künftig für das NFL Network in diversen TV-Shows als Experte auftreten. Freunde des unnachahmlichen Sprücheklopfers werden also weiterhin voll auf ihre Kosten kommen. Und außerdem erwartet ihn in fünf Jahren ja noch eine goldene Jacke und eine Büste in Canton.

Bis dahin darf er aber erstmal weiter am Pool abhängen. Oder auch in der Eistonne. Ice up, son. Ice up!

Steve Smith Sr. im Steckbrief

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