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Brady oder die Killer-Bs: Wer dominiert?

Ben Roethlisberger (l.) vs. Tom Brady - oder: zwei Titel gegen vier Titel
© getty

In den beiden Championship Games am Sonntag werden die Teilnehmer von Super Bowl LI bestimmt - wer spielt in Houston um den Titel? Zuerst treffen die Atlanta Falcons daheim auf die Green Bay Packers (21.05 Uhr), dann bekommen es Tom Brady und seine Patriots mit Big Ben und den Steelers zu tun (0.40 Uhr). Wer hat die besseren Karten? Zu sehen gibt es beide Spiele, genau wie die gesamte Postseason, live auf DAZN!

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No. 2 Atlanta Falcons (11-5) - No. 4 Green Bay Packers (10-6) (So., 21.05 Uhr live auf DAZN)

Der Weg in die Playoffs:

Atlanta: Die Saison begann aus Sicht der Falcons nicht gerade erfolgreich - nämlich mit einer Division-Heim-Pleite gegen die Buccaneers in Week 1. Doch schnell deutete sich das Potenzial der Offense von Kyle Shanahan an: 35 Punkte beim Sieg in Oakland, 45 Punkte in New Orleans, 48 Punkte gegen Carolina, garniert mit dem sensationellen 300-Yard-Spiel von Julio Jones: Bis Week 4 hatte sich Atlanta als offensiver Maßstab für die 2016er Saison herauskristallisiert.

Dabei glänzten die Falcons mit ihrer Vielseitigkeit. Statt berechenbarer Abhängigkeit von Julio Jones dominierte einmal das Run Game, einmal Jones, einmal die Tight Ends, und so weiter. Der Sieg in Denver in Week 5 sowie die knappe, dramatische Pleite in Seattle in Week 6 bestätigten diesen Eindruck nur.

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So marschierten die Falcons weitestgehend souverän durch die Saison, und nach der Bye-Week in Week 11 gab es lediglich noch den Ausrutscher zuhause gegen Kansas City. Ansonsten: Klare Siege über Arizona, Los Angeles, San Francisco und Carolina, sowie ein Heim-Erfolg über die Saints zum Regular-Season-Abschluss, welcher Atlanta den Nummer-2-Seed und damit die Playoff-Bye-Week sicherte. In der Divisional Round hatte man dann gegen die Playoff-gestählten Seahawks überhaupt keine Mühe.

Green Bay: Ein ganz so geflügeltes Zitat wie "R-E-L-A-X" wird es wohl nicht werden, aber der Effekt war ein ähnlicher: "I feel like we could run the table, I really do", sagte Aaron Rodgers, als das Team bei einer Bilanz von 4-6 stand, vom akuten Playoff-Aus bedroht - "Ich glaube daran, dass wir die restlichen Spiele gewinnen können, wirklich." Und der Packers-QB hat Recht behalten: Fünf Siege folgten, und dann gewann man am Neujahrstag auch noch das Duell gegen Detroit um die NFC-North-Krone.

Es war ein guter Abschluss einer turbulenten Saison, in der man Running Back Eddie Lacy im Oktober an die IR verlor und zwischenzeitlich sogar fast ganz ohne RBs da stand. Dazu spielte Rodgers zwischenzeitlich für seine Verhältnisse ungewohnt schwach. Am Ende ist er aber wieder in der MVP-Diskussion dabei, und die Packers sind mal wieder in der Postseason. Zum achten Mal in Folge.

Aaron Rodgers und die Packers-Offense: Der Meister der Gefahr

Die Frage war: Waren mit "run the table" auch die Playoffs gemeint? Bisher sieht es ganz so aus. Zuerst wurden die Giants daheim mit 38:13 förmlich weggefegt, dann setzte man sich auswärts hauchdünn bei den Dallas Cowboys durch. Und Rodgers packte in beiden Spielen mehrere sensationelle Würfe aus, darunter einen weiteren Hail Mary.

Die aktuelle Situation:

Atlanta: Personell gibt es eigentlich nur eine Sache, die den Falcons vor Sonntag ein bisschen Sorgen bereitet - die Zehen von Julio Jones. Der Receiver plagt sich schon einer Weile mit einer Zehenverletzung herum und konnte unter der Woche nur am Freitag eingeschränkt trainieren. Trotzdem können Falcons-Fans durchatmen: Laut Coach Dan Quinn werde es am Sonntag keine Einschränkungen für Jones geben - und der hatte in der Vergangenheit ja schon oft nicht voll trainiert und dann dennoch geliefert.

Leistungsträger wie Taylor Gabriel (Fuß), Defensive Tackle Jonathan Babineaux (Schulter) oder Safety Keanu Neal (Fuß) trainierten am Freitag ebenfalls voll mit, Quinn kann also aus dem Vollen schöpfen. Überhaupt ist der Optmismus groß vor dem nun endgültig letzten Falcons-Spiel im Georgia Dome. "Wir haben in der Offence eine gute Balance gefunden", so Matt Ryan, "und dazu haben wir gut auf den Ball aufgepasst." Und Ryan selbst, der spiele mittlerweile auf einem neuen Level, staunte Coach Quinn.

Atlanta Falcons: Mit der Macht des kalten Biers

Der Respekt vor Packers-Houdini Aaron Rodgers ist natürlich trotzdem groß. Quinn kündigte an, man werde ganz besonders darauf achten, sich bei Auswechslungen nicht mit zwölf Mann auf dem Feld erwischen zu lassen - Rodgers' Spezialität. Und Offensive Coordinator Kyle Shanahan muss die kommenden Job-Interviews noch einmal ausblenden: Er gilt als Favorit auf den Head-Coach-Posten bei den San Francisco 49ers.

Green Bay: Nach dem sensationellen Erfolg bei den Cowboys ist man in Green Bay mittlerweile davon überzeugt, dass Rodgers auch bei 30 Grad plus auf dem Lake Michigan wandeln könnte. Hail Mary gegen die Giants, ein unfassbarer Last-Second-Throw in Dallas - bei der Nummer 12 klappt derzeit einfach alles. "Spielt er so gut wie nie zuvor? Er hat auf diesem Level schon oft gespielt, aber das ist wahrscheinlich eine seiner besten Phasen", erklärte Head Coach Mike McCarthy.

Rodgers dürfte sich dabei auch nicht von einer kleinen Erkältungswelle stoppen lassen, die im Kader herumgeht. Am Freitag erschien der Quarterback leicht kränkelnd auf seiner Pressekonferenz und gab zu, für ihn stünde "Ausruhen, viel Trinken und so weiter" auf dem Plan. Aber: "Das ist keine große Sache. Es geht halt ein bisschen um. Jordy (Nelson) hatte es. Mason (Crosby) hatte es. Ich hab es. Aber das wird schon."

Mit den Wundern der modernen Medizin - und dem einen oder anderen Hausmittel - kann man einem Schnupfen gut zu Leibe rücken. Schwieriger wird es da bei Verletzungen, und der Injury Report der Packers war zuletzt tatsächlich zum Bersten voll. Die Receiver Davante Adams (Knöchel) und Geronimo Allison (Oberschenkel) konnten unter der Woche nicht trainieren, und auch Jordy Nelson musste am Freitag wieder pausieren. Ein Fragezeichen für Sonntag steht zudem hinter Safety Morgan Burnett und Corner Quinten Rollins, Running Back James Starks fällt weiter aus. Gerade bei den drei Receivern wird die Entscheidung wohl erst kurz vor dem Kick-Off fallen.

Players to Watch:

Atlanta: Taylor Gabriel und Mohamed Sanu. Die beiden Receiver haben im Schatten von Jones richtig starke Spielzeiten abgeliefert, vor allem Gabriel ist mit seiner Geschwindigkeit immer ein potenzielles Big Play. Wie viele Snaps Jones am Sonntag wirklich auf dem Feld absolvieren kann - vor einer Woche waren es nur 58 Prozent -, wird sich zeigen, und schon im Duell in der Regular Season stellten die Packers Jones mit konsequenter Doppeldeckung zu (3 Catches, 29 Yards). Heißt: Für beide dürfte es genügend Eins-gegen-eins-Duelle geben. Das müssen sie erneut so ausnutzen wie beim 33:32 in Week 8 (zusammen 152 Yards und zwei Touchdowns).

Green Bay: Julius Peppers. Die Offense der Packers steht und fällt mit Aaron Rodgers, auch wenn der auf den einen oder anderen Receiver verzichten müsste. In der Defense, und gerade in der Secondary, sind die Gäste aber klar unterlegen. Da ist das Lineplay doppelt wichtig. Angeführt vom erfahrenen 37-Jährigen muss Green Bay das zweiköpfige Running-Back-Monster der Falcons stoppen und Ryan gleichzeitig wenig Zeit in der Pocket lassen. Kann es Peppers noch einmal so richtig krachen lassen?

Darauf kommt es an:

In der Regular Season fehlte den Falcons Tevin Coleman, so kam das Team am Ende nur auf 19 Rushes. Diese Zahl wird man diesmal deutlich ausbauen wollen, um Green Bay so zu zwingen, die lädierte Secondary noch weiter zu entblößen - dann wird Ryan das jeweils beste Matchup finden. Green Bay hatte gegen Dallas in der Nickel-Defense Erfolg, weil die Cowboys ihren Vorteil mit Zeke und der Line nicht konsequent nutzten. Macht Atlanta den gleichen Fehler?

In der Packers-Offense kommt es natürlich auch darauf an, wie viele Receiver Rodgers am Sonntag wirklich zur Verfügung hat. Auch daran wird sich der Game Plan orientieren. Auf dem Papier kann keine der beiden Defenses die andere wirklich in große Schwierigkeiten bringen, es könnte sich ein Shootout anbahnen. Entscheidet der Quarterback die Partie, der als Letztes am Ball ist?

Prognose:

Aaron Rodgers ist ein Zauberer. Aber man darf nicht vergessen, dass "Matty Ice", MVP in spe, zuletzt ebenfalls fantastisch gespielt hat. Die Falcons haben den Heimvorteil, sie sind das bessere Team, und - in den Playoffs oft entscheidend - sie sind auch das fittere Team. Irgendwann reicht da auch ein Rodgers nicht mehr. Tipp: 34:24 Falcons.

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