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Zirkus-Seahawks dominieren zahnlose Lions

Kaum zu glauben, aber Seahawks-Receiver Paul Richardson fing diesen Ball tatsächlich
© getty

Die Seattle Seahawks haben ihr Playoff-Heimspiel in der Wildcard-Runde gegen die Detroit Lions mit 26:6 (0:0, 10:3, 0:3, 16:0) gewonnen. Überragender Mann bei den Seahawks war Running Back Thomas Rawls, der einen Franchise-Rekord aufstellte. Aber auch mehrere Receiver durften sich auszeichnen.

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Rawls stellte mit 161 Rushing Yards (27 Carries) einen neuen Playoff-Rekord für Seattle auf und war vor allem in der ersten Hälfte der entscheidende Faktor im Offensivspiel der Gastgeber. Die gingen nach einem unglaublichen Touchdown-Catch von Paul Richardson mit einer 10:3-Führung in die Pause, aber nachdem die Lions durch das zweite lange Field Goal von Kicker Matt Prater noch einmal verkürzen konnten, spielte nur noch Seattle.

Auch Quarterback Russell Wilson (23/30, 224 YDS, 2 TD) konnte sich nach nur 45 Yards in der ersten Hälfte steigern, wobei seine Receiver gleich mehrere sensationelle Catches hinlegten. Richardson (3 REC, 48 YDS) und Doug Baldwin (11 REC, 104 YDS, TD) lieferten Anwärter auf den besten Touchdown des Jahres. Den Lions um Quarterback Matthew Stafford (18/32, 205 YDS) fehlten am Ende einfach die Mittel.

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In der Divisional Round treffen die Seahawks als Third Seed am kommenden Samstag nun auswärts auf die Atlanta Falcons. In seiner Karriere hat Russell Wilson alle fünf Playoff-Heimspiele im CenturyLink Field gewonnen. Durch seinen achten Sieg zieht er in dieser Kategorie überdies mit Dan Marino und Steve Young gleich.

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Die Stimmen:

Thomas Rawls (Running Back Seahawks): "Wir wollen das Spiel mit guten Statistiken im Running Game beenden, denn das ist unser Spiel. Harter, unnachgiebiger Seahawks-Football. Und genau das haben wir gemacht."

Pete Carroll (Head Coach Seahawks): "Das war die Art Spiel, nach dem wir gesucht haben."

Bobby Wagner (Linebacker Seahawks): "Wir wussten: Wenn wir uns konzentrieren, dann klappt das schon. Sie haben einige richtig gute Spieler, aber wir waren die komplette Woche voll fokussiert und haben uns sehr gut vorbereitet. Wir wussten, dass wir gut spielen werden."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Die Lions haben es zwar gerade noch so in die Playoffs geschafft, sind aber bei weitem nicht in Topform: Die letzten drei Saisonspiele wurden allesamt verloren, zudem schlägt sich QB Stafford weiterhin mit einer Verletzung am Mittelfinger der rechten Wurfhand herum und muss einen Handschuh tragen. Vor dem Spiel in Seattle fallen mit Center Travis Swanson und Right Tackle Riley Reiff auch noch zwei Linemen aus. Im Backfield startet Running Back Zach Zenner.

Die Seahawks setzen ihrerseits auf Running Back Thomas Rawls, zudem kann Quarterback Russell Wilson ohne seine Knie-Bandage spielen. Es fehlen die Verletzten Tyler Lockett und Earl Thomas, als Returner soll es der kurzfristig geholte Devin Hester richten. Das größte Problem könnte mal wieder die schwache Offensive Line sein, bei der es unter anderem Rookie-Left Tackle George Fant richten.

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1. Viertel: Detroit tut sich in der Anfangsphase selbst keine Gefallen: Mehrere Drops und Penalties in den ersten beiden Drives, so springen nur Punts raus. Auf der anderen Seite läuft es aber auch nicht besser - zuerst ein Three-and-out für die Seahawks, im zweiten Drive wird Wilson gleich zweimal gesackt. Die Lions sind wieder dran und kommen in die gegnerische Hälfte, haben an der 40 aber einer schwere Entscheidung zu treffen. 0:0

2. Viertel: Coach Jim Caldwell spielt den vierten Versuch aus, aber eine trickreiche Variante über Tight End Matthew Mulligan funktioniert nicht - Turnover on downs! Die Seahawks machen es bei fourth-and-Inches wenig später besser, Thomas Rawls holt neue Versuche. Überhaupt geht jetzt fast alles über den Running Back, der immer wieder Lücken findet. Kurz vor der Endzone wird dann aber gepasst - und bei Fourth Down greift Receiver Paul Richardson im Fallen spektakulär mit einer Hand zu. Dass er dabei seinem Gegenspieler in die Gesichtsmaske greift, sehen die Referees nicht - Touchdown! Vor der Pause tauschen beide Teams dann noch einmal Field Goals. Halbzeit: 10:3 Seahawks.

3. Viertel: Ein 10-Play-Drive der Seahawks zu Beginn, aber an der gegnerischen 35 hält Wilson den Ball zu lange und wird gesackt - Punt, Detroit startet tief aus der eigenen Hälfte, arbeitet sich aber unter anderem durch einen 23-Yard-Catch von Zenner in Field-Goal-Reichweite. Dann darf Kicker Matt Prater, sein neunter Treffer aus mindestens 50 Yards in diesem Jahr. Auf der Gegenseite wartet man immer noch auf das Big Play von Wilson, aber dafür gibt es ja Rawls: Der holt bei Third Down mal eben 32 Yards. Seattle in der Red Zone. 10:6 Seahawks.

4. Viertel: Zum 16. Mal in diesem Jahr liegen die Lions im Schlussviertel zurück. Nachdem Steven Hauschka das kurze Field Goal verwandelt, sind es sieben Punkte Rückstand. Nach einer Roughness-Strafe gegen Anquan Boldin müssen die Lions punten, und dann ist das Big Play endlich da: Wilson auf Doug Baldwin für 42 Yards. Bei Third Down findet er Jimmy Graham, und aus kurzer Distanz macht schließlich Rawls den TD perfekt. 19:6, weil Hauschka nur einen Pfosten trifft. Egal, die Lions müssen erneut punten - und dann wird es absurd. Zuerst liefert Richardson einen einhändigen Monster-Catch, dann sichert Baldwin einen Ball mit seinem Hinterteil. Baldwin ist es auch, der Mitspieler Jermaine Kearse dann einen Touchdown vor der Nase wegschnappt. Da brennt nichts mehr an. Endstand: 26:6 Seahawks.

Der Star des Spiels: Thomas Rawls. Noch wartet Seattle auf die Rückkehr von C.J. Prosise - aber wenn Rawls so auftrumpft, werden ja fast Erinnerungen an Marshawn Lynch wach. Rawls zeigte mit 27 Carries und 161 Yards eine fantastische Leistung mit einer Mischung aus Geschwindigkeit und Beweglichkeit und brach mehrere Tackles. Einmal wartete er sogar clever darauf, dass ihm Wilson (!) einen Block stellte. 161 Yards - dabei hatte er es in den letzten drei Spielen zusammen auf gerade mal 56 Yards gebracht.

Der Flop des Spiels: Anquan Boldin. Der 36-Jährige gehört zu den erfahrensten Spielern der Liga und wäre als Führungsspieler enorm wichtig gewesen. Boldin blieb aber nicht nur sportlich blass (zwei Catches für 24 Yards), sondern leistete sich auch noch zwei Ausraster, die jeweils mit "Unnecessary Roughness"-Flaggen belohnt wurden. Gerade von einem Playoff-Veteranen muss man in dieser Hinsicht mehr erwarten dürfen.

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Das fiel auf:

  • Die Offensive Line der Seahawks ist immer noch ein "Work in Progress", wie man so schön sagt, aber nach den zwei Sacks gegen Wilson im zweiten Drive steigerte sich die Einheit und ließ nur noch einen weiteren Sack zu - wobei der eher auf Wilsons Konto ging. Im Running Game öffnete man zudem immer wieder Lücken für Rawls - vor allem über rechts -, auch wenn Detroit (4,4 Yards/Carry) nicht sonderlich gut gegen den Run ist.
  • Der O-Line der Lions wiederum sah man den personellen Aderlass an, zumal ja mit Ameer Abdullah und Theo Riddick auch noch die zwei Running Backs fehlen. Zwar konnte man Stafford (3 Sacks) bis in die Schlussphase weitgehend beschützen, aber Lücken für das Running Game fanden sich fast keine. Zach Zenner beendete seinen Abend mit elf Carries für gerade mal 34 Yards.
  • Vor der Partie hatten Beobachter spekuliert, ob Seattles Cornerback Richard Sherman Golden Tate über das komplette Feld verfolgen würde. Das tat er nicht, Sherman blieb auf seiner linken Seite. Und die wurde von Stafford dann das gesamte Spiel über ignoriert. Stattdessen versuchte er sein Glück etwa gegen DeShawn Shead, aber der verteidigte gleich drei Pässe bei Third Down und sorgte so für Punts.
  • Die Seahawks brauchten ein paar Drives, bis es im Running Game flutschte, und auch im Passspiel klaptte es erst in der zweiten Hälfte so richtig. Die Lions waren also durchaus länger im Spiel. Aber die Receiver ließen ihren Quarterback im Stich, und leisteten sich - je nach Zählweise - bis zu vier Drops bei Third Down. Angesichts des schwachen Running Games war das der Todesstoß: Die Lions verwandelten in der ganzen Partie nur 2/11 Third Downs (Seattle: 9/16).
  • Durch die neunte Playoff-Niederlage in Folge stellten die Lions außerdem einen neuen NFL-Rekord auf. Bisher war man gleichauf mit den Bengals gelegen. Den letzten Playoff-Sieg konnte man in der Saison 1991 feiern.

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