NFL

Chiefs schlagen desolate Texans

Knile Davis eröffnete die Playoffs mit einem Kickoff-Return-Touchdown
© getty

Die Saison der Houston Texans endet mit einer mehr als nur enttäuschenden Leistung gegen die Kansas City Chiefs sang- und klanglos. Vor allem offensiv kam der AFC-South-Champion nicht nur nie ins Rollen - katastrophale Fehler, primär durch Brian Hoyer, servierten Kansas City vielmehr immer wieder Gelegenheiten auf dem Silbertablett. Allerdings zahlten die Chiefs für den letztlich ungefährdeten Wildcard-Sieg womöglich mit einem hohen Preis.

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Im dritten Viertel verletzte sich Nummer-1-Receiver Jeremy Maclin mutmaßlich schwer am Knie, schnell war klar, dass er nicht zurückkehren würde. Die ersten Meldungen aus der Gerüchteküche lassen einen Kreuzbandriss befürchten. Davon abgesehen war es über weite Strecken ein Bilderbuch-Nachmittag: Die Defense der Chiefs dominierte dieses Spiel, Texans-QB Brian Hoyer (15/34, 136 YDS, 4 INT) legte eine komplett katastrophale Partie aufs Parkett. Auch im Run Game tat sich Houston extrem schwer.

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Lediglich DeAndre Hopkins sorgte vereinzelt für etwas Gefahr, das reichte aber nicht einmal ansatzweise. Kansas City machte nicht immer das Beste aus den Turnovern der eigenen Defense, spielte aber konzentriert und humorlos. Alex Smith (17/22, 190 YDS, TD, INT) steigerte sich nach durchwachsenem Beginn, vor allem aber konnte Kansas City ein beständiges Running Game aufziehen. Gegen alles in allem desolate Texans brauchte es von der Offense gar nicht mehr.

Die Divisional Playoffs im Überblick

New England Patriots - Kansas City Chiefs (Samstag, 22.35 Uhr)

Arizona Cardinals - Green Bay Packers (Sonntag, 2.15 Uhr)

Carolina Panthers - Seattle Seahawks (Sonntag, 19.05 Uhr)

Denver Broncos - Pittsburgh Steelers (Sonntag, 22.40 Uhr)

Die Stimmen:

Alex Smith (Chiefs-Quarterback): "Unser letztes Duell mit Houston ist lange her, wir wollten am Anfang herausfinden, wie sie auf bestimmte Dinge reagieren. Da haben wir einiges in der Halbzeit umgestellt."

...über den Opening-Kick-Off: "Du erwartest nie, dass ein Spiel so beginnt. Aber das war für uns ein toller Start. Wir haben das Gefühl, dass wir offensiv, defensiv und im Special Team bestehen können."

...über die Maclin-Verletzung: "Immer wenn sich so ein Spieler verletzt, ist das schwer. Er ist ein Leader und wichtig für uns. Wir werden sehen, was bei den Tests raus kommt."

Andy Reid (Head Coach Chiefs): "Hut ab vor den Texans. Bill baut das auf die richtige Art und Weise auf, in der NFL ist der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage immer sehr gering, geringer als es scheint. Die Turnover sind die Story hier: Sechs Turnover, fünf Interceptions, das ist für jeden Gegner schwer. Ich bin stolz auf die Jungs, die haben heute alles gegeben. Vor allem die Offensive und die Defensive Line haben heute wirklich geliefert.

Bill O'Brien (Head Coach Texans): "Wir müssen besser coachen, wir müssen die Sachen besser auf dem Platz umsetzen. Die Offense war insgesamt heute nicht gut. Einen Quarterback-Wechsel habe ich nicht in Erwägung gezogen. Wir müssen jetzt Wege finden, uns in allen Bereichen zu verbessern. Die kommende Saison wird wieder ganz anders aussehen. Immer wenn du so verlierst, ist das ein furchtbares Gefühl. Wir müssen besser werden, ich weiß nicht, was ich anderes sagen soll. Und das fängt bei mir an."

...über Travis Kelce: "Er ist ein guter Spieler, wir hatten einen Plan für ihn. Manchmal hat der geklappt, manchmal nicht. Da müssen wir dran arbeiten."

Brian Hoyer (Texans-QB): "Es lief heute einfach nicht für mich. Ich habe meinem Team heute geschadet. Vier Interceptions in einem Spiel, das ist nicht das, was ich normalerweise kann. Ich muss besser spielen, Punkt. Ich denke nicht, dass es irgendetwas mit meinen Nerven zu tun hatte. Ich habe auf dem Platz einfach den Plan nicht umgesetzt, jetzt muss ich daraus lernen. Das dürfte einer der schlimmsten Momente meiner Karriere sein."

Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off:
Playoffs, everybody! Und pünktlich dafür kommt Kansas City, das jetzt zehn Spiele in Folge gewonnen hat, fast in Bestbesetzung daher: Starting-Center Mitch Morse (Gehirnerschütterung) fällt zwar aus, doch neben Linebacker Tamba Hali, Safety Husain Abdullah und Right Tackle Jah Reid ist vor allem Pass-Rusher Justin Houston rechtzeitig fit geworden. Er könnte der X-Faktor beim Wildcard-Opener werden und das gilt umso mehr, da die Texans ohne Left Tackle Duane Brown auskommen müssen.

Somit bleibt abzuwarten, wie Houston seine Pass-Protection hinbekommt - und ob die Hausherren Receiver DeAndre Hopkins früh ins Spiel einbinden können. Hier könnte ein weiteres spannendes Duell mit Chiefs-Rookie-Cornerback Marcus Peters warten. Doch nicht nur Brown fällt aufseiten der Texans aus: Auch Defensive End Jadeveon Clowney wird nicht mit von der Partie sein, der einstige Nummer-1-Draftpick hatte bis zuletzt versucht, es doch noch in den Kader zu schaffen.

1.: WAS FÜR EIN AUFTAKT! Die Chiefs bekommen den Opening-Kick-Off, Running Back Knile Davis fängt den Ball sechs Yards hinter der eigenen Goal Line und trägt ihn, ohne auch nur einem Tackle ausweichen zu müssen, auf die andere Seite des Felds. Touchdown, ganze elf Sekunden hat es gedauert - und das Stadion ist erstmal in Schockstarre. 7:0 Chiefs.

9.: Die Achterbahnfahrt geht weiter: Nach einem Three and Out der eigenen Offense stoppt die Texans-Defense Kansas City zwar kurz vor Field-Goal-Reichweite, umgekehrt aber wirkt die Offense verloren. Hoyer wirft ohne Druck eine katastrophale Interception, Eric Berry sagt Danke. Aber die Defense hält: Smiths Pass ist leicht in den Rücken von Jeremy Maclin, den so abgefälschten Wurf schnappt sich Brian Cushing! Es ist die erste Postseason-Interception in der Karriere von Alex Smith - die Playoffs starten mit jeder Menge Drama! Weiter 7:0 Chiefs.

23.: Diese Texans-Offense wirkt nicht bereit für die Playoffs - abgesehen von DeAndre Hopkins. Der Receiver bringt Houston fast im Alleingang tief in die Hälfte der Chiefs, nur um da mit ansehen zu müssen, wie Brian Hoyer den Ball nach leichtem Kontakt mit seinem eigenen Tackle fallen lässt. Der nächste Turnover der Hausherren! Kansas City erhöht anschließend per Field Goal und wiederholt das nochmals wenige Minuten später. Das Ergebnis der ersten vier Texans-Drives: Punt, Fumble, Interception, Punt. 13:0 Chiefs.

28.: Hoyer erlebt hier einen Albtraum. Der Reihe nach: Zunächst gibt es ein Lebenszeichen der Texans. Endlich klappt im Running Game mal etwas, Alfred Blue trägt den Ball per Stretch Play 49 Yards bis in die Red Zone. J.J. Watt und Vince Wilfork kommen dann plötzlich rein, Watt erhält das Ei per Wildcat - und wird sofort gestoppt. Dann darf es Hoyer wieder versuchen, und schießt den nächsten Bock. Dieses Mal immerhin unter Druck, doch die Entscheidung ist erneut eine Katastrophe! Der Passversuch zu Blue in Double Coverage kommt fast mit Ansage und Mauga schnappt zu. Die Texans bekommen den Ball nochmals vor der Pause - und Hoyer wirft seinen dritten Pick! Es ist bislang ein einziges Desaster für Houstons Offense.

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41.: TOUCHDOWN! Wir haben den ersten Offensiv-Touchdown in den diesjährigen Playoffs! Smiths Play-Action-Fake erwischt die Texans-Defense und Chris Conley ist frei in der Endzone. Ein perfekter Wurf und die Chiefs bauen ihre Führung aus! Kurz zuvor aber gab es auf beiden Seiten Hiobsbotschaften: Beim gleichen Spielzug verletzten sich Chiefs-Receiver Jeremy Maclin und J.J. Watt. Watt (Leiste) konnte immerhin noch eigenständig vom Platz laufen, Maclin (Knie) wurde schnell in die Kabine gefahren. Unter dem Strich steht: 20:0 Chiefs.

45.: Und Kansas City macht wohl den Deckel drauf. Houstons Tackling-Versuche sind jetzt kaum noch auf NFL-Level, dazu kommen Strafen durch den offensichtlich wachsenden Frust. Spencer Ware läuft problemlos in die Endzone, 27:0 Chiefs.

58.: Hier ist längst alles entschieden. Die Chiefs stoppen Houston nochmals bei Fourth Down und wenig später legt Hoyer eine weitere unnötige Interception nach. Nachdem Kansas City per Field Goal auf 30:0 erhöht, hat dann auch Smith Feierabend. Es ist ein komplett ungefährdeter Erfolg für die Chiefs und der erste Sieg für KC in den Playoffs seit 22 Jahren!

Der Star des Spiels: Travis Kelce. Die von Hoyer her geschenkten Turnover waren zweifellos die Geschichte des Spiels. Doch Kansas Citys Tight End war in einem von den Defenses (und Hoyers Fehlern) geprägten Spiel der Motor in der Chiefs-Offense. Acht Catches für 128 Yards standen am Ende zu Buche, Kelce erlief viele Yards nach dem Catch und war ein wichtiger Faktor dafür, dass Alex Smith irgendwann besser in die Partie kam. Damit schloss sich für Kelce auch ein Kreis: In nur einem Spiel in dieser Saison hatte er über 100 Receiving-Yards und in nur einem mehr als einen Touchdown - beides gelang ihm in Week 1 in Houston. Ebenfalls extrem stark: Die Front Seven der Chiefs, die ihre Pflicht gegen eine angeschlagene Texans-O-Line mit Sternchen erledigte.

Der Flop des Spiels: Brian Hoyer. Houstons Bilanz in der ersten Hälfte: Sechs Drives, vier (!) Turnover von Hoyer. Neben dem etwas unglücklichen Fumble standen drei Picks, die fast komplett auf Hoyers Kappe gingen: Die erste Interception war ein katastrophaler Passversuch ohne Druck, die zweite in der Red Zone, zwar unter Druck, aber auch in Double Coverage. Der dritte Pick war schlicht ein völlig missratener Wurf und Hoyer hätte die zweite Hälfte um ein Haar mit seiner vierten Interception eröffnet. Das holte er mit einem weiteren desolaten Pass nach. Es war, unabhängig von den Problemen in der Pass-Protection, eine indiskutable Vorstellung.

Das fiel auf:

  • Die Chiefs-Defense machte von Beginn an viel Druck, Hoyer steckte früh einige Hits ein. Die Texans konnten kaum einmal konstant Eins-gegen-Eins-Duelle gewinnen, Kansas City dominierte die Line of Scrimmage, offensiv wie defensiv. In der ersten Halbzeit brachte Hoyer nur einen (phasenweise) guten Drive zustande, als er die Off-Coverage der Chiefs ausnutzen und Hopkins bedienen konnte.
  • Houston hielt am eigenen Running Game fest, auch wenn die Backs oft nach nur zwei oder drei Yards gestoppt wurden. Coach Bill O'Brien wurde aber immerhin mit einigen guten Runs von Alfred Blue belohnt, eine wirkliche Entlastung für Hoyer war das allerdings nicht.

  • Der Kickoff-Return-Touchdown von Davis war der schnellste Score in der Postseason-Geschichte. Darüber hinaus war es der zweitlängste-Return-TD in den Playoffs. Nur Baltimores Jacoby Jones (108 Yards im Super Bowl) legte noch zwei Yards mehr zurück.
  • Für die Texans setzten sich so die Probleme im Special Team fort: Die Coverage-Teams sind schon die ganze Saison über ein Sorgenkind und gehören zu den schlechtesten der Liga, nicht nur beim Touchdown sahen sie auch am heutigen Tag nicht gut aus.
  • Kansas City hatte sich für J.J. Watt eine besondere Behandlung überlegt: Houstons Star-Pass-Rusher wurde häufig gar nicht geblockt, sondern per Quarterback-Read aus dem Spiel genommen - der Spielzug ging oftmals einfach in die andere Richtung. Dazu kam der ein oder andere Jet Sweep, kombiniert mit schnellen Pässen und Screens, um Houstons D-Line zu neutralisieren. Kansas City mischte hier Elemente der West Coast Offense mit Elementen einer Spread Offense, was sich mehrfach als effektives Mittel gegen die Texans-Front erwies.
  • Defensiv gab es von Kansas City keine Sonderbewachung für Top-Receiver DeAndre Hopkins. Die Cornerbacks Marcus Peters und Sean Smith hielten, wie gewohnt, ihre Seiten. Houston fehlte einmal mehr ein Komplementär-Receiver zu Hopkins, der auch auf der anderen Seite des Feldes für Gefahr gesorgt hätte. Nate Washington (1 REC, 3 YDS) war jedenfalls keine große Hilfe. Im Laufe der zweiten Hälfte kamen dann auch noch bittere Drops, selbst bei Hopkins, dazu.

Die Playoffs: Wildcard Weekend im Überblick

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