NBA

Sirtaki in der Bierstadt

Giannis Antetokounmpo ist und bleibt der große Hoffnungsträger bei den Bucks
© getty

Die Milwaukee Bucks haben im Sommer ihre Schwachstellen analysiert und adressiert - riesige Sprünge sollte man in der Tabelle aber dennoch nicht erwarten. Die Zukunft von Giannis Antetokounmpo und Co. sieht trotzdem rosig aus, wenn das Front Office weiter die richtigen Schlüsse zieht.

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Die Transaktionen: Ein "großer" Name a la Greg Monroe wurde in diesem Sommer nicht verpflichtet, für die Tiefe nahmen die Bucks aber dennoch einige neue Spieler unter Vertrag. Die wohl namhaftesten Neuzugänge waren der frisch gekürte Champion Matthew Dellavedova, dessen 38 Millionen Dollar über vier Jahre etwas zu viel für sein Ex-Team aus Cleveland waren, sowie Mirza Teletovic, der für drei Jahre und 31,5 Millionen verpflichtet wurde.

Jason Terry (1 Jahr, 1,5 Millionen) soll für Erfahrung und Shooting im Backcourt sorgen, ebenso wie der weiterverpflichtete Steve Novak im Frontcourt, der ebenfalls für das Veteranenminimum gehalten wurde. Neuen Esprit dagegen bringen die Rookies Thon Maker (#10) sowie Malcolm Brogdon (#36).

Jerryd Bayless (Philadelphia) und Greivis Vasquez (Brooklyn) ließen die Bucks ziehen, dafür wurde Miles Plumlee mit einem üppigen neuen Vertrag ausgestattet (vier Jahre, 50 Millionen). Zudem konnte man sich mit Giannis Antetokounmpo auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung einigen, damit dieser im Sommer 2017 kein Restricted Free Agent wird.

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Die Strategie: Die vergangene Saison war nach der Playoff-Teilnahme 2015 mit nur 33 Siegen eine herbe Enttäuschung und das hatte verschiedene Gründe: Shooting war quasi non-existent, Michael Carter-Williams konnte das Spiel als Aufbau nur bedingt dirigieren und nicht zuletzt enttäuschte Monroe komplett.

Seine Stats waren mit 15,3 Punkten und 8,8 Rebounds zwar in Ordnung, allerdings brach die Defense mit dem neuen Big Man ein. Auch deshalb halten sich weiterhin Gerüchte, dass die Bucks den 26-Jährigen gerne noch traden würden. Er passt scheinbar nicht wirklich ins Konzept, zudem könnte er nach der Saison aus seinem Vertrag aussteigen.

Gegen einen Abschied des Topverdieners hat sich Milwaukee in dieser Saison bereits abgesichert. Langfristig soll Rookie Maker seinen Posten übernehmen, aber in der Zwischenzeit steht nun auch weiterhin Plumlee bereit, der seine eigenen Limitationen hat, in der Defense aber deutlich mehr Kompetenz (und Engagement) an den Tag legt als Monroe.

Auch an den anderen Problemen hat GM John Hammond gearbeitet. Delly stellt mit seinem Shooting ein Upgrade gegenüber MCW dar: Er ist kein großartiger Playmaker, dafür aber deutlich nützlicher abseits des Balles - und einen Großteil des Ballvortrags soll ohnehin der Greek Freak übernehmen. Mit Teletovic wurde ein weiterer kompetenter Abnehmer für Giannis' Vorlagen verpflichtet, der die zuletzt eher schwache Bank aufwerten sollte.

Hammond hat gleichzeitig allerdings auch darauf geachtet, dass er seinen talentiertesten Spielern niemanden vor die Nase gesetzt hat, der sie in ihren jeweiligen Entwicklungen behindern könnte. Das Schicksal der Bucks hängt lang- und kurzfristig an Giannis, Jabari Parker, Khris Middleton, John Henson und nun auch Maker - daran hat diese Offseason keinen Zweifel gelassen.

Die Schwachstellen: In der vergangenen Saison belegte Milwaukee beim Offensiv-Rating Platz 26 (104,3) und beim Defensiv-Rating Platz 23 (108,7) - von 30 Teams, wohlgemerkt. Vor diesem Hintergrund ist es beinahe schon überraschend, dass sie überhaupt 33 Spiele gewinnen konnten. "Luft nach oben" ist also extrem viel vorhanden. Das gilt auch für die getroffenen Dreier, bei denen Milwaukee letztes Jahr den allerletzten Platz belegte.

Es ist auch realistisch, davon auszugehen, dass die Bucks in jeder dieser Kategorien einen Schritt nach vorne machen werden. Allerdings ist vieles eben immer noch "learning by doing": Giannis und Parker sind jeweils erst 21 Jahre alt und werden weiterhin Fehler machen. Das dürfen sie auch, aber das wird sich natürlich auch wieder auf die endgültige Bilanz auswirken. Ein riesiger Sprung in der Tabelle ist daher nicht unbedingt zu erwarten, vielmehr wird sich das Ganze Stück für Stück entwickeln müssen.

Zumal das Personal der Zukunft wohl noch nicht endgültig beisammen steht. Monroe wird die Saison kaum in Milwaukee beenden, auch MCW hat in seinem letzten Vertragsjahr einiges zu beweisen, selbst wenn Coach Jason Kidd wohl weiter große Stücke auf ihn hält. Damit steht er nahezu alleine da: Weder MCW noch Delly haben langfristig das Zeug dazu, Starting Point Guard bei einem realistischen Titelkandidaten zu werden.

Der Hoffnungsträger: Talente gibt es einige - Maker und Parker beispielsweise -, aber machen wir uns nichts vor: Der große Hoffnungsträger in der Bierstadt tanzt auch in dieser Saison Sirtaki. Die katastrophale Vorsaison wurde nur dadurch erträglich, dass Kidd nach dem All-Star Break vermehrt auf Giannis als primären Ballhandler setzte.

Als Point Guard kam Giannis auf absurde 19 Punkte, 9 Rebounds und 7 Assists, was entfernt schon an Weltklasse-Allrounder wie LeBron James und Russell Westbrook erinnerte. Freilich gewann Milwaukee nach der Pause trotzdem nur 11 von 28 Spielen - Giannis muss noch lernen, wie er seinen individuellen Output auch in Team-Erfolge ummünzen kann.

Das ist bei einem immer noch erst 21-Jährigen, der Mitte der Saison auf eine neue Position gesetzt wurde, allerdings auch kein Problem. Antetokounmpo gehört zu den aufregendsten Talenten in der gesamten NBA - je größer sein Fortschritt, desto besser die Aussichten für die Bucks.

Das Fazit: Die Bucks haben ihre größten Schwachstellen erkannt und adressiert - das ist per Definition genau die Aufgabe eines Front Office' in der Offseason. Die Preise für Teletovic und Dellavedova waren zwar hoch, aber nicht dramatisch, da beide akute Schwachstellen im Kader füllen können und sollen.

Maker galt als eines der größten Mysterien im Draft - nicht nur bezüglich seines Alters. Gut möglich, dass er etwas mehr Zeit brauchen wird als gewohnt, allerdings haben die Bucks bei ihrem letzten "Mystery-Pick" Antetokounmpo ja auch schon ein gutes Händchen bewiesen. Der Süd-Sudanese reiht sich in die Ansammlung von Talenten mit viel Upside nahtlos ein.

Milwaukee tat zudem gut daran, nichts zu überstürzen. Derzeit hätte man für Monroe nicht viel Gegenwert bekommen - präsentiert er sich zum Saisonstart solide, könnte sich das während der Saison ändern. Ähnlich verhält es sich bei MCW, wobei der Point Guard in Milwaukee wohl noch eine etwas realistischere Chance hat als Monroe.

Die nächste und wichtigste Amtshandlung bestand allerdings darin, mit Antetokoumpo eine Vertragsverhandlung auszuhandeln - was nun gelungen ist. Solange er bei den Bucks bleibt und sich weiter ähnlich rasant weiterentwickelt, sieht die Zukunft in der Bierstadt nicht allzu düster aus.

Note: 2

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