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NBA - Wie die Timberwolves den Draft mit Stephen Curry vermasselten: "Sollten einen Ring dafür bekommen"

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Im NBA Draft 2009 ging Stephen Curry erst als siebter Pick über die Ladentheke. Die Minnesota Timberwolves verschmähten gleich zweimal die Chance auf den späteren MVP - obwohl sie auf der Suche nach einem Guard waren. Stattdessen folgte ein Draft-Desaster.

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Wütende Buhrufe der Knicks-Fans am Draft-Abend, wenn der Commissioner die Entscheidung des eigenen Teams verkündet hat, sind schon lange keine Seltenheit mehr. Fragt mal bei Kristaps Porzingis oder Frank Ntilikina nach. Auch im Juni 2009 erlebten die mittlerweile leidgeprüften Anhänger der Traditionsfranchise eine herbe Enttäuschung.

Dieses Mal war jedoch nicht der eigenen Pick Auslöser eines kollektiven, enttäuschten Stöhnens, gefolgt von lauten Unmutsbekundungen im Madison Square Garden, wo der Draft stattfand. Die Knicks waren erst fünf Minuten später dran, doch genau da lag der Hund begraben.

So hatten sie mit ihrem achten Pick keine Chance mehr auf einen gewissen Wardell Stephen Curry II, den die Golden State Warriors an Position sieben den Knicks vor der Nase wegschnappten. Dafür kam Jordan Hill nach New York - das sollte viele Knicks-Fans während Currys Aufstieg zu einem der besten Basketballer aller Zeiten noch lange in ihren Albträumen verfolgen.

Doch wie soll es da im Nachhinein erst den Fans der Minnesota Timberwolves ergehen? Sie hatten eine Chance auf Curry - falsch, sie hatten sogar zwei Chancen. Sie waren sogar auf der verzweifelten Suche nach einem Guard. Doch statt Curry bekamen die Wolves-Fans ein historisches Draft-Desaster im Quadrat.

Timberwolves: Zwei Top-Picks im Guard-Schlaraffenland

Verantwortlich dafür zeichnete sich ein Mann, der auch heute noch das Stigma des Curry-Ignorierers mit sich trägt und es wohl auch niemals loswird. Tatsächlich ist diese Anekdote vom Draft 2009 bereits im dritten Satz des Wikipedia-Artikels über David Kahn verankert.

Der heutige Präsident des französischen EuroCup-Teams Paris Basketball zog vier Jahre lang die Fäden im Front Office der Minnesota Timberwolves, wenige Wochen vor dem Draft 2009 trat er die Nachfolge von Kevin McHale an und sollte die gebeutelte Franchise nach zwei Saisons mit 22 und 24 Siegen wieder in die richtige Bahn lenken.

Zwei Jahre nach dem Trade des ehemaligen Franchise-Stars Kevin Garnett waren in Person von Kevin Love und Al Jefferson immerhin schon wieder vielversprechende Eckpfeiler vorhanden. Nur: Es fehlte an Talent im Backcourt. "Wir hatten keinen einzigen Point Guard im Kader" erinnerte sich Kahn später bei Sports Illustrated.

Das sollte sich am Draft-Abend ändern. Zusätzlich zum eigenen Nummer-6-Pick sicherte sich Kahn in einem Trade mit den Washington Wizards für Randy Foye und Mike Miller auch noch das fünfte Auswahlrecht. Zwei Top-6-Picks in einem Draft mit Curry, Ricky Rubio, Jrue Holiday oder DeMar DeRozan sollten doch reichen, um einen Point Guard der Zukunft plus ein weiteres Talent zu finden. Sollte man meinen.

Stephen Curry wurde im Draft 2009 an siebter Position von den Warriors gewählt - dabei wollte er wo ganz anders hin.
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Stephen Curry wurde im Draft 2009 an siebter Position von den Warriors gewählt - dabei wollte er wo ganz anders hin.

Die Minnesota Timberwolves und die "Point-Guard-Polygamie"

Nachdem Blake Griffin (Clippers), Hasheem Thabeet (Grizzlies), James Harden (Thunder) und Tyreke Evans (Kings) vom Board gingen, startete der Abend für die Wolves-Fans eigentlich ziemlich gut. Minnesota schnappte sich Rubio, der im Vorfeld als bester Passer des Jahrgangs und als eines der besten Talente dieser Klasse überhaupt gehandelt wurde.

"Gute Arbeit" bescheinigte selbst Bill Simmons in seinem Draft Diary für ESPN seinem späteren Nemesis Kahn. Doch wenige Minuten später war das Entsetzen groß. "SIE HABEN GERADE ZWEI POINT GUARDS IN FOLGE GENOMMEN!!!!!! Und warum nicht Curry?" schrieb Simmons in seinem nächsten Eintrag, kurz nachdem sich Jonny Flynn als Nr.6-Pick das Wolves-Cappie aufgesetzt und die Hand von Commissioner David Stern geschüttelt hatte.

Nicht falsch verstehen, Flynn und Rubio wurden von vielen Beobachtern damals als die zwei vielleicht besten Point Guards des Drafts eingeschätzt. In manchen Mocks wurde Flynn sogar noch höher gehandelt nach einer starken Saison für Syracuse (bei Bleacher Report bekam Minnesota dafür Curry UND James Harden - stellt Euch das mal vor ...). Dennoch sorgte die Entscheidung vor allem für Unverständnis.

Bleacher Report gab dem Pick die Note 4, ESPN schrieb in der Nachbetrachtung von einer "Point-Guard-Polygamie", die nur schwer gemeinsam auf dem Court vorstellbar sei. Scharfschütze Curry neben Rubio könne vielleicht funktionieren. "Aber Flynn auf der Zwei? Wirklich?"

So erging es nicht nur den Journalisten. "Als sie zwei Point Guards auswählten, saß ich im Green Room und dachte nur: 'Das ist schräg'", erinnerte sich Curry 2022 im Podcast von Teamkollege Draymond Green. "Was ist da der Plan? Und warum sitze ich immer noch hier?"

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