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NBA - Klay Thompson feiert gelungenes Comeback für die Warriors: Ungewohnter Signature-Moment

Klay Thompson feierte gegen die Cavaliers ein gelungenes Comeback.
© getty

Das lang ersehnte Comeback von Klay Thompson hat (fast) alle Erwartungen erfüllt. Der Splash Brother erinnerte in manchen Szenen in zumindest für die Konkurrenz beängstigender Manier an sein altes Ich. Manche Anlaufschwierigkeiten waren für den 31-Jährigen dagegen zweitranig - aus einem simplen Grund.

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Klay Thompson starrte nur auf das gelb-blau gefärbte Parkett vor sich. Er schien versunken in einer anderen Welt, als der Hallensprecher im Chase Center mit langgezogener Stimme frohlockte: "Heeee's baaack!". Die 18.064 Anhänger in der Arena explodierten, nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal an diesem Abend. Und Thompson saß zunächst nur still da und saugte jede einzelne Millisekunde dieses Moments in sich auf.

Kurz bevor sein Name über die Hallenmikrofone ertönte, erhob sich der 31-Jährige aus seinem Sitz, ging mit ernster Miene auf seine Teamkollegen zu, klatschte ab und auf einmal war es da, dieses breite Grinsen über das komplette Gesicht, das Thompson noch den kompletten Abend begleiten sollte.

Mehr als zweieinhalb Jahre hat er auf diesen Moment gewartet. Fast 31 Monate Leidenszeit liegen hinter ihm. 941 Tage. 175 Spiele seit Spiel 6 der Finals 2019, als Thompson bis zu diesem Moment zum letzten Mal auf einem NBA-Parkett stand. Einen Kreuzbandriss und einen Achillessehnenriss hat der dreifache Champion während dieser Absenz überstanden.

Nun habe er am Sonntag einen "ganz besonderen Abend" erlebt, betonte Thompson. Wie besonders das Spiel gegen die Cavs werden würde, hatte sich bereits im Vorfeld angedeutet. In den sozialen Netzwerken zelebrierten NBA-Stars und Promi-Sternchen den #KlayDay, alle Warriors-Spieler erschienen in einem Trikot mit Thompsons Nummer 11 in den Katakomben, schon Stunden vor Tip-Off fielen Fans in Ekstase, als der Guard seine ersten sechs Würfe beim Warmmachen versenkte.

Als die Starting Five der Warriors verkündet wurde, fiel der Name Klay Thompson als letztes, normalerweise wird diese Ehre Stephen Curry zuteil. Und schließlich schleppte sich Draymond Green trotz Verletzung auf den Court, nur um nach 7 Sekunden ein Foul zu begehen, sich auswechseln zu lassen und den Rest der Partie von der Bank aus zu verfolgen. Aber er wollte unbedingt ganz nah dabei sein, als sein Teamkollege sein Comeback feierte. Und was das für eins war.

18 Würfe in 20 Minuten: "Das ist sowas von Klay Thompson"

Es dauerte keine 40 Sekunden, da explodierte das Chase Center ein weiteres Mal. Direkt im ersten Warriors-Ballbesitz schnappte sich Thompson die Kugel, attackierte den Korb und versenkte einen schwierigen Floater über die Big-Men-Riege der Cavs für seine ersten Punkte nach zweieinhalb Jahren. Head Coach Steve Kerr verriet später, dass dieser Spielzug eigentlich gar nicht für Thompson gedacht war, der änderte aber kurzerhand das Skript. "Ich hätte es wissen müssen", scherzte Kerr.

Schließlich hatte Thompson nicht so lange auf seine Rückkehr gewartet, nur um dann halbe Sachen zu machen. "Er war nicht besonders zurückhaltend, oder?", so Kerr. "Nicht dass wir jemals einen zurückhaltenden Klay erwarten würden. Ich war beeindruckt von seinem Selbstvertrauen, das er nach einer so langen Pause an den Tag gelegt hat."

20 Minuten Einsatzzeit sah das ihm auferlegte Minutenlimit vor, 18-mal drückte Thompson ab. "Das ist sowas von Klay Thompson", kommentierte Backcourt-Partner Curry mit einem schelmischen Grinsen. Tatsächlich sah der zweite Splash Brother in manchen Situationen seinem alten Ich erschreckend ähnlich, erschreckend zumindest für die Konkurrenz.

Beispielsweise als er mit einer Reihe butterweicher Jumper inklusive Fadeaway an der Baseline, Stepback aus der Mitteldistanz oder Catch-and-Shoot-Dreier 7 der ersten 9 Warriors-Punkte der zweiten Halbzeit verzeichnete. Und mehr noch: Selbst zu seinen besten Zeiten war der Scharfschütze nicht unbedingt als Slam-Lieferant für die Poster-Industrie bekannt. Das war Thompson herzlich egal.

Klay Thompson feierte gegen die Cavaliers ein gelungenes Comeback.
© getty
Klay Thompson feierte gegen die Cavaliers ein gelungenes Comeback.

Klay Thompson: Ein ungewohnter Signature-Moment

Der Signature-Moment des Klay-Comebacks war kein Dreierfeuerwerk, sondern eben ein Poster-Dunk. Nach einem Switch zog er wenige Minuten vor dem Ende der ersten Hälfte an Jarrett Allen vorbei in Richtung Korb. Zwei weitere Bigs stellten sich ihm in den Weg, dennoch hob er ab und schenkte den Cavs ein seltenes Poster. Dass das passieren würde, damit habe selbst er nicht gerechnet, gab Thompson später zu.

Nach zwei schweren Verletzungen, die bereits die ein oder andere Profi-Karriere an den Rand des Ruins getrieben haben, fürchteten nicht nur Pessimisten, sondern auch manch Realist, dass Klay nie mehr wieder der Alte sein würde. Dass er an Explosivität verlieren würde. Mit diesem Dunk setzte Thompson ein Zeichen, vielleicht auch an sich selbst: Seht her, ich kann es noch. Und ich habe Vertrauen in meinen Körper.

Der Dunk war aber noch aus einem anderen Grund ungewöhnlich. Der Mann, der sich einst mit nur elf Dribblings in einer Partie zu 60 Punkten ballerte, kreierte bei seinem Comeback auffällig oft mit dem Ball in der Hand für sich selbst. Vielleicht ist das mit der fehlenden Eingespieltheit mit den Teamkollegen zu erklären, vielleicht auch dadurch, dass er seine Treffer zu sehr erzwingen wollte.

Das wurde gerade in den Anfangsminuten, aber teils auch im weiteren Spielverlauf offensichtlich. In der laufenden Saison hat kein Spieler, der 20 Minuten oder weniger auf dem Parkett stand, in einer Partie so oft abgedrückt wie Thompson gegen die Cavs. Viele seiner Abschlüsse waren deutlich zu kurz, auch das ist aber wenig verwunderlich. Thompson muss sich nach der langen Zwangspause erst noch in Bestform und seinen Rhythmus spielen. Das Adrenalin hat womöglich ebenfalls eine Rolle gespielt.

Er habe viele Fehlwürfe gesehen, die Thompson normalerweise versenkt und sicherlich bald auch wieder versenken wird, meinte Kerr. Genau das macht die Warriors, mit 30 Siegen und neun Niederlagen auch ohne Klay das beste Team der Liga, so gefährlich, wenn einer der besten Schützen aller Zeiten wieder in Form kommt - wie lange auch immer er dafür braucht, Rückschläge beziehungsweise rostige Auftritte sollten in den kommenden Wochen trotz des vielversprechenden Comebacks einkalkuliert werden.

Klay Thompson: Das macht die Warriors jetzt so gefährlich

Aber es ist eben nicht nur das eigene Scoring. Eine Szene gut vier Minuten vor dem Ende der ersten Halbzeit verdeutlichte den Effekt, den Thompson schon jetzt auf die gegnerischen Defenses hat - und warum die Dubs mit ihm noch so viel gefährlicher sind. Nach einem Inbounds-Pass täuschten die Dubs ein Handoff zwischen Otto Porter Jr. und Thompson an. Die Defense fokussierte sich auf den Splash Brother, was Porter Jr. einen Drive plus Kick-Out zum Schützen in der Ecke ermöglichte. Das Resultat: ein weit offener Dreier von Jordan Poole.

Auch defensiv machte der Guard einen zumindest ordentlichen Eindruck, auch wenn er durch die Verletzungen an diesem Ende des Courts wohl am meisten wird einbüßen müssen. Im Großen und Ganzen hat das Comeback aber Hoffnung gemacht, dass Thompson trotz der jeweilige Schwere der Verletzungen auf hohem Niveau wieder angreifen kann. Die Warriors freut's.

Und Thompson selbst natürlich auch. Die -2 in der Plus/Minus-Rubrik des Boxscores sei verbesserungswürdig, aber: "Ich bin so glücklich, dass ich überhaupt auf den Statistikbogen schauen und dort meinen Namen lesen kann." 17 Punkte bei 7/18 aus dem Feld, 3 Rebounds und ein Assist wurden dort am Ende des (fast) perfekten Comebacks notiert.

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© nba.com/stats

Thompson feiert gelungenes Comeback: "Geht nur bergauf"

Die Rückkehr des fünffachen All-Stars hat wohl alle Erwartungen der Warriors-Fans, die für eine tolle Stimmung in der Halle sorgten, erfüllt. Neben einem überragenden Empfang, Dreiern und Postern gab es für Thompson auch zwei Meilensteine. Zum einen erreichte er die Schallmauer von 12.000 Punkten, zum anderen hat er als zweitschnellster Spieler der NBA-Historie 1.800 Dreier angesammelt. Nur Stephen Curry (545) hat weniger Spiele benötigt als Thompson (615).

Für Thompson war all das zweitrangig: "Ich werde diesen Abend niemals vergessen, wie die Fans mich empfangen haben, wie viel Spaß es gemacht hat. Jeder einzelne Tag, den ich mich zurückgekämpft habe, war es wert. Das war vielleicht nicht gleichwertig mit dem Gewinn einer Championship, aber es war verdammt nah dran."

In der Schlussphase, nachdem er bereits mit Standing Ovations in den Feierabend versabschiedet wurde, hallten nochmal "We want Klay"-Sprechchöre durch die Arena. Den Fans wurde dieser Wunsch in der Garbage Time nicht mehr erfüllt, dafür bekommen sie in den kommenden Tagen und Wochen ganz viel Klay, garantiert. Nach dieser langen Leidenszeit kann man sich für Thompson eigentlich nur freuen: "Ich kann immer noch dunken, immer noch an meine Spots kommen und Würfe abfeuern, das weiß ich jetzt. Von nun an geht es nur noch bergauf."

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