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NBA Legendenserie - Paul Pierce: Der Retter der Boston Celtics

Paul Pierce spielte insgesamt 15 Jahre im Trikot der Boston Celtics.
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Paul Pierce: Die Krönung seiner Karriere

Nach dem letzten Platz in der Eastern Conference 2006/07 setzten die Celtics im darauffolgenden Sommer alles auf eine Karte und verscherbelten ihre aufstrebenden Talente für zwei gestandene All-Stars in Kevin Garnett und Ray Allen.

Pierce hatte kein Problem damit, das Scheinwerferlicht mit seinen neuen Mitstreitern zu teilen und das Trio war sofort auf einer Wellenlänge. Sie rollten durch die reguläre Saison, gewannen einen Ligabestwert von 66 Spielen und setzten sich schließlich auch in den Finals gegen eine verletzungsfreie und bockstarke Lakers-Truppe um Kobe in sechs Spielen durch.

Pierce verteidigte überragend gegen Bryant, legte selbst 21,8 Punkte, 6,3 Assists sowie 4,5 Rebounds über die Serie auf und sicherte sich völlig verdient die Auszeichnung als Finals-MVP.

Wer weiß, wäre ein unfassbarer LeBron James 2009 und 2012 oder ein rachsüchtiger Kobe 2010 nicht gewesen, hätten für das Trio womöglich noch einige Titel mehr herausspringen können. So blieb Pierce aber bei seinem einen Ring und verabschiedete sich 2013 schweren Herzens als Legende aus Boston.

Nach dem berühmt-berüchtigten Celtics-Nets-Trade 2013 ließ Pierce in den folgenden Jahren seine Karriere in Brooklyn, Washington und L.A. ausklingen und machte seine jeweiligen Teams immer besser - genau wie seine Rivalen.

Paul Pierce: Antrieb für Kobe und LeBron

Kobe und LeBron gaben jeweils zu Protokoll, dass Pierce einer der Gründe dafür war, warum sie kontinuierlich an sich arbeiteten. "Ich wusste, dass ich individuell viel besser werden musste", sagte James einst. "Er ist so ein Typ, der dich dazu zwingt."

James wird dabei wohl immer noch den toughen Wurf von Pierce in sein Gesicht in den Conference Finals 2012 vor Augen haben, der den Celtics damals eine 3:2-Führung verlieh.

Doch der King antwortete mit einem legenden 45-Punkte-Spiel, in der entscheidenden siebten Partie setzte sich ebenfalls Miami durch. Im Folgejahr war mit Boston in der ersten Runde Schluss, trotz weiteren Clutch-Heldentaten unter anderem für die Wizards ("I called Game", Playoffs 2015) kam er bei seinen weiteren Stationen nicht mehr über die zweite Runde hinaus.

Paul Pierce: Der unrühmliche Part nach seiner Karriere

2017 hing Pierce als zweitbester Celtics-Scorer aller Zeiten seine Schuhe an den Nagel - dank eines Eintagesvertrags standesgemäß als Kelte - und heuerte bei ESPN an. Dort bekam er seine eigene Talkshow und war Teil der Live-Crew um Jalen Rose bei "NBA Countdown". Er sorgte aber zunehmend mit kontroversen Statements für Aufregung.

Sein Statement, dass er eine bessere Karriere gehabt habe als Wade, sorgte für einen Shit Storm in den sozialen Medien, genau wie seine Kommentare zu LeBron. Unzählige Male sprach er dem King ab, in die Top 5 aller Zeiten zu gehören, sodass sogar Draymond Green ihn zurechtweisen musste.

Hinzu kommt, dass Pierce ein fast schon legendär schlechter Playoff-Vorhersager ist. Als die Celtics 2019 das erste Spiel gegen die klar favorisierten Bucks gewannen, erklärte er die Serie für beendet (die Bucks gewannen 4:1). Wenig später erklärte er auch die Conference Finals für beendet, nachdem die Bucks eine 2:0-Führung gegen Toronto geholt hatten (Toronto gewann 4:2).

Solche Bemerkungen ließen ihm hartgesottene Fans noch durchgehen, seine Kommentare über die berühmte Rollstuhl-Szene sorgten dagegen allerorts für Verwunderung. In den Finals 2008 ließ er sich sichtlich leidend im Rollstuhl in die Kabine fahren, nur um wenige Minuten später wieder aufs Feld zu rennen. Erst erklärte er bei ESPN, dass er nur aufs Klo gemusst habe, ehe er dies wenige Minuten später wieder revidierte.

Paul Pierce fliegt nach Skandal bei ESPN raus

Seinen unrühmlichen Höhepunkt fand Pierces Medienauftritt im April 2021, als er sich betrunken, rauchend und in Gesellschaft von leicht bekleideten Damen in einem Video bei Instagram Live zeigte. Der Sender zog sofort Konsequenzen und feuerte Pierce.

Dieser Paul Pierce ist aber sicherlich nicht der Paul Pierce, den wir in Erinnerung halten sollten. Es ist vielmehr der Paul Pierce, der jeden noch so schweren Wurf treffen konnte. Der Paul Pierce, der als Celtics-Legende in die Geschichtsbücher eingegangen ist und von den Fans bis heute verehrt wird.

Der Paul Pierce, der im Jahr 2000 mit einem Messer angegriffen wurde, sich einer Lungen-OP unterziehen musste und alle 82 Spiele der folgenden Saison auf dem Platz stand. Der Paul Pierce, der eines der legendärsten Post-Match-Interviews aller Zeiten lieferte und auch der Paul Pierce, der Handys überhaupt nicht beherrscht.

Paul Flannery von SB Nation hat es einmal sehr treffend zusammengefasst. "Pierce hat nie die Würdigung bekommen, die er verdient hat. Er war nicht Kobe, Timmy, Dirk oder eine der anderen Ikonen, die wir anhand ihrer Vornamen erkennen. Er war 'The Truth'. Einfach und zeitlos."

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