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NBA - Ex-All-Star und DBB-Center Chris Kaman im Interview: "Gab einen Unterschied zwischen Dallas-Dirk und DBB-Dirk"

Die NBA-Karriere von Chris Kaman begann 2003 als Nr.6-Pick von den Clippers.
© getty

Chris Kaman hat sowohl bei den Dallas Mavericks als auch in der deutschen Nationalmannschaft jahrelang an der Seite von Dirk Nowitzki gespielt. Im Interview mit SPOX und DAZN erklärt der ehemalige Center die Unterschiede zwischen dem Dallas-Dirk und dem DBB-Dirk, warum er Nowitzki bewundert und wie er überhaupt zum deutschen Nationalspieler wurde.

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Der gebürtige US-Amerikaner lief unter anderem bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking und bei der Europameisterschaft 2011 im DBB-Trikot auf, insgesamt kam er auf 25 Länderspiele. In der NBA war der heute 39-Jährige insgesamt 13 Jahre lang aktiv, 2010 schaffte er es sogar ins All-Star Game.

Mit SPOX sprach Kaman über den Start seiner Karriere bei den Clippers, die damals als Lachnummer verschrien waren, seine Lieblingsstation in der Association und wer für ihn der Favorit in der laufenden Saison ist.

Herr Kaman, seit ihrem Karriereende 2016 war es relativ ruhig um Sie. Auch Ihr Abschied aus der NBA kam ziemlich leise. Warum haben Sie damals die Sneaker an den Nagel gehängt?

Chris Kaman: Im Mai war unsere Saison mit den Blazers vorbei, kurz darauf ist mein Vater verstorben. Entsprechend hatte ich in dem Sommer viel um die Ohren. Ich habe überlegt, ob ich weiterspielen soll, ich hatte ein paar gute Angebote. Letztlich habe ich die aber abgelehnt. Meine Mutter war nun alleine und in all den Jahren als NBA-Profi hatte ich wenig Zeit für meine Familie. Außerdem hatte ich nicht mehr diesen Drive. Ich bin jeden Tag mit Schmerzen aufgewacht, das hat mich ausgelaugt. Also habe ich mich dazu entschieden, eine Pause einzulegen und daraus wurde dann mein Karriereende.

Sie sind berühmt-berüchtigt für Ihre für NBA-Verhältnisse eher ungewöhnlichen Hobbys und ihren Hang zur Natur. Wie viele Jagdtrips haben Sie seit Ihrem Karriereende gemacht?

Kaman: Eine Menge! Wahrscheinlich waren es in den vergangenen gut fünf Jahren zwischen 20 und 30 Jagd- und Angelausflüge. Zuhause haben wir zudem eine kleine Farm, wo wir unsere eigenen Tiere züchten und unser eigenes Essen anbauen. Vor allem mit unseren Kindern ist das eine großartige Erfahrung, meine Frau und ich haben zwei Jungs und ein Mädchen im Alter von sechs, vier und zwei Jahren. Wir können unsere Kinder in einem entspannteren Umfeld großziehen im Gegensatz zu all den Städten, in denen wir über all die Jahre gelebt haben.

Konnten Sie während Ihrer aktiven Karriere eigentlich auch mal Mitspieler für einen Ihrer Jagdtrips begeistern?

Kaman: Ich habe es versucht (lacht). Es lag definitiv nicht an meinen fehlenden Bemühungen. Meistens war ich aber alleine.

Kaman über seine Bewunderung für Dirk und das DBB-Team

Dirk Nowitzki ist nicht unbedingt für seine Extravaganz bekannt. Wie haben Sie sich mit ihm verstanden?

Kaman: Wir hatten und haben immer noch eine sehr gute Beziehung, ich habe erst vor ein paar Tagen mit ihm gesprochen. In dem einen Jahr als Teamkollegen in Dallas haben wir uns angefreundet. Er ist ein großartiger Typ, er behandelt alle Menschen fair. Und er hat härter gearbeitet als 99,9 Prozent aller anderen Spieler, mit denen ich jemals zusammengespielt habe. Ich bewundere seine Leidenschaft für das Spiel und was für eine tolle Karriere er sich erarbeitet hat.

Sie haben sowohl in Dallas als auch in der deutschen Nationalmannschaft an der Seite von Nowitzki gespielt. Gibt es Unterschiede zwischen dem Dallas-Dirk und dem DBB-Dirk?

Kaman: Ich glaube, die gibt es tatsächlich. Er ist natürlich dieselbe Person, aber wenn man für sein Heimatland antritt, dann spielt man mit mehr Intensität. Dirks Leidenschaft war in den Spielen der deutschen Nationalmannschaft noch größer als bei den Mavs. Was mich angeht: Ich durfte zwar für die Nationalmannschaft auflaufen, aber ich war kein echter Bürger des Landes, ich bin nicht in Deutschland aufgewachsen. Dennoch habe ich versucht, dem Team zu helfen, um erfolgreich zu sein. Für mich war es toll, eine zusätzliche Möglichkeit zu bekommen, gegen die Besten der Welt zu spielen.

Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass Sie in die deutsche Nationalmannschaft gekommen sind?

Kaman: Das ist eine lange Geschichte. Dirk und ich haben damals schon lange gegeneinander gespielt, öfters miteinander gesprochen und Trash Talk ausgetauscht. Was zwei große, weiße Spießer halt so untereinander machen. Irgendwann habe ich ein Interview mit Ric Bucher von ESPN geführt und wir haben aus irgendeinem Grund über meinen familiären Hintergrund gesprochen, seine Familie kam aus Deutschland genau wie meine. Also meinte Ric, ich sollte doch für Deutschland spielen und er hat meine Kontaktinformationen an Dirk weitergeleitet. So hat sich das entwickelt.

Wie ging es weiter?

Kaman: Die Verantwortlichen von der Nationalmannschaft haben mir bei der Beantragung meiner Ausweispapiere geholfen. Ich musste einen Nachweis über meinen Stammbaum liefern und mehrere Tests absolvieren. Der ganze Prozess hat eine Weile gedauert, aber am Ende hat es geklappt und ich durfte bei den Olympischen Spielen 2008 für Deutschland auflaufen. Das war eine fantastische Erfahrung.

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