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NBA - SPOX-Kommentar zum Trade von James Harden zu den Nets: Darum ist der Blockbuster ein No-Brainer

In Brooklyn ist nach dem Blockbuster-Trade um James Harden eine neue Big Three entstanden.
© getty / SPOX

Die Brooklyn Nets haben ihre langfristige Zukunft aufs Spiel gesetzt, um eine neue Big Three zu erschaffen. Der Blockbuster-Trade um James Harden lässt im Big Apple ein Offensiv-Monster entstehen. Das Risiko wird sich bezahlt machen - mit ein bisschen Hilfe der Warriors-Mentalität. Ein Kommentar.

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In gewisser Weise versteckt sich hinter dem Harden-Trade eine Maxime von Daryl Morey. Der ehemalige Rockets- und heutige Sixers-Boss legte Zeit seiner Karriere den Fokus darauf, so viele Superstars wie möglich anzuhäufen. Schließlich ist deren Talent das höchste Gut in der NBA. Alles andere? Erst einmal zweitrangig.

Nun entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass Brooklyn eben jenen Morey und die Sixers im Rennen um einen dieser Superstars ausstach. Für einen heftigen Preis zwar, doch das Resultat ist ein Trio, das man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen muss: Kevin Durant, James Harden, Kyrie Irving. Drei der 25 besten Spieler der Liga. Alle in einem Team, alle bei den Brooklyn Nets. In einer Liga voller Superstar-Duos wurde eine neue Big Three erschaffen.

Dafür hat Brooklyn in Form von drei Erstrundenpicks sowie vier Pick-Swaps bis 2027 die eigene Zukunft aufs Spiel gesetzt. Schon wieder, muss man nach den schlechten Nets-Erfahrungen mit Blockbuster-Trades sagen. Und doch ist der Deal ein No-Brainer. Im Gegensatz zu Paul Pierce und Kevin Garnett 2013 befinden sich Harden (31), Durant (32) und Irving (28) in ihrer Prime. Und: Wer die Chance hat, für einen Spieler eines Kalibers von James Harden zu traden, der schlägt zu.

Vor allem, weil die Chancen ziemlich gut stehen, dass sich dieses Risiko mit der schönsten aller Belohnungen bezahlt machen wird: dem Titel. Das ist gleichzeitig der Anspruch, an dem sich das Star-Trio oder auch Head Coach Steve Nash und General Manager Sean Marks messen lassen müssen. Der Reiz einer Championship ist der Grund, warum Harden die Nets ganz oben auf die Liste seiner Wunsch-Destinationen packte. Hier ist die Chance auf mehrere Jahre hinaus am größten.

Brooklyn Nets: Tiefe und Defense geopfert

Dabei sind die Nets in der aktuellen Saison noch nicht zum Siegen verdammt. Irving, Durant und Harden sind jeweils bis 2022 an das Team gebunden, alle drei haben zudem eine Spieleroption für 2022/23 in ihren Verträgen verankert. Mindestens zwei Jahre lang werden die Nets neben den Lakers als Topfavorit auf den Titel genannt werden müssen.

Ja, die Nets haben dafür Tiefe geopfert. Aber die Kaderumstrukturierung ist noch nicht final. Auf dem Buyout-Markt sollten sich die Nets problemlos Ring-jagende Veteranen als Ersatz für Taurean Prince oder Verstärkung für die Big-Men-Rotation angeln (oder Durant bekommt mehr Zeit auf der Fünf). Der Verlust von Jarrett Allen, bislang bester Rebounder und Ring-Beschützer im Team, lässt die Defense (vorerst) in keinem guten Zustand zurück. Dies sollte die Offense aber mehr als wettmachen.

Ersetzt man nämlich Caris LeVert mit dem Bärtigen, ist das Wort "Upgrade" fast noch untertrieben. Die offensive Firepower der Nets ist fast schon aberwitzig, Irving und Durant, der nach seinem Achillessehnenriss kaum etwas von seiner früheren Form verloren zu haben scheint, bekommen nun den Scoring-Champ der vergangenen drei Jahre an ihre Seite.

In Brooklyn ist nach dem Blockbuster-Trade um James Harden eine neue Big Three entstanden.
© getty / SPOX
In Brooklyn ist nach dem Blockbuster-Trade um James Harden eine neue Big Three entstanden.

Harden bei den Nets: Weg von den Isolations-Orgien

Klar ist jedoch: Harden wird in Brooklyn nicht dasselbe Spiel aufziehen können wie zu Rockets-Zeiten. Keine Isolations-Orgien mit Stepback-Dreiern zum Ende der Shotclock mehr (zumindest weniger), dafür mehr Action abseits des Balls. Nach acht Jahren als unangefochtener Fixpunkt der Rockets-Offense muss der balldominanteste Spieler der vergangenen Jahre nun ein Opfer bringen und von Zeit zu Zeit zurückstecken - ganz ähnlich wie es KD bei den Golden State Warriors bereits tat.

Wird dieser Schalter im Ego der drei Superstars umgelegt - immerhin dürften Harden die anstehenden Veränderungen in seiner Rolle bewusst gewesen sein, als er die Nets zu seinem präferierten Ziel auserkor -, sollte die Offense der Nets einwandfrei funktionieren. Mit Joe Harris als weiterem Shooter auf dem Court werden alle drei Unmengen an Platz bekommen, um für sich oder andere zu kreieren. Allein das Pick'n'Roll oder Pick'n'Pop mit Durant als Blocksteller und Irving beziehungsweise Harden als Ballhandler (und dem jeweils anderen als Off-Ball-Gefahr) verspricht eine kaum zu verteidigende Bedrohung für jede Defense.

Zudem ist der Deal eine Absicherung. Sollte Irving, dessen potenziellen Störgeräusche wohl das größte Risiko in diesem Triumvirat stellen, länger fehlen oder einer der Stars verletzungsbedingt ausfallen, hat Brooklyn nun einen weiteren Trumpf im Ärmel. Und Zeit für Alleingänge sollte ab und an auch bleiben, beispielsweise wenn Harden die Second Unit anführt mit KD und Kyrie auf der Bank.

Der Trade für den Guard ermöglicht es Brooklyn, 48 Minuten durchgehend mindestens einen Top-Scorer auf dem Court zu haben. Wer soll da dieses Team stoppen?

Der Trade für James Harden in der Übersicht

TeamBekommt
Brooklyn NetsJames Harden
Houston RocketsVictor Oladipo, Dante Exum, Rodions Kurucs, 3 Erstrundenpicks von Brooklyn ('22, '24, '26), 1 Erstrundenpick von Milwaukee ('22, via Cleveland), 4 Pick Swaps (Erste Draft-Runde) von Brooklyn ('21, '23, '25, '27)
Indiana PacersCaris LeVert, 1 Zweitrundenpick (von Houston)
Cleveland CavaliersJarrett Allen, Taurean Prince
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