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NBA - Die Indiana Pacers und die Gerüchte um Victor Oladipo: Warum ein Blockbuster-Trade jetzt sinnlos ist

Um Victor Oladipo ranken sich einige Spekulationen: Will der Pacers-Star weg?
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Der neue Head Coach ist da, doch die wichtigste Entscheidung in der Offseason steht den Indiana Pacers noch bevor. Nach den Spekulationen um den angeblich wechselwilligen Victor Oladipo stellt sich die Frage: Traden die Pacers ihren Franchise-Star oder wagt Indy einen neuen Anlauf mit dem alten Kern?

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Die vergangenen Wochen dürften sich wie ein Deja-Vu für Pacers-Fans angefühlt haben. Erst der Sweep gegen die Miami Heat in der ersten Playoff-Runde, wenige Wochen später ploppten Gerüchte auf, der eigene Franchise-Star könnte einen Tapetenwechsel anstreben. All das gab es schon mal in einer ganz ähnlichen Konstellation.

Und zwar im Sommer 2017. Damals waren es die Cleveland Cavaliers, die alle Träume von Indiana mit einem 4-0-Durchmarsch in der ersten Runde zunichtemachten. Und damals war es Paul George, der weg wollte. Ende Juni teilte sein Agent den Pacers mit, dass George die Franchise verlassen möchte.

Für den damaligen und heutigen Teampräsidenten Kevin Pritchard nichts anderes als "ein Schlag in die Magengrube", wie er später zugab. Womöglich droht schon bald neuerliches Unbehagen in der Bauchregion des 53-Jährigen.

Victor Oladipo: Zweimal Trade-Puzzleteil, dann All-Star

Im Sommer 2017 ahnte kaum jemand, dass Victor Oladipo und Domantas Sabonis die zukünftigen Eckpfeiler eines regelmäßigen Playoff-Anwärters sein könnten. Viele Beobachter sahen in dem Trade-Paket, das die OKC Thunder für PG-13 an die Pacers abtraten, sogar einen Diebstahl.

Trotzdem erreichte Indiana seither in jedem Jahr die Postseason, Sabonis und Oladipo reiften zu All-Stars heran, letzterer wurde 2018 sogar Most Improved Player und ins All-NBA-Third-Team gewählt. Genau wie George übrigens. Und nun droht auch beim neuen Franchise-Star der frühzeitige Abgang.

Gut einen Monat nach dem Playoff-Aus der Pacers berichtete Jared Weiss von The Athletic, dass sich Oladipo in der kommenden Offseason nach einer neuen Heimat umschauen werde. J. Michael vom Indianapolis Star vermeldete anschließend, ähnliches gehört zu haben.

Nach der Entlassung von Nate McMillan und der Verpflichtung von Nate Bjorkgren als neuem Head Coach steht die wichtigste Entscheidung der Pacers in dieser Offseason also noch an. Was machen die Pacers mit ihrem angeblich wechselwilligen Star?

Victor Oladipo: "Es geht mir nur ums Gewinnen"

Oladipo selbst betonte Anfang Oktober in einem Instagram-Live, dass er ein Pacer sei. "Ich kann die Gerüchte nicht kontrollieren. Ich konzentriere mich einfach nur auf mein Knie", sagte der Guard. "Ich weiß nicht, wo das herkommt. Ich halte mich nur im Hintergrund, arbeite an meinem Knie und versuche für nächstes Jahr fit zu werden."

Mit seiner Wortwahl stellte Oladipo allerdings nur klar, dass er aktuell dem Team angehöre, ein wahres Bekenntnis zur Zukunft bei den Pacers war nicht zu vernehmen. Stattdessen teilte er mit den Zuhörern seine klare Vorstellung, was er in seiner Karriere erreichen möchte.

"Es geht mir nur ums Gewinnen", sagte Oladipo. "Am Ende des Tages will ich meinen Kindern zeigen, dass ich ein großartiger Spieler war. Und um das zu beweisen, brauchst du etwas Handfestes." Soll heißen: Es müssen Titel her. "Darauf bin ich fokussiert. Ich will etwas Handfestes vorweisen können und am besten viel davon."

Um Victor Oladipo ranken sich einige Spekulationen: Will der Pacers-Star weg?
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Um Victor Oladipo ranken sich einige Spekulationen: Will der Pacers-Star weg?

Indiana Pacers: Playoff-Enttäuschungen und Verletzungspech

Davon waren die Pacers bisher weit entfernt. In der Disney-Bubble war bereits zum fünften Mal in Folge Schluss in der ersten Runde. Allerdings war dabei auch eine Menge Pech im Spiel, nicht zuletzt bei Oladipo.

Im Januar 2019 zog sich der 28-Jährige eine Quadrizeps-Sehnenruptur im rechten Knie zu, die ihn für den Rest der Saison und weite Teile der neuen Spielzeit außer Gefecht setzte. Ein Jahr später stand Oladipo wieder auf dem Parkett, war aber weit entfernt von seiner 2018er Form. Auch in diesem Jahr agierten die Pacers nicht in voller Teamstärke.

Sabonis verließ die Bubble aufgrund einer Verletzung am linken Fuß, Jeremy Lamb war nach seinem Kreuzbandriss ohnehin außer Gefecht und Oladipo nicht in Form. Im Front Office der Pacers ist man sich sicher: Mit einem fitten Team hätte der Erstrundenfluch beendet werden können.

Daher ist es verständlich, wenn Indy an seinem Kern festhalten iwll. Letztlich bleiben auch nicht viele andere Optionen. Die Pacers investieren 2020/21 102 Millionen Dollar in Oladipo, Sabonis, Lamb, Malcolm Brogdon, Myles Turner und T.J. Warren. Insgesamt stehen 124,6 Mio. für die kommende Saison in den Büchern, viel Spielraum, um den Kader zu verstärken, gibt es in der Offseason nicht.

Die Gehälter der Pacers-Stars in den kommenden vier Jahren

NamePosition2020/212021/222022/232023/24
Malcolm BrogdonPG20,7 Mio.21,7 Mio.22,6 Mio.UFA
Victor OladipoSG21,0 Mio.UFA--
Jeremy LambSG10,5 Mio.10,5 Mio.UFA-
T.J. WarrenSF12 Mio.12,9 Mio.UFA-
Domantas SabonisPF19,8 Mio.19,8 Mio.19,8 Mio20,7 Mio.
Myles TurnerC18 Mio.18 Mio.18 Mio.UFA

Trade-Wert von Victor Oladipo im Keller

Entweder die Pacers wagen einen neuen Anlauf - oder es droht ein größerer Umbruch. Oladipo könnte dem Front Office die Entscheidung abnehmen. Sein Vertrag läuft im kommenden Jahr aus, dann wird er Unrestricted Free Agent. Verhandlungen um eine vorzeitige Vertragsverlängerung sind bereits im vergangenen Jahr gescheitert.

Zwar hat Indy den Trumpf in der Hinterhand, dem Franchise-Star mehr Geld und eine längere Vertragslaufzeit bieten zu können als jedes andere Team. Dennoch schwingt immer die Gefahr mit, Oladipo ohne Gegenwert zu verlieren, sollte er tatsächlich einen neuen Weg einschlagen wollen.

Und doch ist ein Trade zum jetzigen Zeitpunkt keine vielversprechende Option. Denn: Oladipos Wert ist derzeit im Keller. "Ich glaube nicht, dass sein Trade-Wert momentan auch nur ansatzweise dem entspricht, was man bei seinem Namen vermuten würde", bestätigte auch ESPN-Insider Tim Bontemps zuletzt im Hoop Collective Podcast.

Der Grund ist simpel, überschattet doch vor allem eine Frage alle Diskussionen um die Zukunft von Oladipo: Was hat er noch im Tank? Seine All-NBA-Saison 2017/18, seine mit Abstand beste in der Association, ist mittlerweile zwei Jahre alt. Nach seinem Comeback nach langer Verletzungspause konnte er daran bei Weitem nicht anknüpfen.

Indiana Pacers und Oladipo: Neuer Anlauf mit neuem Coach

In 19 Spielen in der regulären Saison blitzten Oladipos alte Stärken als Scorer, als Playmaker im Pick'n'Roll oder auch als solider Verteidiger zwar ab und an auf, letztlich kam er aber nur auf 14,5 Punkte und 2,9 Assists im Schnitt bei schwachen Quoten. Die äußeren Umstände spielten dabei sicherlich eine Rolle, trotzdem muss Oladipo noch beweisen, dass sein All-NBA-Ich noch in ihm steckt.

Warum sollten beispielsweise die Heat, denen schon länger Interesse nachgesagt wird - Zach Lowe (ESPN) brachte zuletzt auch die Bucks ins Spiel -, also in dieser Offseason ein Trade-Angebot vorlegen, das die Pacers überzeugt? Für einen Apfel und ein Ei werden die ihren auf dem Papier besten Spieler nicht abgeben.

Von daher sollten die Pacers zumindest in der Offseason an ihrem All-Star festhalten und versuchen, die Zweifel bei Oladipo auszuräumen. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch Bjorkgren. Der 45-Jährige kommt mit einer Championship in seiner Vita als Raptors-Assistant nach Indiana, als Head Coach feierte er bereits in der G-League Erfolge.

Oladipo und Indiana: Ausgang offen?

Bjorkgren gilt als jemand, der sein Spielsystem um seine Akteure herum kreiert, anstatt seine Spieler in ein bestimmtes System zu zwängen. Davon sollen sowohl Oladipo als auch das Big-Men-Duo Sabonis und Turner, dessen Zusammenarbeit immer noch hakt, profitieren. Wie Bjorkgren bei seiner Vorstellung verriet, meldete sich Oladipo sofort nach dessen Verpflichtung: "Wir hatten ein großartiges Gespräch."

Sollte sich der Guard dennoch nicht überzeugen lassen, könnte Indy vor der Trade Deadline immer noch nach Angeboten fahnden. Fürs Erste werden die Pacers-Fans ihre Angst vor dem Deja-Vu also wohl nicht los, auch wenn Pritchard sich am Mittwoch entspannt zeigte.

"Wir haben eine gute Beziehung", sagte er über Oladipo. "Er fühlt sich gut mit dem Team. Wir hören viele Dinge, aber bevor sie mich erreichen, machen wir uns keine Sorgen. Das alles ist noch lange hin." Das Kind ist also noch nicht in den Brunnen gefallen.

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