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NBA - Der tiefe und plötzliche Fall des Deron Williams: Er sollte besser als Chris Paul sein

Chris Paul (l.) und Deron Williams waren über mehrere Jahre erbitterte Rivalen - und dann auf einmal nicht mehr.
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Paul Pierce ätzte gegen Deron Williams

Williams entschied sich dafür, das neue Projekt in Brooklyn (2012 zogen die Nets um) mitzuführen, und wurde letztlich eines der Gesichter des dortigen Misserfolgs. Trotz aller großen Töne seitens des neuen Besitzers Mikhail Prokhorov scheiterten die Nets an den eigenen Ambitionen, auch nachdem via Trade mit Kevin Garnett und Paul Pierce Championship-Erfahrung aus Boston importiert wurde.

Letzterer machte im Nachhinein vor allem Williams dafür verantwortlich. "Bevor ich dort hinkam, sah ich Deron als MVP-Kandidaten an", erklärte Pierce 2015 bei ESPN. "Aber als ich dann dort war, war zu spüren, dass er das nicht sein wollte. Er wollte es einfach nicht."

Williams habe demnach den Vertrag gewollt, aber nicht unbedingt den Status, schon gar nicht das ständige Dasein im Scheinwerferlicht der New Yorker Medien. Williams wehrte sich gegen diese Aussagen, spielerisch konnte er Pierce jedoch nur noch bedingt widerlegen. Wobei er selbst dafür eine andere Ursache nannte: Verletzungen.

"Es ist scheiße, verletzt zu sein", sagte Williams 2017 zu Bleacher Report. "Es hat mein Selbstvertrauen ruiniert, dass ich nicht tun konnte, was ich eigentlich konnte, weil ich so lange auf zwei kaputten Knöcheln gespielt habe. Es hat dazu geführt, dass ich depressiv wurde, zeitweise Basketball gehasst habe."

"Ein verdammter Playmaker" für LeBron James

Der sportliche Niedergang erfolgte schnell, dazu geriet Williams auch in Brooklyn mit Coaches (Avery Johnson und Jason Kidd) aneinander. Im Juli 2015 zog das Team die Reißleine und entließ den Spieler, der noch wenige Jahre zuvor als veritabler Superstar gegolten hatte, im Alter von nur 31 Jahren. Williams unterschrieb in Dallas und musste sich die Frage gefallen lassen, ob er dies nicht besser schon drei Jahre eher getan hätte.

Bei den Mavs spielte D-Will 2015/2016 noch eine solide Runde und erreichte die Playoffs, im Folgejahr startete Dallas allerdings (teilweise ohne Williams) mit einer grausamen 2-13-Bilanz in die Saison und verabschiedete sich direkt zum Saisonstart aus der sportlichen Relevanz. Im Februar wurde Williams per Entlassung erlöst, vier Tage später schloss er sich den Cleveland Cavaliers an.

"Wir brauchen einen verdammten Playmaker", hatte LeBron James rund einen Monat zuvor gefordert, nun kam jemand, der diese Rolle lange auf einem elitären Niveau ausgeübt hatte und LeBron von gemeinsamen Olympia-Goldmedaillen 2008 und 2012 sogar recht gut kannte.

In der Theorie brachte Williams also genau das, was der amtierende Meister haben wollte, die Realität war allerdings spätestens in den Finals gegen die Warriors dann eine andere.

D-Will: Miserable Finals mit den Cavaliers

In der Regular Season hatte sich Williams noch recht gut verkauft, in fünf Finals-Spielen gelang ihm dann 1 Punkt und 1,2 Assists in immerhin 12,2 Minuten pro Spiel. Er traf genau einen Dreier und dazu noch einen anderen Korb (Quote: 2/16 FG), war dazu auch noch eine der ausgemachten Schwachstellen in der Cavs-Defense. Nach Williams' Ansicht auch deshalb, weil er eben kein Playmaker sein sollte.

"Ich bin nicht daran gewöhnt, nur in der Ecke zu stehen und Würfe zu treffen. Das war nie meine Rolle. Ich war noch nie ein Point Guard wie Derek Fisher. Ich bin ein Rhythmus-Spieler", erklärte Williams. "Ich habe normalerweise den Ball in der Hand. Es ist nicht mein Ding, vier Minuten zu spielen und dann zwei Würfe zu nehmen, ohne irgendeinen Flow zu haben."

Als Williams dieses Interview 2017 gab, hielt er ein NBA-Comeback noch für möglich, es scheint jedoch, als würden die miserablen Eindrücke aus den 2017er Finals die letzten Eindrücke des einstmals (zweit-)besten Point Guards der Liga bleiben. Er konnte sich nicht wirklich anpassen, weshalb seine Karriere so plötzlich und eigentlich unwürdig endete.

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Deron Williams: "Basketball definiert mich nicht als Person"

Williams selbst bedauerte dies jedoch nicht. "Basketball definiert mich nicht als Person", sagte er 2017. "Wenn das meine letzte Saison war, denke ich, dass ich zurückblicken und sagen kann, dass ich eine großartige Karriere hatte. Nicht viele Jungs spielen zwölf Jahre in der NBA, gewinnen Goldmedaillen und dürfen um einen Titel mitspielen. Ich habe viel, worauf ich stolz sein kann."

Das ist ohne Zweifel richtig - selbst wenn sich seine Karriere nicht so entwickelt hat, wie es am Anfang aussah. Ebenso wenig wie die Rivalität mit Paul, die aus heutiger Sicht längst keine mehr ist.

Das direkte Duell hat Williams damals übrigens mit 17-8 gegen Paul gewonnen. Nicht, dass er sich dafür etwas kaufen könnte.

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