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NBA - Dennis Schröder im Interview: "Sie dachten, ich wäre arrogant"

Von Alex Schlüter
Dennis Schröder sieht sich teilweise als missverstanden an.
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Ähnlich wie Dirk sind Sie jetzt ja auch ein Vorbild, für die Kids hier und eines Tages für Ihren eigenen Sohn. Was für Werte versuchen Sie zu vermitteln?

Schröder: Für mich sind das ein paar Punkte. Harte Arbeit ist immer sehr wichtig, Disziplin, Familie, Freunde, die dir Positives und Negatives sagen. Natürlich brauchst du auch ein bisschen Glück. Bei mir war es ja genau so mit meiner Karriere. Dass ich in die NBA gekommen bin, da war auch ein wenig Glück dabei. Ich glaube, dass sind die Punkte, die für mich am wichtigsten waren.

Ich habe vorhin mit Moritz Wagner gesprochen, der mir sagte, dass er den Traum von der NBA nie so klar ausformuliert hat, aber irgendwie immer im Hinterkopf hatte. Er wusste, die NBA ist sein Ding, so gut die EuroLeague und all das ist - war das bei Ihnen ähnlich?

Schröder: Ja. Meine Spielweise ist nicht wirklich europäisch. Ich fühle mich in Amerika sehr wohl, weil der Spielstil dort sehr gut für mich und meine Stärken passt. Natürlich ist es auch sehr gut, dass ich Nationalmannschaft spiele und dadurch das deutsche und das europäische System kenne, aber für mich passt es in der NBA einfach noch besser.

Haben das zu Braunschweiger Zeiten alle verstanden, dass das für Sie das Ziel ist, oder sind Sie da auch auf Widerstände getroffen?

Schröder: Naja, in der NBA geht es zu einem großen Teil um Selbstvertrauen, das braucht man einfach, um dort mithalten zu können. Und ich hatte das schon sehr früh, von klein auf, ich wollte in sehr vielen Sachen immer gewinnen, ob es Kartenspielen war, Skateboard fahren oder was auch immer. Das haben viele falsch interpretiert und sie dachten, ich wäre arrogant, aber das ist es nicht. Wenn ich aufs Feld gehe, will ich der Beste sein - und so sollten eigentlich alle denken, die den Sprung in die NBA schaffen wollen.

Dennis Schröder beim Nike Basketball Festival in Berlin.
© Nike/getty
Dennis Schröder beim Nike Basketball Festival in Berlin.

Ist dieses Selbstvertrauen vielleicht auch die größte Überschneidung zwischen Ihnen und Dirk? Sie sind auf den ersten Blick ganz unterschiedliche Typen, aber wenn man mit ihm spricht, dann merkt man, dass er dieses Selbstvertrauen, ein Zocker zu sein, eigentlich auch immer hatte.

Schröder: Seitdem ich in der NBA bin, habe ich mir viele Videos von ihm aus jüngeren Jahren angesehen, zum Beispiel vom Hoop Summit, wie er damals aufgetreten ist - und er war ähnlich, denke ich. Er ist auch aufs Feld und wollte einfach der Beste sein. Wir sind natürlich trotzdem ganz verschiedene Typen. Seine Karriere, was er für Deutschland gemacht hat, das ist einmalig, ich denke, er ist auch der beste Europäer, der je gespielt hat. Er hat in der NBA das Spiel verändert und die Grenzen für Big Men verschoben. So einen wird es auf jeden Fall nicht noch einmal geben.

Auch auf einer anderen Position - er ist schon ein Vorbild für Sie gewesen, oder?

Schröder: Natürlich. Wenn du Deutscher bist und ein junger Spund, der Basketball spielen will, dann siehst du Dirk Nowitzki in der NBA und weißt, dass es nicht unmöglich ist, dort hinzukommen. Er hat Türen geöffnet. Wir haben jetzt sechs, sieben NBA-Spieler aus Deutschland, und es wird nur noch größer. Wir tragen jetzt natürlich auch dazu bei, aber Dirk Nowitzki hat auf jeden Fall diese Türen geöffnet.

Die Karriere-Statistiken von Dennis Schröder

SaisonTeamSpielePunkteAssists
13/14Hawks493,71,9
14/15Hawks7710,04,1
15/16Hawks8011,04,4
16/17Hawks7917,96,3
17/18Hawks6719,46,2
18/19Thunder7915,54,1

Er hat den jüngeren Spielern auch immer seine Nummer und seinen Rat angeboten, richtig?

Schröder: Ja, in meinem ersten Jahr hat er mir mehrfach gesagt, ich soll ihn anrufen oder bei WhatsApp anschreiben, wenn ich etwas brauche. Einmal habe ich ihm dann geschrieben, um zu gucken, ob er wirklich antwortet oder ob er es nur gesagt hat ...

... worum ging es?

Schröder: Ich habe gefragt, wie es ist, mal nicht zu spielen, ich wurde da für sechs Spiele in die G-League geschickt. Da habe ich ihm geschrieben, was ich machen kann, habe kaum mit einer Antwort gerechnet, und er hat sofort geantwortet: Ich sollte einfach dabeibleiben, weiter hart arbeiten ... das zeichnet ihn auch als Menschen aus. So viele würden das nicht machen und ich kenne auch viele Leute in seiner Position, die so etwas nicht einfach machen würden.

Nowitzki hat über zwei Jahrzehnte eine Generation geprägt, Sie gehören jetzt zu der Gruppe, die aus diesem Schatten heraustritt. Hier im Gebäude stehen womöglich Kinder, die die nächste Generation prägen werden. Beschäftigen Sie sich mit so etwas?

Schröder: Absolut, gerade in Sachen Player Development versuchen wir auch in Deutschland Dinge zu ermöglichen, damit junge Spieler besser werden und Trainer haben, die ihnen on und off the court weiterhelfen können. Letzteres ist mir sehr wichtig, ich war ja auch in einer solchen Situation und da gab es nicht so viele Anlaufstellen. Liviu [Calin, d. Red.] war der Einzige, der wirklich an mich geglaubt hat und mir gesagt hat, dass ich meine Familie ernähren kann. Egal, was in den Medien geschrieben wurde, er war ständig da und stand mit mir in der Halle. Ich versuche, dafür ein Aushängeschild zu sein, zu zeigen, dass man es wirklich schaffen kann.

Was kann der Sport so jungen Kids geben, was Ihnen dann in der Gesellschaft hilft?

Schröder: Schwer zu sagen. In Deutschland aufzuwachsen war für mich nicht leicht, aber dadurch, dass ich Basketball gespielt habe und Leute mich darüber kannten, kam der Respekt dann irgendwann auch. Das ist nicht leicht, als Farbiger in Deutschland aufzuwachsen, der Sport kann da helfen. Ich habe auch hier viele Farbige gesehen, mit denen ich dann länger geredet habe und ihnen gesagt habe: "Hey, alles ist möglich, auch in Deutschland. Du musst halt einfach nur da sein, diszipliniert sein und versuchen, alles zu machen."

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