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NBA - Golden State Warriors in der Offseason: Pragmatisch. Praktisch. Gut?

Bei den Golden State Warriors dreht sich nun wieder fast alles um die alte Big Three.
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Die Golden State Warriors haben im Sommer den zweimaligen Finals-MVP Kevin Durant verloren, viel Zeit zum Trauern blieb aber nicht. Stattdessen kam ein neuer All-Star und zwei weitere wurden gehalten. Was ist nun in der ersten Saison im Chase Center zu erwarten?

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Golden State Warriors: Die Transaktionen

Über zu wenig Arbeit konnte sich Bob Myers im Sommer wahrlich nicht beklagen. Der President of Basketball Operations, der Ende Juni selbst eine Vertragsverlängerung unterschrieb (nach einigen Gerüchten rund um die Lakers), musste immerhin nicht allzu lange auf die wichtigste Entscheidung warten: Kevin Durant gab schon am 30. Juni selbst bekannt, dass er nach Brooklyn wechseln würde. Danach ging Myers ans Werk.

Um den vielleicht besten Spieler der Welt nicht ohne Gegenwert zu verlieren, fädelten die Warriors einen Sign-and-Trade-Deal mit Brooklyn und Minnesota ein, wodurch D'Angelo Russell mitsamt eines neuen Vierjahresvertrags über 117 Mio. Dollar ein Warrior wurde. Dafür mussten die Dubs im ersten Schritt Durant sowie einen Top-20-geschützten 2020er Erstrundenpick abgeben.

Aus finanziellen Gründen mussten die Warriors allerdings auch Andre Iguodala abgeben (Richtung Memphis) und dafür sogar noch einen 2024er Erstrundenpick drauflegen, als Gegenwert kam nur Julian Washburn zurück, der später entlassen wurde ("Salary Dump"). Shaun Livingston wurde ebenfalls gewaived, außerdem verließ Damian Jones (Atlanta) die Warriors im Trade für Omari Spellman. DeMarcus Cousins wechselte zu den Lakers.

Verlängert wurde dafür mit Klay Thompson (5 Jahre, 190 Mio.), Draymond Green (4/100) und Kevon Looney (3/15). Glenn Robinson, Alec Burks und Willie Cauley-Stein erhielten Minimalverträge. Und im Draft kamen Jordan Poole (Nr.28), Alen Smailagic (Nr.39) und Eric Paschall (Nr.41), die allesamt auch schon Verträge unterzeichnet haben.

Golden State Warriors: Die wichtigsten Daten 2018/19

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
57-25 (Platz 1 im Westen)115,0 (1.)108,6 (11.)6,5 (2.)

Golden State Warriors: Die Strategie

Seit dem Titel 2015, allerspätestens seit der Ankunft von Durant im Sommer 2016 gingen die Warriors in jede Saison als haushoher Favorit. Dass sich dies ändern würde, wusste man schon im Lauf der Finals, als sich nacheinander Durant (Achillessehnenriss) und Thompson (Kreuzbandriss) schwer verletzten.

Der Wechsel von KD warf zusätzlich die Frage auf, ob man überhaupt wieder zum alten Favoritenstatus zurückkehren kann. Die Dubs mussten in Windeseile umplanen. Ein KD lässt sich nicht eins zu eins ersetzen, mit Russell bekam man immerhin einen jungen All-Star zurück, der vor allem in Thompsons Abwesenheit eine wichtige Rolle einnehmen dürfte.

Ob beide dann gemeinsam mit Stephen Curry zusammenpassen? Unklar, aber im Notfall ließe sich Russell auch wieder traden, Gerüchte in diese Richtung kursierten schon, bevor der Trade finalisiert wurde. Man hat ein Asset für Durant zurückbekommen, das ist - per Definition - sehr viel besser als nichts.

Mit Thompson, Green und auch Looney wurden zudem drei sehr wichtige Stützen gehalten, wenngleich Klay wohl kaum vor dem All-Star Break zurückkehren wird. Die Verluste von Iggy und Livingston schmerzen, auch wenn beide nicht mehr auf ihrem Zenit waren (insbesondere Livingston). Burks, Cauley-Stein, Spellman und Robinson bringen zumindest etwas mehr Tiefe.

Der Kader der Golden State Warriors

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Stephen CurryD'Angelo RussellAlfonzo McKinnieDraymond GreenKevon Looney
Alec BurksGlenn RobinsonOmari SpellmanWillie Cauley-Stein
(Klay Thompson)Jacob EvansEric Paschall
Jordan PooleDamion LeeAlen Smailagic

Golden State Warriors: Die Schwachstellen

Letztere bleibt trotzdem ein klarer Schwachpunkt, vor allem in Thompsons Abwesenheit. Die Warriors gingen letzte Saison bereits personell auf dem Zahnfleisch und da es an finanziellen Mitteln fehlte, werden auch in der kommenden Spielzeit viele eher unbewiesene Spieler eine große Rolle einnehmen müssen.

Ein spezielles Fragezeichen steht dabei - wer hätte das gedacht - hinter dem Spacing. Das Pick'n'Roll von Green und Curry bleibt eine großartige Waffe, aber wie effektiv ist es, wenn es eben vorerst nicht von Schützen wie Klay oder KD flankiert wird? Es mangelt an bewährten Scorern, von Russell mal abgesehen. Und die Verteidigung auf dem Flügel ist vorerst mindestens suspekt.

Golden State Warriors: Der Hoffnungsträger

Der Fit zwischen Russell und den Warriors ist auf dem Papier nicht ideal, zumal die Dubs in ihrer Eile ja auch noch Iguodala de facto "salary-dumpen" mussten, um für ihn Platz zu machen. Russell ist ein schlechter Verteidiger und war bisher am effektivsten, wenn er den Ball in der Hand hatte. Sowohl Green als auch Curry sind jedoch bessere Decision-Maker als er, die Offense wird also nicht primär über ihn laufen.

Trotzdem könnte Russell eine Lücke füllen, wenn er sein Spiel ein wenig anpasst. Er hat den Wurf, um auch als Spot-Up-Shooter gefährlich zu sein, dazu kann er Curry in Szene setzen. Wahrscheinlich hat Russell genau diese Saison Zeit, um zu zeigen, dass er neben den Splash Brothers effektiv sein kann.

Apropos Splash Brothers: Curry hat in den vergangenen drei Jahren oft unglaubliche Zahlen aufgelegt, wann immer Durant nicht auf dem Court stand. Es sollte wohl keinen überraschen, wenn der 31-Jährige noch einmal über eine Saison MVP-Zahlen auflegt. An Spielanteilen wird es ihm nicht fehlen.

Der neue All-Star der Golden State Warriors: D'Angelo Russell.
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Der neue All-Star der Golden State Warriors: D'Angelo Russell.

Golden State Warriors: Das Fazit

Selbstverständlich war der Durant-Weggang ein herber Rückschlag und ein Titelfavorit werden die Warriors vorerst nicht mehr sein, wenngleich keiner das Trio Curry-Thompson-Green unterschätzen sollte, was eine Playoff-Teilnahme angeht. Trotzdem haben die Warriors aus einer unmöglichen Situation immerhin noch einiges herausgeholt.

Die neuen Verträge waren nahezu No-Brainer, auch wenn die Dubs so mindestens drei Jahre im Luxussteuer-Bereich verbringen werden. Looney war sogar sehr günstig, genau wie die anderen neuen Free Agents. Russell repräsentiert letztlich das Zünglein an der Waage. Viel wird davon abhängen, was die Dubs von ihm bekommen, sei es ein künftiger Gegenwert oder entsprechende Leistungen auf dem Court.

Abzüge gibt es dennoch für den Iguodala-Trade. Es gab wohl genug Interessenten für den einstigen Finals-MVP - dass man für seinen Trade sogar noch einen künftigen Erstrundenpick draufzahlen musste, wirkte mindestens überhastet.

Die Note: 3

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