NBA

NBA - Toronto Raptors in der Offseason: Auf die Sause folgt der Kater

Kyle Lowry und die Toronto Raptors stehen nach der Meisterschaft vor einer eventuell schwierigen Saison.
© getty

Die Toronto Raptors sind zwar amtierender Champion, doch ohne Kawhi Leonard steht den Kanadiern wohl ein Umbruch ins Haus. Der Abgang der Klaue konnte aufgrund finanzieller Zwänge nicht aufgefangen werden, stattdessen setzt Toronto auf den verbleibenden Kern, der allerdings auch bald aufgerissen werden könnte. Die Offseason-Analyse.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Toronto Raptors: Die Transaktionen

Nach den Feierlichkeiten über den ersten Titel der Franchise-Historie kehrte am 6. Juli Ernüchterung ein. Finals-MVP Kawhi Leonard entscheid sich gegen die Kanadier und schloss sich lieber den L.A. Clippers an. Shooting Guard Danny Green wechselte auch nach Los Angeles, er trägt aber in der kommenden Saison das Trikot der Lakers.

Ebenfalls nicht mehr im Team sind Jeremy Lin, Jodie Meeks und Eric Moreland, die aber alle in den Playoffs kaum Einsatzzeiten bekamen. Verlängert wurde hingegen mit Guard Patrick McCaw, der für zwei Jahre und acht Millionen Dollar bleibt.

Ansonsten waren den Raptors die Hände in der Free Agency gebunden, da sie über dem Cap operierten. So fädelte General Manager Masai Ujiri nur einige kleinere Deals ein. Aus New Orleans kam Flügel Stanley Johnson dank der Bi-Annual Exception (2 Jahre, 7,5 Mio.), von den Nets holte man Forward Rondae Hollis-Jefferson zum Minimum (1 Jahr, 1,6 Mio.).

Für die Guard-Positionen verpflichteten die Raptors zudem Cameron Payne (1 Jahr, 1,7 Mio.) und Matt Thomas aus Valencia (1 Jahr, 0,9 Mio.) für kleines Geld. Im Draft hielten die Raptors dagegen lediglich den 59. Pick und zogen Center Dewan Hernandez, der einen nicht garantierten Vertrag unterschrieb.

Toronto Raptors: Die wichtigsten Daten der vergangenen Saison

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
58-24 (Platz 2 im Osten)112,6 (5.)106,8 (5.)5,8 (3.)

Toronto Raptors: Die Strategie

Die oberste Prämisse war natürlich, unter allem Umständen Kawhi Leonard zu halten. Das ist nicht gelungen, wobei man sich in Toronto wenig vorwerfen lassen muss. Toronto bot den Maximal-Vertrag an, konnte mit einem Team locken, das den Titel gewann, und dennoch zog es die Klaue in die Heimat nach Kalifornien. Auch Green hätte erneut unterschrieben, wenn Kawhi geblieben wäre.

So geht es für den Champion langsam aber sicher in den Neuaufbau. Mit Kyle Lowry, Marc Gasol und Serge Ibaka haben die drei Großverdiener und auch Stützen des Teams einen auslaufenden Vertrag, was sie automatisch zu potenziellen Trade-Kandidaten im Laufe der Saison macht. Gleichzeitig besitzen die Raptors schon jetzt so viel Cap Space wie kein anderes Team für den Sommer 2020.

Der Haken an der Sache ist jedoch, dass diese Klasse im Vergleich zur diesjährigen Free Agency qualitativ schlecht besetzt ist. Die Hauptgewinne heißen dann Anthony Davis (unwahrscheinlich), Draymond Green (unwahrscheinlich) oder auch Mike Conley. Stattdessen werden die Raptors in dieser Saison schauen, was sie eigentlich selbst an Potenzial im Kader haben.

Most Improved Player Pascal Siakam wird Restricted Free Agent, dem Kameruner winkt also ein großer Zahltag, wenn er seine Leistungen bestätigen kann. Dazu wurden in Johnson und Hollis-Jefferson Spieler geholt, die noch Luft nach oben haben. Auch von O.G. Anunoby oder Norman Powell werden sich die Kanadier einen Sprung erhoffen.

Der Kader der Toronto Raptors

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Kyle LowryNorman PowellO.G. AnunobyPascal SiakamMarc Gasol
Fred VanVleetPatrick McCawStanley JohnsonRondae Hollis-JeffersonSerge Ibaka
Cameron PayneMatt ThomasDevin RobinsonChris BoucherDewan Hernandez
Malcolm Miller

So könnte die Starting Five der Toronto Raptors aussehen.
© SPOX
So könnte die Starting Five der Toronto Raptors aussehen.

Toronto Raptors: Die Schwachstellen

Ohne Kawhi fehlt natürlich der klare Go-to-Guy. Lowry und Gasol werden dies im fortgeschrittenen Alter nicht mehr sein können, bei Siakam wird man sehen müssen, ob er mit mehr Volumen ähnlich effizient bleiben kann. Die Raptors werden also wieder über das Kollektiv und ihre Defense kommen müssen.

In Leonard und Green haben die Kanadier jedoch ihre beiden besten Verteidiger verloren, auch wenn die Zurückgebliebenen weiterhin defensiv weit über Durchschnitt agieren. Toronto zeigte auch in den zahlreichen Partien ohne Leonard, dass sie über ihre Homogenität Spiele gewinnen können. Dennoch wird es Partien geben, in denen der Champion große Probleme haben wird, Punkte auf die Anzeigetafel zu bringen.

Zudem sind die Raptors nun auch nicht mehr so tief bestückt wie noch in der vergangenen Saison. Gerade auf dem Flügel ist die Auswahl schon sehr mager und man muss hoffen, dass Spieler wie Johnson oder Anunoby mit mehr Spielzeit die Lücken ein wenig stopfen können, die Kawhi und Green hinterlassen haben.

Toronto Raptors: Der Hoffnungsträger

Die Zukunft der Raptors spiegelt in Siakam wider, der als einziger wichtiger Eckpfeiler des Raptors-Runs noch nicht auf der falschen Seite der 30 ist. In seinem dritten Jahr in der NBA wurde der Kameruner zurecht zum Most Improved Player gewählt, nun wird der Forward noch mehr Möglichkeiten bekommen, um zu beweisen, dass in ihm ein Star oder Franchise-Star schlummert.

Dafür braucht der 26-Jährige vor allem einen beständigen Wurf. In der vergangenen Saison fiel dieser meist recht solide, seine Dreierquote von knapp 37 Prozent kam aber zumeist durch Abschlüsse aus den Ecken zustande. Obendrein wurde Siakam im überladenen Team weniger Aufmerksamkeit geschenkt, in der kommenden Saison dürfte sich das ändern.

Toronto wird deswegen mit Argusaugen auf die Entwicklung von Siakam blicken, der gleichzeitig auch um einen neuen, hoch dotierten Vertrag spielt. Siakams Free Agency könnte ohnehin sehr interessant werden. Die katastrophalen Verträge von 2016 laufen endgültig aus, viele Teams werden Cap Space in einer Free Agency-Klasse haben, die keine echten Stars bietet.

Toronto Raptors: Das Fazit

Die Raptors können eigentlich nichts dafür, dennoch sind sie einer der Verlierer der Free Agency. Das war das Risiko, welches Toronto mit dem Trade für Leonard im Sommer 2018 einging, die Meisterschaft (und der wegfallende Vertrag von DeMar DeRozan) entschädigen aber dafür.

Mit dem jetzigen Kader werden die Raptors weiter ein Playoff-Team sein, doch es ist möglich, dass GM Ujiri im Laufe der Saison einige Trades einfädelt und den kompletten Neuaufbau einleitet. 2019 hat Toronto aber das geschafft, wovon viele Teams nur träumen können: dem Gewinn der Larry O'Brian-Trophy. Dass nun magere Jahre anstehen könnten, nimmt wohl jeder Raptors-Fan gerne in Kauf.

Die Note: 4-

Artikel und Videos zum Thema