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NBA Offseason - die Miami Heat: Stillstand gleich Fortschritt?

Von Philipp Jakob
Die Miami Heat gehen ohne große personelle Veränderungen in die neue Saison.
© getty

Viel passiert ist bei den Miami Heat im Sommer 2018 nicht, Head Coach Erik Spoelstra geht quasi mit dem gleichen Kader wie im Vorjahr in die neue Saison. Dennoch soll mit Hilfe der vielen, jungen Talente ein Schritt nach vorne gelingen - und der ganz große Wurf ist ja auch noch nicht vom Tisch.

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Miami Heat: Die Transaktionen

Die Miami Heat erlebten einen extrem ruhigen Sommer. Während sich die restliche NBA-Welt wie mittlerweile jedes Jahr in wilde Trades und den unerbittlichen Kampf um Free Agents stürzte, unternahmen die Heat ... nichts.

Fast nichts, um genau zu sein. Immerhin fädelte Teampräsident Pat Riley eine Vertragsverlängerung mit Wayne Ellington ein. Der 30-Jährige unterschrieb für ein Jahr und 6,3 Millionen Dollar, zudem einigte sich die Franchise mit Backup-Guard Briante Weber (1 Jahr/ 1,5 Mio. Dollar) und Derrick Jones Jr., dessen Two-Way-Vertrag in einen Zweijahres-Deal für 3,1 Millionen Dollar umgewandelt wurde.

Erst Mitte September sorgte Miami mit der wohl wichtigsten Offseason-News für Schlagzeilen: Dwyane Wade gab per Instagram-Post bekannt, dass er noch ein weiteres Jahr dranhängt. Wade bekommt für seinen letzten Tanz auf der großen NBA-Bühne 2,4 Millionen Dollar von den Heat überwiesen.

Auch Fanliebling Udonis Haslem bleibt den Heat erhalten (1 Jahr/2,4 Mio.), der Veteran geht damit in seine 16. Saison in der NBA. Draft-Picks standen den Heat in diesem Jahr keine zur Verfügung, dafür hat Miami allerdings auch keine nennenswerten Abgänge zu beklagen.

Vom ganz großen Kracher fehlte im Süden Floridas also jede Spur - doch was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden. Den Heat wird weiterhin großes Interesse im Rennen um Jimmy Butler nachgesagt, viele Insider halten Miami sogar für den Favoriten auf den 29-Jährigen. Vielleicht reihen sich die Heat also doch noch ins Offseason-Spektakel ein, wenn auch etwas verspätet.

Miami Heat: Die Strategie

Der Grund für die Untätigkeit der Heat ist schnell gefunden: Es fehlt schlicht und einfach der finanzielle Spielraum. Als die Heat im Sommer 2017 ihr Geld an Spieler wie Dion Waiters, James Johnson, Kelly Olynyk oder Josh Richardson ausschütteten, opferte die Franchise damit auf Jahre hinaus ihre Flexibilität.

Erst 2020, wenn unter anderem die hochdotierten Verträge von Goran Dragic (noch 2 Jahre/37 Mio.) und Whiteside (2 Jahre/52 Mio.) auslaufen, können die Heat wieder aufatmen und haben Platz unter dem Salary Cap. Bis dahin sind die Optionen jedoch begrenzt.

Unter anderem deshalb kursierten wochenlang Gerüchte, die Heat würden Trade-Möglichkeiten für Whiteside oder auch Dragic ausloten. Letztlich kam es jedoch zu keinem Deal, was wohl auch auf den Unwillen der Heat zurückzuführen ist, eines ihrer jungen Talente abzugeben.

Mit Josh Richardson, Justise Winslow und allen voran Bam Adebayo hat Miami gleich mehrere vielversprechende Prospects im Team, denen in Zukunft ein großer Schritt nach vorne zuzutrauen ist. Und Riley sowie Head Coach Erik Spoelstra möchten diesen Schritt ganz sicher nicht bei der Konkurrenz mit ansehen müssen.

Der Kader der Miami Heat

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Goran DragicTyler JohnsonJosh RichardsonJames JohnsonHassan Whiteside
Rodney McGruderDwyane WadeJustise WinslowKelly OlynykBam Adebayo
Briante WeberDion WaitersDerrick Jones Jr. Udonis Haslem
Wayne Ellington

Miami Heat: Die Schwachstellen

Praktisch gesehen gehen die Heat mit dem gleichen Kader in die neue Spielzeit, mit dem sie 2017/18 nach 44 Siegen auf einem eher enttäuschenden sechsten Platz in der Eastern Conference landeten. In den Playoffs wartete schließlich eine 4:1-Erstrundenpleite gegen die Sixers.

In vielen Bereichen waren die Heat in der vergangenen Spielzeit bestenfalls durchschnittlich, was das Net-Rating, von 0,5 und damit der 17. Platz in dieser Kategorie nahezu perfekt versinnbildlicht. Besonders offensiv konnte Miami in den seltensten Fällen überzeugen.

In Sachen True-Shooting-Percentage (55,1 Prozent, Platz 16), Assist-to-Turnover-Ratio (17,3, Platz 16) oder Offensive-Rating (104,5, Platz 20) landeten die Heat höchstens im Mittelfeld der NBA. Sollten sich die jungen Spieler nicht wie gewünscht entwickeln, könnte Miami aufgrund der fehlenden personellen Veränderungen auch 2017/18 mit denselben Problemen dastehen. Immerhin kommt der weiterhin verletzte Dion Waiters im Laufe der Saison zurück und könnte in diesen Bereichen helfen.

Allerdings fehlt den Heat weiterhin ein echter Franchise-Player und Anführer im Team. Dragic ist mittlerweile 32 Jahre alt, den finalen Schritt vom All-Star zum Franchise-Player hat er verpasst. Und wenn Miami Whiteside in dieser Rolle sehen würden, hätten sie nicht versucht, ihn loszuwerden.

Miami Heat: Der Hoffnungsträger

In dieser Hinsicht setzen die Heat ihre Hoffnungen nun auf die zahlreichen jungen Talente, von denen sich im Idealfall einer zum gesuchten Franchise-Star entwickeln soll. Das größte Potenzial dazu haben wohl Richardson, Adebayo und Winslow, wobei allen drei noch ein langer Weg dahin bevorsteht - falls sie dieses Ziel überhaupt jemals erreichen sollten.

Winslow geht bereits in seine vierte Spielzeit in der Association und konnte die in ihn gesetzten Erwartungen noch nicht erfüllen. Von ihm erhoffen sich die Heat 2017/18 einen gewaltigen Sprung, während sich Adebayo nach und nach weiterentwickeln soll.

Der 14. Pick des Draft 2017 zeigte in seiner Rookie-Saison vielversprechende Ansätze, zudem steckt im 20-Jährigen noch viel Verbesserungspotenzial. Gerade mit seiner Länge und Athletik sticht Adebayo aus der grauen NBA-Masse hervor, was ihn zu einer vielseitigen Waffe macht.

Apropos vielseitig: Spoelstra stehen einige Spieler zur Verfügung, die auf mehreren Positionen einsetzbar sind. In der heutigen NBA ist diese Flexibilität von großem Vorteil, unterschiedliche Matchups können so auf verschiedenste Weisen ausgenutzt werden. Zudem wird der Head Coach sicherlich Versuchen, Whiteside, sofern er Miami erhalten bleibt, wieder in die richtige Spur zu bekommen - die Anlagen zu einem dominanten Center sind schließlich vorhanden.

Miami Heat: Das Fazit

Auf eine enttäuschende Saison folgte ein insgesamt enttäuschender Sommer. Den Heat gelang es einerseits nicht, Whiteside loszuwerden. Gleichzeitig ermöglichte die vertrackte Salary-Cap-Situation keinerlei großen - und noch nicht einmal kleine - Sprünge.

Das Team hat sich im Vergleich zum Vorjahr also nicht verbessert. Noch nicht. Denn der immer noch mögliche Trade für Jimmy Butler schwebt weiterhin über der Franchise. Dann könnte das Team sicherlich die oberen Plätze im Osten angreifen. Ohne den Trade hängt der kurz- und langfristige Erfolg der Heat jedoch zum großen Teil an der Entwicklung der jungen Spieler.

Die Note: 4

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