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NBA Free Agency - LeBron James' "Decision" 2010: Alle Macht den Stars

6. LeBron James, Dwyane Wade, Chris Bosh (Miami Heat, 2010 bis 2014). Es waren zwar bloß vier Jahre, diese veränderten die NBA aber nachhaltig. Die Heat erreichten in allen vier gemeinsamen Jahren die Finals …
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NBA-Dynastien wurden per Draft aufgebaut

In der Geschichte der NBA sind die meisten Dynastien nicht via Free Agency, sondern über den Draft aufgebaut worden. Die Lakers um Magic Johnson und die Celtics um Larry Bird oder Bill Russell können als Paradebeispiel dienen, die Spurs mit Tim Duncan ohnehin.

Im Falle der Heat allerdings war es kein Front Office, das ein Team geformt hat - es war ein Spieler, der alles ermöglichte. Es war LeBron James, der sich für die Heat entschied und nicht die Heat, die sich für LeBron entschieden.

"Es war unglaublich, was das für Auswirkungen auf die Macht der Spieler hatte. Davon profitieren wir Spieler auch heute noch. Wir können auf uns gucken und zur Franchise sagen: 'Hey, ich habe das Gefühl, dass es so mit uns nicht mehr funktioniert. Deshalb wäre es am besten, wenn sich unsere Wege trennen'", sagte 2018 - acht Jahre später - Kyrie Irving.

In der Theorie hatten Free Agents vom Superstar-Format solch eine Macht schon lange - aber jahrelang schien es ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, "seiner" Franchise die Treue zu halten. Die Larry-Bird-Regel sorgte zudem dafür, dass es viele finanzielle Anreize für einen Verbleib gab.

LeBron James' Vertrag: Keine Verhandlungen, sondern ein Diktat

Letztere haben heutzutage aber kaum noch Priorität. Spieler wie LeBron James bilden ihr eigenes "Business", haben Geschäftspartner, schauen, was für sie das Beste ist und wo sie die größten Erfolgs-Chancen haben. Wenn es dann nur 25 Millionen Dollar statt 35 Millionen gibt? Geschenkt - denn man kann auch davon ganz gut leben. Zudem gibt es genügend andere Einnahmequellen als das klassische Gehalt.

James' Entscheidung 2010 hat all diese Entwicklungen entfesselt. Die Spieler kennen ihre Macht und nutzen sie - und auch hier ist LeBron James ein Vorbild. In einer ESPN-Story wird einer seiner Berater zitiert, wie die Verhandlungen mit den Cavs 2015 abgelaufen sein sollen, nachdem James aus seinem One-plus-One-Vertrag ausgestiegen und somit erneut Free Agent war. "Wir haben zu ihnen gesagt: Bereitet das Maximal-Gehalt vor, weniger nehmen wir nicht. Für wie lange wir unterschreiben, sagen wir euch dann noch."

Das klingt nicht nach Verhandlungen, sondern nach einem Diktat - und die Cavs schrieben eifrig mit und erfüllten dem King alle Wünsche. Was sollten sie auch machen? Sie hatten keine Wahl, denn die Alternative wäre mal wieder ein Team in der Lottery gewesen.

Franchises nehmen Risiken in Kauf

Deshalb lassen sich Teams auf die Spielchen der Superstars ein. Sie wissen, dass es das Risiko allemal wert ist: Selbst wenn ein Spieler vom Formate LeBrons nur eine Saison bei ihnen spielt, sorgt das für einen enormen Boom, sportlich wie wirtschaftlich. Trikots werden verkauft, die Hallen restlos ausverkauft, Spiele im nationalen TV übertragen.

Superstars sind das Rückgrat der Liga, sie generieren das Interesse, machen die überdimensionalen TV-Verträge möglich, sie kreieren die Rivalitäten, die den Sport so ausmachen. Deshalb wird von den Franchises in Kauf genommen, dass einige wenige Akteure das Geschehen diktieren und die Machtverhältnisse innerhalb der Liga mit ihren Entscheidungen verschieben können, auf Jahre hinaus.

Nach LeBron wurde auch Kevin Durant jemand, der das wunderbar zeigte. Drei Jahre lang spielte er für die Warriors, stets hielt er sich mit kurzen Verträgen alle Optionen offen und wechselte nach der dritten Saison tatsächlich wieder, diesmal nach Brooklyn.

Maximale Flexibilität für die Spieler und minimale Planungssicherheit für die Teams sind die Folge dieser 1-und-1-Verträge mit Spieler-Optionen für das zweite Jahr, wie sie vor allem LeBron populär machte.

LeBron James hat die Warriors erschaffen

Hier folgte KD gewissermaßen dem Pfad, den LeBron geebnet hat. Das ist ein wenig die Ironie des Schicksals: Durch seine Vorreiter-Position in Sachen Superstar-Macht hat James das Monster der Warriors, an dem er zweimal in Folge deutlich in den Finals scheiterte, erst erschaffen. Ohne seine Decision und seinen Geschäftsweg ist es nur schwer vorstellbar, dass Durant diesen Karriereweg genommen hätte.

Damit musste James leben - und sich 2018 eben wieder ein anderes Team suchen, mit dem er sich eine neue Chance auf den Titel kreieren konnte. Auch dabei diktierte er wieder sämtliche Details, seine Agentur Klutch Sports veröffentlichte James' Absichten bei Twitter, bevor die Lakers dies (aufgrund des Moratoriums) überhaupt gedurft hätten. Verhandlungen im klassischen Sinne gab es nicht.

Ein König tut nun einmal, was ihm gefällt. Kein Ereignis hat das so verdeutlicht wie seine TV-Show vor zehn Jahren, die die NBA verändert hat wie kein anderes Ereignis abseits des Platzes in den letzten 20 Jahren.

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