NBA

Bojan Bogdanovic bei den Indiana Pacers: Die personifizierte „Hot Hand“

Von Jan Dafeld
Bojan Bogdanovic zählt zu den effektivsten Schützen der aktuellen Saison.
© getty

Bojan Bogdanovic spielt die bislang stärkste Saison seiner NBA-Karriere und gehört im Überraschungsteam der Indiana Pacers zu den Leistungsträgern. In den Playoffs soll der Scharfschütze eine zentrale Rolle einnehmen - doch seine Formschwankungen könnten auch zum Problem werden.

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Dies sind keinesfalls die Lottozahlen für die kommende Woche, sondern die Punkteausbeute in den letzten zwölf Spielen von Bojan Bogdanovic.

Und sie zeigen: Bogdanovic ist für die Pacers in dieser Saison mehr als nur ein einfacher Rollenspieler. Der Kroate, mitsamt seines Shootings und seiner Effizienz, stellt eine echte Waffe für den aktuell Fünftplatzierten der Eastern Conference dar. Alleine im März zählte Bogdanovic für Indiana gleich dreimal zu den Matchwinnern. Gegen Washington, Milwaukee und am vergangenen Freitag gegen die Clippers setzte sich Indy knapp durch. In allen drei Spielen erzielte Bogdanovic mindestens 20 Zähler, traf mindestens 58 Prozent aus dem Feld, mindestens 50 Prozent von Downtown und mindestens 75 Prozent von der Freiwurflinie.

Seine Scoring-Zahlen zeigen allerdings auch: Bogdanovic agiert alles andere als konstant, bereits 17 Mal verpasste er in dieser Saison eine zweistellige Punkteausbeute. Nach einem soliden Saisonstart im Oktober fing der 28-Jährige Feuer, traf im November mehr als 50 Prozent aus dem Feld, fast 50 Prozent vom Parkplatz und legte im Schnitt über 16 Zähler auf. Im Dezember und Januar wollte dann wiederum fast nichts mehr zusammenlaufen (weniger als 45 Prozent aus dem Feld, weniger als 32 Prozent Dreier, weniger als 12 Punkte pro Spiel) - nur um im Februar mit fast 19 Punkten pro Spiel plötzlich wieder richtig aufzudrehen.

Die Saison-Splits von Bojan Bogdanovic

MonatFG%3P%FT%PTS
Oktober48,534,677,812,4
November52,948,285,216,5
Dezember40,831,586,211,7
Januar43,229,381,111,1
Februar52,347,193,818,9
März46,443,589,114,9

Einem Traum von Daryl Morey entsprungen

Wenige Wochen vor Beginn der Playoffs müssen die Pacers sich selbst die Frage stellen, mit welcher Art Spieler sie bei Bojan Bogdanovic in der Postseason rechnen können. Denn: Ein Spieler mit den Stärken des Kroaten könnte in der heißen Phase der Saison noch wertvoller für sie werden.

Bogey, wie ihn die Pacers-Fans rufen, ist ein Spot-Up-Shooter, wie er im Buche steht - in Indianapolis noch stärker als bei seinen vorherigen Stationen. Sein Spiel ist hocheffizient, aus analytischer Sicht besonders wertvoll. Er mutet an, als wäre er gerade frisch einen Traum von Daryl Morey, dem General Manager der Houston Rockets, entsprungen.

Bogdanovic ist kein Spieler, der sich seinen eigenen Wurf kreiert. Er nimmt die Würfe, die seine Mitspieler für ihn kreieren. Über 94 Prozent seiner Dreier geht ein Assist voraus, dieser Wert zählt zur absoluten Ligaspitze. Rund 30 Prozent seiner Versuche nimmt er zudem aus der Ecke. Der Kroate sorgt so für Spacing und bestraft zu aggressive Help-Defense gnadenlos. Eine durchaus bemerkenswerte Rolle für einen Spieler, der vor nicht einmal zwei Jahren bei den Olympischen Spielen noch Top-Scorer des Turniers war.

Doch die besondere Rolle macht sich bezahlt: Bogdanovics True Shooting Percentage zählt mit rund 60 Prozent zu den Besten der Liga. Bei den Pacers kommt einzig Darren Collison, der fast auf einem 50-40-90-Kurs liegt, auf einen noch besseren Wert. Zum Vergeich: Superstars wie Chris Paul, Klay Thompson oder Damian Lillard weisen in dieser Saison alle einen ähnlichen Wert wie Bogdanovic auf.

Inkonstanz als großes Manko

All diese ohne Frage herausragenden Zahlen wären allerdings wertlos, sollte Bogdanovic ausgerechnet in der heißen Phase der Saison erneut abtauchen. In den fünf Spielen vor seiner Punkte-Explosion gegen die Clippers blieb Bogdanovic völlig blass und legte nicht einmal sieben Punkte pro Spiel auf. In den Playoffs wäre so etwas unentschuldbar - die Serie könnte nach fünf Spielen schließlich bereits gelaufen sein.

Dieses Manko fällt noch gravierender ins Gewicht, da der Kroate seinem Team in Spielen, in denen er als Scorer abtaucht, nur äußerst begrenzt helfen kann. Bogdanovic ist ein Inselbegabter: Er zählt ohne Frage zu den besten Spot-Up-Shootern der NBA, in anderen Bereichen des Spiels weist er jedoch große Mängel auf.

Der 28-Jährige ist ein unterdurchschnittlicher Ballhandler. Seine Turnover Percentage ist mit fast zehn Prozent deutlich zu hoch für einen Spieler, der selten bis nie für den Aufbau verantwortlich ist. Auch deshalb wird er offensiv in hohem Maße abseits des Balles eingesetzt. Darüber hinaus weist er merkliche Schnelligkeitsdefizite auf, die vor allem in der Defensive immer mal wieder zum Vorschein treten.

Geheimwaffe oder Schwachstelle?

Bogdanovic ist nicht der erste europäische Flügelspieler, der in der von Superathleten dominierten NBA, in diesem Bereich noch Luft nach oben hat. Sofern er diesen Makel jedoch nicht mit offensiver Feuerkraft ausgleichen kann, könnte er zu einer Schwachstelle werden - erst Recht in den Playoffs.

Die in der Sportberichterstattung so oft zitierte "Hot hand" lässt sich analytisch nicht nachweisen. Das wurde mittlerweile oft belegt. Bei der Betrachtung von Bojan Bogdanovic kommt man allerdings kaum umhin, irgendwo doch an das Phänomen zu glauben. Zu stark sind seine Leistungsschwankungen. Zu krass seine Ausreißer nach oben. Die Pacers müssen hoffen, dass ihr Scharfschütze in den Playoffs ein paar heiße Wochen erwischen wird.

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