NBA

NBA-Legendenserie: Dikembe Mutombo - Not in my House!

Von Sebastian Hahn
Dikembe Mutombo wedelte nach einem erfolgreichen Block immer mit dem Zeigefinger
© getty
Cookie-Einstellungen

Mehr als Basketball

Abseits des Courts plagen Mutombo dagegen andere Sorgen. In der Demokratischen Republik Kongo tobt der Bürgerkrieg, im Sommer 1998 versuchen Rebellen die Haupstadt Kinshasa einzunehmen, in der auch Mutombos Familie lebt. Die Mutter des Centers leidet an hohem Fieber und muss zu dieser Zeit ins Krankenhaus, dort schickt man sie aber wieder nach Hause. Es gibt weder genügend Personal noch Elektrizität.

Kurz darauf stirbt die 63-Jährige, während Mutombo als Vizepräsident der Spielervereinigung NBPA mit der Liga versucht, den anstehenden Lockout zu verhindern. Die Tage danach sind wohl die schlimmsten seines Lebens. Natürlich will er sofort nach Hause reisen, um bei der Beerdigung seiner Mutter vor Ort zu sein.

Sein Vater widerspricht ihm aber: "Er meinte, ich soll in den USA bleiben. Er will keinen weiteren Verlust in der Familie so kurz nach dem Tod meiner Mutter", erklärte Mutombo am Rande eines Charity Games der Seattle Times.

Im Schatten von Allen Iverson

Nachdem es auf dem Court nicht mehr läuft, wird er zur Trade Deadline 2001 nach Philadelphia verschifft. Die 76ers senden im Gegenzug den verletzten Theo Ratliff nach Atlanta. Da man in diesem Jahr mit den Finals liebäugelt, möchten die Sixers auf der Fünf schlicht mit den Spurs und Lakers mithalten können. Mount Mutombo soll Shaquille O'Neal und Tim Duncan in Schach halten, sollte man soweit kommen.

Und tatsächlich: Mutombo räumt unter dem eigenen eigenen Korb auf, sammelt 12,4 Rebounds im Schnitt und blockt 2,5 Würfe pro Spiel. Scoren muss der Kongolese gar nicht, schließlich ballert ein Allen Iverson in MVP-Form jeden Ball auf den Korb, den er in die Finger bekommt. Die Würfe, die nicht reingehen, schnappt sich Mutombo zuverlässig (4,6 Offensiv-Rebounds im Schnitt).

In den Finals ringt man den favorisierten Lakers zum Auftakt einen Sieg ab, Mutombo glänzt gegen O'Neal und Co. mit 5 Blocks. Danach bricht der Diesel aber über ihn herein. Philly gewinnt kein einziges Spiel mehr, Shaq wird zum Finals-MVP gewählt. Dass Mutombo zum vierten Mal als bester Verteidiger ausgezeichnet wird, ist nur ein schwacher Trost.

Back to the Finals

Zwei Jahre später kommt Mutombo noch einmal dem Ring gefährlich nahe, bei den New Jersey Nets ist er aber nicht mehr in der Form von 2001. Gegen Boston verletzt er sich zudem im ersten Spiel der zweiten Runde und muss bis zu den Finals aussetzen.

Dort kann er aber nicht mehr den entscheidenden Impuls setzen, insgesamt steht er nur 11,5 Minuten im Schnitt auf dem Feld. Die Nets verlieren mit 2-4.

Nach einem einjährigen Intermezzo bei den Knicks will der immerhin schon 38-Jährige doch noch einmal nach dem Ring greifen und schließt sich den Rockets an. In Houston heißen die Stars Tracy McGrady und Yao Ming, Mutombo soll den Backup des chinesischen Riesens geben.

Bis 2008 schaffen es die durchaus talentierten Rockets aber nicht, die erste Runde zu überstehen. Zu Jahresbeginn 2009 verletzt sich dann auch noch McGrady schwer, die Saison ist für den Star beendet. Im Anschluss entwickelt sich bei den Rockets aber einer "Jetzt-erst-recht"-Atmosphäre. Mutombo wird quasi aus dem Fast-Ruhestand reaktiviert, absolviert neun Spiele und wird zum "Vater" der Mannschaft.

Zum Aufhören gezwungen

Die Rockets gewinnen 22 Spiele in Folge und schnappen sich gegen die Trail Blazers die erste Playoff-Serie seit 1997. Im ersten Spiel zeigt Mutombo mit 9 Rebounds und 2 Blocks, dass er es mit 42 Jahren immer noch einiges zu leisten im Stande ist.

Im zweiten Spiel kommt der Kongolese jedoch unglücklich auf - das Knie ist kaputt. Unter Tränen verkündet er wenige Wochen später sein Karriereende, nach 18 Saisons in der NBA. Die Rockets schaffen beinahe den Upset gegen die Lakers und zwingen diese sogar in ein Spiel sieben, nach einer Verletzung von Yao sind die Playoffs für Houston jedoch beendet.

House of Mutombo

Mutombo hat mit seinem defensivorientierten Spiel die NBA geprägt. Er erhob den Block zur Kunstform, selbst Michael Jordan ließ sich vom Kongolesen reizen und wackelte nach einem Dunk über Mutombo mit dem Finger. Zwischenzeitlich wetteiferten die Superstars der Liga sogar darum, wer zuerst über den Center dunkt. In vielen anderen Sportarten hat der Finger Wag mittlerweile auch Einkehr gefunden.

Der Afrikaner rangiert auf Platz zwei der All-Time-Liste für Blocks, nur Hakeem Olajuwon hat den Ball öfter an seinen Absender zurückgeschickt. Mit seiner unverkennbaren, tiefen Stimme lässt Mutombo seine Karriere Revue passieren. Und macht eines klar: So leicht kommt niemand in das House of Mutombo.

Dikembe Mutombo: Seine Statistiken in der NBA

SaisonTeamSpieleMINPTSFG%REBBLK
91/92Nuggets7138,316,649,312,33,0
92/93Nuggets8236,913,851,013,03,5
93/94Nuggets8234,812,056,911,84,1
94/95Nuggets8237,811,555,612,53,9
95/96Nuggets7436,711,049,911,84,5
96/97Hawks8037,213,352,711,63,3
97/98Hawks8235,613,453,711,43,4
98/99Hawks5036,610,851,212,22,9
99/00Hawks8236,411,556,214,13,3
00/01Hawks/Sixers7534,510,048,413,52,7
01/02Sixers8036,311,550,110,82,4
02/03Nets2421,45,837,46,41,5
03/04Knicks6523,05,647,86,71,9
04/05Rockets8015,24,049,85,31,3
05/06Rockets6414,92,652,64,80,9
06/07Rockets7517,23,155,66,51,0
07/08Rockets3915,93,053,85,11,2
08/09Rockets910,71,838,53,71,2
CAREER-119630,89,851,810,32,8
Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema