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Barry Bonds schlug vor 10 Jahren seinen 756. MLB-Homerun: Der Rekord für die Ewigkeit

Barry Bonds ist der All-Time-Homerun-Leader der MLB
© getty

Am 7. August jährt sich der 756. Homerun von Barry Bonds, mit dem er den All-Time-Homerun-Rekord der MLB gebrochen hat, zum zehnten Mal. SPOX blickt zurück auf den wohl wichtigsten Rekord im Baseball, beleuchtet den historischen Moment und schaut voraus. Wird die Marke jemals gebrochen?

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"Bonds ... hits one high ... hits it deep ... it is outta here! 756! Bonds stands alone. He is on top oft he all-time home run list!"

Das war der Live-Kommentar vom Kommentatoren-Urgestein der San Francisco Giants, Mike Krukow, als Outfielder Barry Bonds am 7. August 2007 im AT&T Park von San Francisco den geschichtsträchtigen 756. Homerun seiner großen Karriere auf die Tribüne im Center Field zimmerte. Der schier unerreichbare All-Time-Rekord von Hank Aaron war gebrochen.

Der mit 43.154 Zuschauern vollbesetzte Ballpark in der Bay Area bebte, das Spiel stand still und die Aufmerksamkeit der Baseballwelt konzentrierte sich nur auf einen Mann. Bonds. Der so großartige wie äußerst kontroverse Sportler, der alles daransetzte, diese neuralgische Marke zu erreichen.

Nach dem Homerun bekam er ein Mikro in die Hand und richtete Dankesworte an die Zuschauer, seine Familie und ganz besonders gen Himmel an seinen verstorbenen Vater, Bobby Bonds - "Mein Dad, danke für alles, danke!" - der seinerzeit auch über 300 Homeruns in der MLB geschlagen hatte.

Das Spiel an diesem Abend wurde freilich zur Nebensache. Die Washington Nationals, die zu Gast waren, gewannen letztlich 8:6, doch das interessierte niemanden. Schon gar nicht in San Francisco, wo die Giants ähnlich wie dieser Tage hoffnungslos hinten lagen in der National League West. Sie beendeten das Jahr mit einer 71-91-Bilanz.

Doch viel mehr noch: Auch eine große Ära endete. Die Bonds-Ära.

2007: Das Ende der Barry-Bonds-Ära in der MLB

2007 war Bonds' letztes Jahr in der MLB, obwohl er durchaus noch hätte weitermachen wollen. Doch weder die Giants noch irgendwer sonst war bereit, ihm noch einen Vertrag zu geben. Zu sehr hing der Steroid-Verdacht wie ein Damoklesschwert über dem Namen Bonds.

Keiner wollte sich zu Zeiten des Mitchell-Reports und der zunehmend größer werdenden Anstrengungen, den Doping-Sumpf in der MLB auszutrocknen, mit einer Verpflichtung von Bonds ins schlechte Licht rücken.

Doch an diesem Abend im August blendete Bonds nochmal alles aus. Mehr noch. Er unterstrich vielmehr: "Dieser Rekord ist keineswegs unsauber. Überhaupt nicht. Punkt. Ihr könnt sagen, was Ihr wollt!"

Grußbotschaft von Hank Aaron sorgt für Gefühl des Abschusses

Selbst der vorherige Rekordhalter, Aaron, schickte eine Grußbotschaft, die auf der Videowand des Ballparks abgespielt wurde: Er pries seinen Nachfolger für dessen "Können, Langlebigkeit und Entschlossenheit": "Ich trete beiseite und sende meine besten Wünsche an Barry und seine Familie zu dieser historischen Errungenschaft. Meine Hoffnung ist, wie sie es schon an jenem Abend im April 1974 war, dass dieses Erreichen des Rekordes andere dazu inspiriert, ihre eigenen Träume zu verfolgen."

Bonds drückte seine Freude über die Worte Aarons auf der Pressekonferenz nach dem Spiel aus. Die Nachricht bedeutete für ihn "alles". Larry Baer, der damalige Chief Operating Officer der Giants, nannte die Botschaft "wichtig" und "sehr besonders", denn sie "hilft hoffentlich, für die Leute ein Gefühl des Abschlusses zu kreieren". Gemeint war natürlich, dass viele den Rekord nicht akzeptierten, weil die Dopinggerüchte im Raum standen.

Selbst der damalige Commissioner of Baseball, Bud Selig, schob die Dopingproblematik für den Moment beiseite und gab in einem Statement zu verstehen: "Während sich die Probleme, die um den Rekord herumschwirren, einer Lösung entgegen bewegen, ist heute ein Tag, um zu einem wirklich bemerkenswerten Erfolg zu gratulieren." Bis heute allerdings hat niemand bewiesen, dass Bonds in der Tat gedopt hat. Nicht einmal einem Bundesgericht gelang dies. Das legitimiert die Sache keineswegs - ist aber Fakt.

Barry Bonds: 762 Homeruns - Rekord für die Ewigkeit?

Bonds brachte es bis zum Ende der Saison 2007 auf insgesamt 762 Homeruns, die bis heute als amtierender Homerun-Rekord in den Geschichtsbüchern stehen. Und es gibt nicht wenige, die glauben, dass diese Marke für immer unerreicht bleiben wird. Doch das glaubten auch alle, als Babe Ruth mit 714 Homeruns abtrat oder schließlich Hank Aaron mit 755.

Angesichts der Tatsache, dass der Homerun in dieser Saison eine Art Renaissance erlebt, lohnt ein Blick auf mögliche Herausforderer für die Bonds'sche Marke.

Als erster springt natürlich Albert Pujols (37 Jahre alt) ins Auge. Der Spieler der Los Angeles Angels steht bei 608 Homeruns und hat noch Vertrag bis 2021. Er spielt also noch vier Jahre über 2017 hinaus - sollte es die Gesundheit zulassen. Im Schnitt schlägt er 35 Homeruns pro Saison. Doch selbst wenn er diesen Schnitt hält, würde er bis Ende 2021 nur auf rund 750 Long Balls kommen. Allerdings liegt sein Schnitt für die Angels bei knapp 28 Homeruns pro Saison. Hielte er selbigen, würde er gerade mal Ruths 714 ankratzen. Und da "The Machine" zuletzt deutlich nachgelassen hat, wird das wohl nichts mit dem Rekord.

Der nächste Spieler auf der Homerun-Liste der Aktiven ist Miguel Cabrera (34) von den Tigers. Er steht bei 459 Homeruns. Im Schnitt schlägt er 30 Homeruns pro Saison und steht noch mindestens bis 2023 unter Vertrag - per Klub-Optionen könnte der Deal noch bis 2025 gehen. Doch selbst mit seiner aktuellen Pace - die zuletzt große Schwankungen durchlebte - käme er bis 2025 nur auf annähernd 700 Homeruns.

MLB: All-Time-Homerun-Rekord? Keine Chance für Trout und Harper

Die Leute, die danach auf der Liste stehen, werden nicht mal im Ansatz auch nur in die Nähe von 600 Homeruns kommen, weshalb es sehr sicher innerhalb der nächsten zehn, vielleicht 15 oder gar 20 Jahre niemand schaffen wird, den Rekord zu brechen.

Das gilt auch für die größten Stars der Branche aktuell, Bryce Harper und Mike Trout. Selbst wenn beide 25 Jahre spielen, würden sie rein rechnerisch nicht mal bei 700 ankommen mit ihrer aktuellen, durchaus beeindruckenden Pace. Und bei Aaron Judge braucht man nach nicht mal einem vollen Jahr das Rechnen noch gar nicht zu beginnen.

Nach menschlichem Ermessen ist Barry Bonds der Homerun-King und das noch sehr, sehr lange. Man soll niemals nie sagen, doch in diesem Fall ist es schwer, den Optimismus aufzubringen, dass dieser Rekord gebrochen wird. Und so bleibt diese Nacht im August 2007 in San Francisco die, auf die alle in Jahrzehnten zurückblicken werden, wenn es um Baseballs größten Rekord geht.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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