"Aber ich hab' ihn doch kaum berührt!"

Von Sebastian Hahn
Nigel de Jong (r.) möchte auf diesem Foto nicht erkannt werden
© getty

So langsam nimmt die Kräfteverteilung in der MLS Formen an, zwei Top-Teams aus dem Vorjahr straucheln aber weiterhin heftig. Dafür passt es wieder in Toronto wieder im Sturm, Nigel de Jong erinnert alle wieder an seinen Ruf als hemmungsloser Treter und ein Ex-Bundesliga-Profi knipst Philadelphia zum Last-Minute-Sieg.

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Foul der Woche: Nigel de Jong galt schon zu seinen Glanzzeiten bei Manchester City oder dem AC Mailand als einer der härtesten Sechser der Welt, der Niederländer teilte in Zweikämpfen gerne mal heftig aus. Nach seinem Wechsel zu Los Angeles Galaxy im Winter war es etwas ruhiger geworden um den 31-Jährigen, bevor er sich am Wochenende gegen die Portland Timbers zurückmeldete.

Mitte des zweiten Durchgangs streckte de Jong Gegenspieler Darlington Nagbe beim Versuch, einen Konter zu unterbinden, derart hart zu Boden, dass sämtliche Anwesenden darüber verblüfft waren, dass der Galaxy-Akteur anschließend mit Gelb davonkam. Sein Kommentar nach Spielende: "Ich habe den Ball getroffen, aber eben auch viel von seinem Knöchel. Solche Zweikämpfe kommen im Fußball nun mal vor."

Naja, diese Meinung dürfte er ziemlich exklusiv haben, zumal die Liga im Moment noch über eine nachträgliche Sperre diskutiert. Gegenspieler Nagbe musste übrigens in einem Rollstuhl vom Platz gefahren werden, glücklicherweise kam er aber mit einem verstauchten Knöchel davon.

Ex-Bundesliga-Profi der Woche: Tranquillo Barnetta. Der Schweizer, einst u.a. für Schalke 04 und Bayer Leverkusen in Deutschland am Ball, kickt seit vergangener Saison für die Philadelphia Union, die mit Orlando City am Wochenende ausgerechnet eines der heißesten Teams der Liga vor der Brust hatten. Den mittlerweile 30-Jährigen kümmerte das wenig, in der 90. Minute versenkte er einen wunderschönen Freistoß aus 25 Metern und knallte diesen direkt neben dem rechten Lattenkreuz unter die Latte. Ein Golazo, wie sie in Nordamerika sagen...

Last-Minute-Comeback der Woche: Gut, die Union waren mit ihrem Siegtreffer kurz vor der Nachspielzeit schon nah dran, Chad Marshall von den Seattle Sounders setzte aber nochmal einen drauf. Obwohl die Nachspielzeit von drei Minuten im Auswärtsspiel bei den Houston Dynamo bereits abgelaufen war, blieben die Sounders dran, Marshall, nominell eigentlich Innenverteidiger, harrte im gegnerischen Strafraum aus und netzte im Stile eines Mittelstürmers. Für die Mannschaft von Sigi Schmid geht es damit langsam aufwärts.

Chancentod der Woche: Bradley Wright-Phillips. Der Red-Bulls-Stürmer war in den vergangenen beiden Spielzeiten so etwas wie der Torgarant für die Franchise aus New York, 44 Tore erzielte er seit Saisonbeginn 2014. In dieser Saison läuft es allerdings noch so gar nicht, seinen persönlichen Tiefpunkt erreichte er gegen Sporting K.C.

Insgesamt zehn Schüsse gab er auf das Tor von Tim Melia ab, inklusive eines vergebenen Elfmeters zappelte aber keine im Netz - MLS-Saisonrekord. Die Red Bulls, im Vorjahr noch beste Mannschaft der Regular Season, dümpeln damit immer noch auf dem vorletzen Platz der Eastern Conference herum.

Enttäuschung der Woche: Oder besser: der Saison! Columbus Crew erwischt es aktuell nämlich noch dicker als die Red Bulls, der Vizemeister aus dem Vorjahr wartet nach fünf Spielen immer noch auf den ersten Sieg. Auch gegen den aktuellen Spitzenreiter im Osten, die Montreal Impact, setzte es eine 0:2-Pleite, mit zwei Punkten liegt Columbus aktuell auf dem letzten Platz der Eastern Conference, Torgarant Kei Kamara sticht bisher zu selten. Immerhin ein Kamara traf im Stade Olympique, dieser heißt aber Hassoun Camara - und spielt für Montreal...

Das "Nimm-du-ihn-ich-hab-ihn-sicher" der Woche: Eigentlich entwickelte sich im Derby zwischen den Colorado Rapids und Real Salt Lake ein knackiges Spitzenspiel. Beide Teams hatten ihre Chancen, beide Mannschaften agierten auf hohem MLS-Niveau und vereitelten umso mehr Möglichkeiten.

Bis zur 72. Minute: Dann lupfte Rapids-Innenverteidiger Axel Sjöberg den Ball über den herauseilenden Zac MacMath, Joao Plata bekam den Ball vor die Füße und schob locker ins Tor ein - die Vorentscheidung. Die Rapids verpassten so den Sprung in die Spitzengruppe der Western Conference, wo jetzt ausgerechnet RSL steht.

Assist der Woche: Rafael Ramos ist eigentlich Verteidiger. Er soll also eigentlich sämtliche Gefahren, die den eigenen Strafraum betreffen, bereinigen. Am Wochenende wurde der Spieler von Orlando City dann aber als Vorlagengeber auffällig - allerdings für das falsche Team. Denn nachdem eine Flanke von links in den Fünfer der "Lions" gelangte, wollte Ramos klären, legte aber unfreiwillig für Union-Stürmer C.J. Sapong auf. Ein Tor, dass bei der 1:2-Niederlage von Orlando noch entscheidend sein sollte.

Sturmduo der Woche: Nach zwei Niederlagen in Folge holte der Toronto FC gegen New England endlich mal wieder einen Punkt. Mitverantwortlich dafür ist auch das Sturmduo um Jozy Altidore und Sebastian Giovinco. Der Italiener erzielte am Wochenende den goldenen Ausgleich, vorbereitet vom US-Stürmer, der nach längerer Verletzungspause endlich mal wieder in der Startelf stand.

Dafür stellte Coach Greg Vanney sogar auf ein 4-4-2 um, das in Ansätzen vielversprechend funktionierte. Immerhin haben die Reds aber mittlerweile den Großteil ihres Road Trips geschafft. Nur noch drei Spiele in der Fremde, dann wird das renovierte BMO Field endlich wiedereröffnet.

Goldenes Händchen der Woche: Bisher hatten die Spieler von D.C. United nicht viel zu lachen. Die Franchise aus der Hauptstadt hat als einziges Team neben Columbus in fünf Spielen keinen einzigen Sieg eingefahren (Washington absolvierte in der Länderspielpause ebenfalls ein Spiel), am Wochenende reisten dann auch noch die Vancouver Whitecaps um Star-Keeper David Ousted an.

Der tat auch sein Bestes, bekam dann aber jeweils zwei Doppelpacks von Fabian Espindola und Alvaro Saborio reingewürgt. Letzterer wurde übrigen zwölf Minuten vor Schluss für Espindola eingewechselt. Gute Idee von United-Coach Ben Olsen.

Schiedsrichterentscheidung der Woche: Die Chicago Fire drehten gegen die NYCFC bereits zum Jubeln ab, als die Unparteiischen im Yankees Stadium den Treffer der Gäste revidierten. Der Grund: Fire-Akteur Jonathan Campbell stand bei dessen Kopfball zwar nicht im Absatz, köpfte seinen im Abseits stehenden Mitspieler Johan Kappelhof aber an der Brust aus kurzer Distanz an. Extrem schwer zu sehen, aber korrekt entschieden. Chapeau!

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