Olympia zur Kirschblüte? - IOC setzt Task Force für neuen Tokio-Termin ein

SID
IOC-Boss Thomas Bach hat nach der Verschiebung eine Herkulesaufgabe vor sich.
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Nach der Verschiebung der Olympischen Spiele von Tokio wird weiter über den Termin im Jahr 2021 gerätselt. Die Kritik am Führungsstil von Präsident Thomas Bach reißt nicht ab.

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Olympia zur bezaubernden Kirschblüte im Frühjahr oder doch erst im heißen Hochsommer? Einen Tag nach der historischen Verlegung der Olympischen Sommerspiele von Tokio ins Jahr 2021 grassierten die wildesten Gerüchte über den neuen Termin des Großevents. IOC-Präsident Thomas Bach, der weiter in der Kritik steht, wollte nichts ausschließen.

"Das ist nicht nur auf die Sommermonate beschränkt", sagte Bach über das Datum im nächsten Jahr: "Alle Optionen vor und einschließlich des Sommers 2021 sind möglich." Extra dafür hat das IOC eine Task Force mit dem Namen "Here we go" ("Los geht's") gegründet. Das Gremium besteht aus Mitgliedern der IOC-Koordinierungskommission sowie vom Organisationskomitee Tokio 2020.

Bach fordert: "Gebt uns sämtliche Informationen, die wir brauchen"

In einem ersten Schritt werde die Task Force, so Bach, am Donnerstag mit den 33 Sommersportverbänden mögliche Termine besprechen. Der volle Sportkalender für 2021 würde die Aufgabe nicht erleichtern, meinte der IOC-Chef: "Ich denke, wir sollten so schnell wie möglich zu einer Lösung kommen. Aber erste Priorität hat die Qualität dieser Entscheidung."

Zuvor hatte der erste deutsche IOC-Präsident in einer Videobotschaft an die Athleten erklärt, dass er keine "idealen Lösungen" versprechen könne. Er rief alle Sportler in der schwierigen Phase zum Mitmachen auf. "Gebt uns sämtliche Informationen, die wir brauchen", forderte Bach.

Generell sah Bach riesige Aufgaben auf alle Stakeholder der olympischen Bewegung zukommen. "Wir müssen in den nächsten Monaten bis ins nächste Jahr die Spiele 2021 organisieren, dazu stehen die Winterspiele 2022 und die Olympischen Jugendspiele 2022 vor der Tür. Das sind enorme Herausforderungen, die in Zeiten von Home Office nicht einfacher zu regeln sein werden", so Bach.

Auch die Frage, ob das bereits errichtete Olympische Dorf für über 11.000 Athleten auch im Jahr 2021 zu nutzen sei, reichte Bach an die neue Task Force weiter. "Ich denke, nach der Verschiebung brauchen wir jetzt Kompromisse von allen Beteiligten", sagte der Jurist. Das Olympische Dorf sei ein Teil in einem großen Puzzle, das richtig zusammengesetzt werden müsse.

Kritik an Bach: "Wurden nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen"

Auch die Nutzung der anderen, bereits fertiggestellten Sportstätten in Tokio ist für 2021 fraglich, die Olympia-Macher müssen etliche Verträge neu verhandeln. Die Zusatzkosten werden auf fünf bis sechs Milliarden Euro geschätzt, schon jetzt soll Tokio nach einer Kalkulation des japanischen Rechnungshofes über 20 Milliarden Euro in das Olympia-Projekt gesteckt haben.

Daher ist weiter auch die Frage pikant, wer von beiden, das IOC oder Gastgeber Japan, zuerst die Verlegung der Spiele gefordert hat. Nach Einschätzung des britischen Sportrechtlers John Mehrzad könnte der "Urheber" juristisch als "vertragsbrüchig" gelten und sich womöglich "milliardenschweren Schadenersatzforderungen" ausgesetzt sehen. Bach betonte am Dienstag, dass es sich am Ende um eine einheitliche Lösung gehandelt habe.

Unvermeidlich ist allerdings, dass die internationalen Sportverbände unter der Verlegung zumindest vorübergehend leiden werden. Für den Zyklus von 2016 bis 2020 rechnet das IOC mit Einnahmen von sechs Milliarden Euro, gut eine Milliarde davon werde direkt an die NOK und Weltverbände ausgeschüttet, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Das Geld fließt aber nun später und könnte den ein oder anderen Verband in Probleme stürzen.

Obwohl Bach auch am Mittwoch wieder den ständigen Austausch des IOC mit allen Verbänden hervorhob, fühlten sich diese selbst bei der Hau-Ruck-Entscheidung nicht mitgenommen. Er sei "irritiert", sagte Thomas Weikert, Präsident des Tischtennis-Weltverbandes ITTF, im Spiegel. "Wir haben uns vor einer Woche mit Thomas Bach beraten, der Solidarität von uns einforderte. Nun wurden wir nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen", kritisierte Weikert.

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