Wimbledon, Spieler im Fokus: Schockt der "beste Rasenspieler der Welt" die Tennis-Elite?

Von Stefan Petri
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Am Montag wird wieder auf dem heiligen Rasen von Wimbledon aufgeschlagen. Bei den Herren hat Rafael Nadal seinen lädierten Fuß und den Grand Slam im Hinterkopf, während Novak Djokovic an Titeln mit Pete Sampras gleichziehen will. Die Briten hoffen auf Emma Raducanu und "Sir Andy" Murray, Nick Kyrgios erklärt sich zum besten Rasenspieler der Welt - und dann ist da ja noch die Rückkehr einer lebenden Legende. SPOX zeigt die Spielerinnen und Spieler im Fokus.

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Wimbledon 2022: Die Damen im Fokus

Wimbledon - Serena Williams: Angst vor der 1.204 der Welt

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Serena Williams spielt Wimbledon. Klar, irgendwann wollte die mittlerweile 40-Jährige noch einmal zurückkommen, noch einmal versuchen, den ersehnten 24. Slam im Einzel zu gewinnen. Nirgends stehen ihre Chancen so gut wie auf Rasen, auch wenn sie mittlerweile schon ein ganzes Jahr kein Einzel mehr bestritten hat: 2021 hatte sie ihr Auftaktmatch in Wimbledon gegen Aliaksandra Sasnovich verletzt aufgeben müssen.

Was kann man der großen Alten Dame des Tennis-Sports noch zutrauen? Irgendwie alles, aber gleichzeitig auch nicht viel. Dass sie immer noch brutal aufschlagen und Winner auspacken kann, zeigte sie in den beiden Doppel-Matches, die sie an der Seite von Ons Jabeur zur Vorbereitung bestritt. Aber im Einzel ist der Court gleich doppelt so groß - und wie gut Serena noch zu Fuß ist, muss man auch angesichts der extrem langen Pause dann doch anzweifeln.

Wie auch immer: Gegen die Nummer 1.204 der Welt, die mit einer Wild Card antritt, wird niemand bei den Damen gerne antreten wollen. "Ich habe große Ziele", sagte Serena zuletzt, "aber auf der anderen Seite ... ich weiß nicht. Wir werden sehen."

Auslosung: Harmony Tan aus Frankreich wartet in der 1. Runde, das hätte schlimmer kommen können. In der 3. Runde gegen Vorjahresfinalistin Karolina Pliskova, das wäre schon ein kleiner Hammer. Aber bei den Damen sollte man ja nicht allzu weit vorausplanen ...

Wimbledon - Iga Swiatek: Ist die Dominatorin diesmal schlagbar?

Was wurde über die Dominanz der Polin schon alles geschrieben, über ihre 35 gewonnenen Matches in Folge. Hey, bei den French Open verlor sie auf dem Weg zum Titel immerhin einen Satz, also ... nein. Swiatek ist so weit voraus, dass sie die Konkurrenz nicht einmal im Rückspiegel sehen kann. In der Weltrangliste ist ihr Vorsprung auf die Zweitplatzierte Ons Jabeur größer als deren Vorsprung auf Platz 464.

Aber: Wenn Swiatek derzeit irgendwo schlagbar ist, dann vielleicht auf Rasen? Prinzipiell überträgt sich ihr Spiel natürlich auf diesen Untergrund, selbst wenn ihr Spin gerade mit der Vorhand nicht mehr ganz so dominant ist. Und als Juniorin hat die 21-Jährige bereits den Wimbledon-Titel geholt. Aber insgesamt ist ihre Erfahrung auf dem grünen Untergrund noch überschaubar. Und sie spielte kein einziges Vorbereitungsturnier.

"Es war hart, mich auszuruhen und nichts zu tun, weil das Adrenalin nach den French Open immer noch so hoch war", verriet sie auf ihrer Pressekonferenz vor Turnierbeginn. Ihr Herz dürfte auch am Dienstag wieder etwas schneller schlagen. Dann nämlich wird ihr die Ehre zuteil, auf dem Centre Court zu beginnen. Dieses Vorrecht ist normalerweise der Titelverteidigerin vorbehalten, doch Ash Barty hat ihre Karriere beendet.

Auslosung: Gegen Qualifikantin Jana Fett aus Kroatien will Swiatek in der 1. Runde "hoffentlich eine gute Show" bieten. Im Achtelfinale gegen die gefährliche Schweizerin Jill Teichmann oder Barbora Krejcikova aus Tschechien könnte es spannend werden. Ihre Siegesserie würde dann schon bei 38 Matches stehen ...

Wimbledon - Emma Raducanu: Wird der Druck lähmend sein?

England's Darling! Vor genau einem Jahr war Raducanus Stern in Wimbledon aufgegangen, als die damals 18-Jährige aus dem Nichts ins Achtelfinale vorstieß, dann aber gegen Ajla Tomljanovic mit Atemproblemen aufgeben musste. Es folgte der Titel bei den US Open als Qualifikantin, weltweite Bekanntschaft und Popularität, millionenschwere Werbeverträge - und vergleichsweise wenig Erfolg auf dem Tennisplatz.

Gerade mal die 2. Runde in Australien und Paris steht im Jahr 2022 in der Bilanz, Raducanu kämpfte mit Verletzungen und wechselte mehrfach ihre Trainer. Der öffentliche Druck, er ist mittlerweile enorm, ganz besonders in der Heimat, und nach jeder Niederlage regnet es Schadenfreude. "Jeder hat von mir erwartet, dass ich jedes Turnier gewinnen werde, bei dem ich jemals wieder antreten werde. Ich denke, das ist ein wenig unrealistisch, weil Perfektion einfach nicht existiert", sagte sie zuletzt.

Den Grand-Slam-Titel kann Raducanu niemand mehr nehmen. Sich in der Weltspitze festzusetzen, das ist der nächste Schritt. Nach Wimbledon wird sie erstmals in den Top 10 stehen, so oder so. Die Frage ist nun: Würde ein gutes Abschneiden in der Heimat den Druck von ihr nehmen - oder ihn vor Flushing Meadows noch einmal verstärken?

Auslosung: Alison van Uytvanck in Runde 1 könnte direkt unangenehm werden, die Belgierin kann durchaus Rasentennis spielen. Auch Carolina Garcia in Runde 2 ist hart. Gut möglich, dass Raducanu früh ihre Koffer packen muss.

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© getty

Wimbledon - Angie Kerber und Andrea Petkovic: Letztes Hurra für deutsches Duo?

Bei den Herren fehlt Sascha Zverev verletzt, als einziger Gesetzter muss Durchstarter Oscar Otte die Kohlen aus dem Feuer holen. Bei den Damen liegt der Fokus mal wieder auf Angie Kerber. Bei den French Open kämpfte sie sich bis in die 3. Runde, bei ihrem Lieblingsturnier soll es noch etwas weiter gehen. Vier Jahre liegt ihr Wimbledon-Titel mittlerweile zurück, aber da steht ja auch noch das Finale 2016 zu Buche - und das Halbfinale aus dem Vorjahr, als sie der späteren Siegerin Ashleigh Barty unterlag.

Kein Zweifel also, Angie kann Rasen! In Bad Homburg scheiterte sie im Viertelfinale an der Französin Alize Cornet. In Wimbledon will sie noch einmal zaubern, schließlich "fühlt es sich hier mittlerweile wie zuhause an". Und: Man weiß ja nie, wann es der letzte Besuch als Spielerin in Wimbledon ist, mit mittlerweile 34 Jahren.

Ebenfalls 34 ist Andrea Petkovic, wobei man bei ihr sicherlich nicht von einem Lieblingsturnier sprechen kann. "Ich mag ja die French Open lieber", gestand sie bei Sky. Zumindest sportlich: Über die 3. Runde ist sie in Wimbledon noch nie hinausgekommen. In Bad Homburg verlor sie ihr Auftaktmatch, in Berlin gewann sie aber immerhin gegen die frühere Wimbledon-Championesse Garbine Muguruza. "Ich bin sehr gut drauf, konnte super trainieren." Ihr Fazit: "Ich habe keine Ausreden parat."

Auslosung: Kerber ist gegen Kiki Mladenovic in Runde 1 Favoritin, eigentlich ist der Weg bis ins Achtelfinale gegen Ons Jabeur machbar. Petko hat gegen Viktorija Golubic eine harte Nuss zu knacken, danach stünde wohl ein Duell gegen die ehemalige French-Open-Siegerin Krejcikova an.

Wimbledon: Die Auslosung der Deutschen in der Übersicht

Damen

Angelique Kerber (Kiel/Nr. 15) - Kristina Mladenovic (Frankreich)

Andrea Petkovic (Darmstadt) - Viktorija Golubic (Schweiz)

Jule Niemeier (Dortmund) - Wang Xiyu (China)

Tatjana Maria (Bad Saulgau) - Astra Sharma (Australien)

Tamara Korpatsch (Hamburg) - Heather Watson (Großbritannien)

Nastasja Schunk (Ludwigshafen) - Mihaela Buzarnescu (Rumänien)

Herren

Oscar Otte (Köln/Nr. 32) - Peter Gojowczyk (München)

Jan-Lennard Struff (Warstein) - Carlos Alcaraz (Spanien/Nr. 5)

Daniel Altmaier (Kempen) - Michael Ymer (Schweden)

Dominik Koepfer (Furtwangen) - Daniel Elahi Galan (Kolumbien)

Nicola Kuhn (Ludwigshafen) - Brandon Nakashima (USA)

Maximilian Marterer (Nürnberg) - Aljaz Bedene (Slowenien)

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