Australian Open: Zverev ohne Satzverlust im Achtelfinale von Melbourne - Nadal weiter stark

Von SPOX/SID
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© getty

Olympiasieger Alexander Zverev hat zum vierten Mal in Folge das Achtelfinale der Australian Open erreicht. Der Weltranglistendritte aus Hamburg gewann am Freitag gegen den Qualifikanten Radu Albot (Moldau) 6:3, 6:4, 6:4, ohne aber groß zu glänzen. Dennoch ist Zverev im Turnier noch immer ohne Satzverlust. Auch Rafael Nadal zog ins Achtelfinale ein - bei den Damen ist Titelverteidigerin Naomi Osaka gescheitert.

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Alexander Zverev faltete flehend die Hände, schimpfte lautstark auf Russisch und pfefferte sogar den Schläger zu Boden - doch wenig später war er schon wieder zum Scherzen aufgelegt. "Wahrscheinlich werde ich mich abends betrinken", antwortete der Tennis-Olympiasieger nach seinem glanzlosen Einzug ins Achtelfinale der Australian Open beim Siegerinterview auf die Frage nach seinen Freizeitplänen: "Das soll hier in Australien ja sehr beliebt sein". Die Fans in der John Cain Arena johlten.

Zuvor hatte Zverev das Publikum beim "Arbeitssieg" gegen den Qualifikanten Radu Albot nicht mit seinem besten Tennis verwöhnt, doch das war ihm letztlich auch egal - der nächste Schritt bei der Titeljagd in Melbourne ist getan. "Ich hatte ein bisschen zu kämpfen auf dem Court, ich habe mich nicht perfekt gefühlt", sagte der Hamburger nach dem 6:3, 6:4, 6:4 über den Moldauer: "Aber wer ist schon perfekt? Ich habe gewonnen, und darüber bin ich glücklich."

Weil Zverev aber einen Hang zur Perfektion hat, legte er direkt nach dem Match eine - fast schon typische - Trainingseinheit ein. "Das mache ich, um meinen Rhythmus zu bekommen", erzählte er: "Ich bin durch die erste Woche gekommen, ohne einen Satz zu verlieren. Das ist positiv. Ich bin immer noch voller Energie, aber die nächsten Gegner werden härter."

Trotz phasenweiser Unkonzentriertheiten geriet der Weltranglistendritte gegen Albot aber nie in ernsthafte Gefahr und zog zum neunten Mal in Folge ins Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers ein - ein Beweis seiner Konstanz. Und in den wichtigen Momenten am Freitag zeigte Zverev auch seine Klasse. "Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss", sagte Boris Becker bei Eurosport: "Er hat heute nicht Weltklasse gespielt. Das war aber auch gar nicht nötig."

Australian Open: Nadal nur mit kurzer Schwächephase

Im Achtelfinale dürfte Deutschlands bester Tennisprofi allerdings ganz anders gefordert werden: Dort wartet der an Position 14 gesetzte Jungstar Denis Shapovalov als erster echter Test. In den bislang sechs Duellen mit dem 22-jährigen Kanadier ging Zverev aber viermal als Sieger vom Platz.

"Hoffentlich werden es noch vier gute Matches für mich", sagte Zverev - so viele Schritte sind bis zum ersehnten ersten Grand-Slam-Titel noch zu gehen. Nach der erzwungenen Abreise des Weltranglistenersten Novak Djokovic gehört der 24-Jährige neben US-Open-Sieger Daniil Medvedev und dem 20-maligen Grand-Slam-Champion Rafael Nadal zu den heißesten Titelanwärtern. Auf den spanischen Superstar könnte er schon im Viertelfinale treffen.

Nadal, der Melbourne-Sieger von 2009, gewann trotz eines kurzen Durchhängers im dritten Satz mit 6:3, 6:2, 3:6, 6:1 gegen den Russen Karen Khachanov und präsentierte sich dabei erneut stark. Für Nadal war es der erste Satzverlust im Turnier, im Achtelfinale trifft der Grand-Slam-Rekordsieger auf den Franzosen Adrian Mannarino, der sich spät in der Nacht nach über viereinhalb Stunden mit 7:6, 6:7, 7:5, 6:4 gegen den Russen Aslan Karatsev durchsetzte.

Australian Open: Krawietz/Mies weiter

Nach zwei Nachtschichten in den ersten Runden musste der letzte verbliebene Deutsche in den Einzel-Konkurrenzen erstmals nachmittags ran, aber auch bei früherem Arbeitsbeginn war er direkt hellwach. Als Albot aber im zweiten Satz besser ins Match kam und Zverevs Aufschlag nachließ, wurde es brenzlig für den Sieger der ATP Finals. Doch auch diese Situationen mit insgesamt fünf Breakbällen gegen sich meisterte Zverev nervenstark.

"Man sollte nicht zu viel reininterpretieren", sagte Becker, der als bislang letzter Deutscher 1996 in Melbourne triumphiert hatte: "Es war ein Arbeitssieg, aber er hat nicht zu viel Kraft investiert. Es ist okay."

Im Doppel sorgen dafür die wiedervereinten Kevin Krawietz und Andreas Mies wieder für Furore. Die zweimaligen French-Open-Sieger erreichten durch ein 6:4, 6:7 (7:9), 6:4 gegen die US-Amerikaner Austin Krajicek/Sam Querrey erstmals das Achtelfinale von Melbourne.

"Es war ein großartiges Match auf einem richtig hohen Level", sagte Mies, der sich Anfang des vergangenen Jahres einer Knorpel-OP am Knie hatte unterziehen müssen - und nun schon wieder bestens mit Krawietz harmoniert.

Berrettini stoppt Alcaraz in einem Fünfsatz-Krimi

Im Match des Tages bei den Herren hat Wimbledonfinalist Matteo Berrettini das aufstrebende Tennis-Toptalent Carlos Alcaraz nur mit viel Mühe in die Schranken gewiesen. Der Weltranglistensiebte aus Italien musste sich den Achtelfinaleinzug gegen den 18-jährigen Spanier trotz 2:0-Satzführung über die volle Distanz erkämpfen, am Ende setzte er sich mit 6:2, 7:6 (7:3), 4:6, 2:6, 7:6 (10:5) durch.

Alcaraz hatte zuletzt bei den "Next Gen"-Finals in Mailand auf sich aufmerksam gemacht, beim Jahresfinale der besten Jungprofis gewann er den Titel. Zuvor hatte er bei den US Open in New York schon das Viertelfinale erreicht. Am Ende der vergangenen Saison hatte er wegen einer Corona-Infektion seine Teilnahme an der Davis-Cup-Finalrunde mit Spanien verpasst.

Australian Open: Titelverteidigerin Osaka ausgeschieden

Bei den Damen hat Naomi Osaka das reizvolle Duell mit der Weltranglistenersten Ashleigh Barty verpasst. Die viermalige Grand-Slam-Siegerin aus Japan verlor am Freitag in der dritten Runde trotz Satzführung mit 6:4, 3:6, 6:7 (5:10) gegen die US-Amerikanerin Amanda Anisimova, die das Duell der beiden Topfavoritinnen verhinderte.

Beim Stand von 5:4 im dritten Satz vergab Osaka, die in Melbourne 2019 und 2021 triumphiert hatte, zwei Matchbälle. Die australische Titelhoffnung Barty hatte zuvor ihre starke Form mit einem 6:2, 6:3 gegen die Italienerin Camila Giorgi unterstrichen und trifft nun auf Anisimova (20), die sie im Halbfinale der French Open 2019 auf dem Weg zu ihrem ersten Grand-Slam-Titel bezwungen hatte.

"Sie hat sehr gut gespielt, das Niveau der Partie war echt hoch. Es hat Spaß gemacht", sagte Osaka: "Ich habe um jeden Punkt gekämpft. Deshalb bin ich nicht traurig. Ich bin nicht Gott, ich kann nicht jedes Match gewinnen."

Die frühere Nummer eins Osaka war nach ihrem tränenreichen Abschied bei den US Open und einer anschließenden viermonatigen Pause erst im Januar auf die Tour zurückgekehrt. Bereits im vergangenen Sommer hatte die 24-Jährige, die bei den Olympischen Spielen von Tokio das Feuer entzündet hatte, von Depressionen berichtet.

Die 25 Jahre alte Barty ist in Melbourne die heißeste Anwärterin auf den Titel. Im vergangenen Jahr hatte sie in Wimbledon ihren zweiten Grand-Slam-Titel gewonnen, zu Saisonbeginn hatte sie ihre gute Form nach vier Monaten Pause schon mit dem Sieg beim WTA-Turnier in Adelaide unter Beweis gestellt. Seit Christine O'Neil 1978 hat keine Australierin beim Grand-Slam-Heimspiel mehr triumphiert.

Australien Open, Tag 5: Die wichtigsten Ergebnisse

  • Damen:
Spielerin 1Spielerin 2Ergebnis
Veronika Kudermetova (RUS)Maria Sakkari (GRE/6.)4:6, 1:6
Marta Kostjuk (UKR)Paula Badosa (ESP/8.)2:6, 7;5, 4:6
Barbora Krejcikova (CZE/4.)Jelena Ostapenko (LAT/26.)2:6, 6:4, 6:4
Victoria Azarenka (BLR/24.)Elina Switolina (UKR/15.)6:0, 6:2
Ashleigh Barty (AUS/1.)Camila Giorgi (ITA/30.)6:2, 6:3
Amanda Anisimova (USA)Naomi Osaka (JAP/13.)4:6, 6:3, 7:6 (10:5)
  • Herren:
Spieler 1Spieler 2Ergebnis
Gael Monfils (FRA/17.)Christian Garin (CHI)7:6, 6:1, 6:3
Mario Berrettini (ITA/7.) Carlos Alcarez (ESP/31.)6:2, 7:6 (7:3), 4:6, 2:6, 7:6 (10:5)
Alexander Zverev (GER/3.)Radu Albot (ROM)6:3, 6:4, 6:4
Karen Khachanov (RUS/28.)Rafael Nadal (ESP/6.)3:6, 2:6, 6:3, 1:6