Auf den Spuren Beckers und Stichs: Mit "Vollgas" zur nächsten Davis-Cup-Sternstunde

SID
Tennis, Davis-Cup, Boris Becker, Michael Stich
© getty

Die deutschen Tennisprofis wandeln im Davis Cup auf den Spuren von Boris Becker und Michael Stich. Der erste Finaleinzug seit 28 Jahren ist das Ziel in Madrid.

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Kevin Krawietz blödelte auf dem Rollfeld mit Dominik Koepfer herum, und Peter Gojowczyk legte in der Check-in-Halle des Innsbrucker Flughafens sogar noch ein kleines Tänzchen hin. Mit riesiger Euphorie verließen die deutschen Davis-Cup-Helden am Mittwochmorgen ihr Tiroler Winterwunderland, um unter der Sonne Spaniens ihre furiose Mission fortzuführen - denn neben viel guter Laune hatten sie auch große Träume im Gepäck.

"Wir haben alle gesagt, dass wir nach Madrid wollen. Wir haben das Ziel erreicht", sagte Jan-Lennard Struff nicht ohne Stolz, fügte aber forsch hinzu: "Es ist nun Zeit, neue Ziele zu setzen. Wir wollen das Halbfinale gewinnen." Es waren die glanzvollsten Zeiten des deutschen Tennis mit Boris Becker und Michael Stich, als dies zuletzt gelungen war.

Zweimal war es Becker (1988, 1989), der eine Auswahl des Deutschen Tennis Bundes (DTB) zum Gewinn der "hässlichsten Salatschüssel der Welt" führte, einmal Stich (1993). Doch seither wartet der DTB selbst auf einen Finaleinzug im Davis Cup - am Samstag soll diese 28-jährige Durststrecke ein Ende finden.

"Wir freuen uns, unter den besten vier Nationen der Welt zu stehen und jetzt nochmal Vollgas zu geben in Madrid", sagte Krawietz nach dem Krimi in Innsbruck gegen Großbritannien, an dessen erfolgreichem Ausgang er im unbezwingbaren Doppel mit Tim Pütz immensen Anteil hatte. Und natürlich soll diese wunderbare Reise gegen die starke russische Mannschaft oder Schweden, die sich erst am Donnerstagabend im Viertelfinale gegenüberstehen, weitergehen.

Das werde zwar "bestimmt auch eine recht knifflige Aufgabe", sagte Kapitän Michael Kohlmann: "Aber so, wie wir uns hier präsentiert haben, bin ich guter Dinge, dass wir uns da Chancen ausrechnen können." Die Euphorie im deutschen Team, dem in der Vorrunde nicht einmal Grand-Slam-Rekordchampion Novak Djokovic gewachsen war, ist gewaltig, und auch Becker fiebert begeistert mit. "Unglaublich Männer!!!", schrieb die Tennis-Ikone bei Instagram.

"Unglaubliche Teamleistung" - auch ohne Zverev

Noch lange nach dem nervenaufreibenden 2:1 gegen die favorisierten Briten feierten die deutschen Spieler mit Trainern und Betreuern auf dem Court und machten Erinnerungsfotos an ein denkwürdiges Match. "Es war eine unglaubliche Teamleistung", sagte der zweimalige French-Open-Sieger Krawietz, und hob damit die große Stärke hervor: Ohne Olympiasieger Alexander Zverev, der dem neuen Davis-Cup-Format nichts abgewinnen kann und lieber auf den Malediven urlaubt, ist die Mannschaft der Star.

"Wir haben vom ersten Tag an eine unglaubliche Stimmung im Team, vom Arzt bis zum Physio, von Kohle bis zum Co-Trainer", erzählte Krawietz, der sich zusammen mit Pütz und Struff bei der Frage nach dem Wunschgegner fürs Halbfinale auch schnell einig war. "Schweden", lautete die einhellige Meinung, schließlich bieten die Russen in US-Open-Champion Daniil Medwedew und Andrej Rublew die Nummern zwei und fünf der Welt auf.

Doch wenn die deutschen Davis-Cup-Spieler in Innsbruck eine Sache eindrucksvoll bewiesen haben, dann diese: Auch vor großen Namen brauchen sie sich mit ihrer Geschlossenheit nicht zu verstecken.

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