US Open - Zverev verliert episches Halbfinale gegen Djokovic: "Als wenn die Freundin mit dir Schluss macht"

SID
Alexander Zverev (l.) gratuliert Novak Djokovic zum Einzug ins Finale. Bei den Olympischen Spielen in Tokio war es noch umgekehrt gewesen.
© getty

Alexander Zverev saß nach Mitternacht mit hängenden Schultern im Bauch des Arthur-Ashe-Stadions und versuchte seine Gefühlswelt zu beschreiben. "Es ist, als wenn die Freundin, die du seit Jahren liebst, mit dir Schluss macht", sagte der Olympiasieger und musste selbst ein wenig schmunzeln über seinen Vergleich.

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Es war der einzige Moment nach dem Halbfinalaus bei den US Open gegen Novak Djokovic, in dem Zverevs Mundwinkel kurz nach oben zeigten. Ansonsten waren da nur Enttäuschung und Frust. Wieder einmal ist der 24 Jahre alte Hamburger bei dem Versuch gescheitert, seinen ersten Grand-Slam-Titel zu gewinnen.

"Wir haben beide alles auf dem Platz gelassen. In den wichtigen Momenten wird er auf einmal zur Wand", sagte Zverev anerkennend über seinen Rivalen. "Es war eine großartige Schlacht."

Sechs Wochen nach dem Goldtriumph in Tokio unterlag der 24 Jahre alte Hamburger dem Titelfavoriten im Halbfinale der US Open 6:4, 2:6, 4:6, 6:4, 2:6. Im Vorjahr hatten Zverev im Endspiel nur zwei Punkte zum großen Coup in New York gefehlt, nun erwies sich der Weltranglistenerste aus Serbien auf seiner historischen Titelmission als zu stark.

Djokovic über Zverev: "Ein großartiger Champion"

Zugleich nahm Djokovic Revanche für die erlittene Niederlage gegen Zverev in der Vorschlussrunde der Olympischen Spiele und spielt nun am Sonntag gegen den russischen Weltranglistenzweiten Daniil Medwedew um seinen insgesamt 21. Major-Titel.

Medwedew hatte sich im ersten Halbfinale mit 6:4, 7:5, 6:2 gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime durchgesetzt. "Alexander ist ein großer Champion", sagte Djokovic: "Ich bewundere ihn auf dem Platz und auch abseits davon. Ich wusste, dass es ein großer Kampf werden würde."

Djokovic den entscheidenden Ticker besser als Zverev

Im bis unters Dach gefüllten Arthur-Ashe-Stadion, in dem auch Laver in der ersten Reihe Platz nahm, waren die Rollen schnell verteilt. Wie auch Basketball-Nationalspieler Moritz Wagner als einer von 21.139 Zuschauern von der Tribüne aus beobachtete, drückte Zverev in den Ballwechseln aufs Tempo, spielte Vollgas-Tennis. Djokovic versuchte mit Tempowechseln den Rhythmus seines Gegners zu brechen, streute Stopps ein. Doch Zverev spielte fast fehlerlos, breakte den Favoriten und verdiente sich den Satzgewinn.

Djokovic hatte auch in den drei Runden zuvor zunächst zurückgelegen und dann aufgedreht. Das passierte erneut. Zverev leistete sich eine Schwächephase zu Beginn des zweiten Satzes - und der "Djoker" war sofort da. Das galt auch für die Crunchtime des dritten Durchgangs, in der beide teilweise sensationelles Tennis boten, aber Djokovic letztlich den entscheidenden Tick besser war.

Zverev ließ sich nicht demoralisieren, bäumte sich noch einmal auf, aber in dem entscheidenden Abschnitt stellte der Tour-Dominator Djokovic einmal mehr seine große Nervenstärke unter Beweis. Und Zverev blieb nur die Rolle des fairen Gratulanten: "Ich denke, mental ist er der beste Spieler, der je das Spiel gespielt hat."

Zverev setzt auf Djokovic: "Ich glaube, er wird es schaffen"

Für Djokovic geht es dagegen am Sonntag im Finale gegen den Russen Daniil Medwedew (22.00 Uhr MESZ/Eurosport) um alles. Um seinen 21. Majortitel, der ihn in dieser Statistik eine Stufe über Roger Federer (Schweiz) und Rafael Nadal (Spanien/beide 20 Titel) stellen würde. Dazu steht auch der erst Grand Slam seit Rod Laver 1969 auf dem Spiel - nur der eine Sieg trennt Djokovic vom perfekten Jahr bei den vier Majorturnieren.

"Ich werde dieses Match so angehen, als ob es mein letztes ist", sagte Djokovic: "Es ist vielleicht das wichtigste in meiner Karriere". Zverev hat kaum Zweifel daran, dass sich der Tour-Dominator auch gegen den sehr formstarken Weltranglistenzweiten Medwedew durchsetzen wird, für den es um den ersten ganz großen Titel geht.

"Ich glaube, er wird es schaffen. Er bricht jeden einzelnen Rekord und ist der Größte der Geschichte", sagte Zverev: "Ich bin am Ende des Tages auch ein Sportfan. Und jetzt werden wir am Sonntag hoffentlich auch Historie erleben."