Tennis-Party in Berlin fällt aus: Struff raus, Görges verletzt

SID
Julia Görges denkt schon über ein Karriereende nach.
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Das Tennisturnier im Berliner Grunewald erlebte aus deutscher Sicht einen mäßigen Auftakt. Das Zuschauerinteresse hielt sich zunächst in Grenzen.

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Die glanzvolle Tennis-Party wurde es nicht: Bei der langersehnten Rückkehr auf den Rasen erlebten zwei deutsche Top-Spieler im Steffi-Graf-Stadion von Berlin sportlich einen ernüchternden Auftakt. Jan-Lennard Struff schied bei mäßigem Zuschauer-Zuspruch im Viertelfinale aus, Julia Görges musste nach einer Verletzung aufgeben. Auch für Tommy Haas war am ersten Tag Endstation.

"Das Match hatte ein ordentliches Niveau. Es ist natürlich schade, dass ich verloren habe", sagte Struff nach seiner Niederlage. Die deutsche Nummer zwei aus Warstein verlor gegen den Spanier Roberto Bautista Agut mit 3:6, 6:3 und 7:10 und kann sich nun schon auf das zweite Turnier in Berlin vorbereiten, das ab Freitag im Hangar 6 des ehemaligen Flughafens Tempelhof auf Hartplatz ausgetragen wird.

Jan-Lennard Struff ist ausgeschieden.
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Jan-Lennard Struff ist ausgeschieden.

Verletzung stoppt Julia Görges

Rückkehrer Haas (42) zog beim 4:6, 6:3 und 8:10 gegen das erst 18 Jahre alte Top-Talent Jannik Sinner (Italien) den Kürzeren. So findet das Halbfinale der Männer am Dienstag ohne deutsche Beteiligung statt.

Noch schlimmer kam es für Görges. Die Weltranglisten-38. aus Bad Oldesloe musste vor rund 300 Zuschauern (800 hätten kommen dürfen) ihr Viertelfinale gegen Anastasija Sevastova (Lettland) beim Stande von 3:6 und 3:4 wegen einer Knöchelverletzung abbrechen.

"Ich bin beim Return umgeknickt. Es hat sich angefühlt, als ob ich ins Leere getreten wäre", sagte Görges über ihre Verletzung am rechten Knöchel. Ob sie noch in Tempelhof dabei ist, wusste Görges zunächst nicht: "Darüber habe ich noch nicht nachgedacht."

Sevastova trifft im Halbfinale am Dienstag (live bei ServusTV und Eurosport) auf die Ukrainerin Elina Switolina. Im zweiten Viertelfinale stehen sich Andrea Petkovic (Darmstadt) und die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova (Tschechien) gegenüber.

Trotz der sportlichen Rückschläge sahen die deutschen Spieler auch das Positive. Nach der langen Coronapause seit März seien die Spiele "enorm wichtig", meinte Struff, "weil man weiß, wo man steht." Der Warsteiner hofft, dass die US Open wie geplant ab Ende August in New York stattfinden, "da werde ich dann auf jeden Fall spielen", kündigte Struff an, der volles Vertrauen in das Hygienekonzept der Amerikaner hat.

Berlin Grunewald: Ein Turnier als Testlauf

Das Turnier in Berlin, das einen Tag nach dem ursprünglich geplanten Wimbledonfinale begann, ist nicht nur für die Spieler eine Art Testlauf. Auch die Turniermacher sehen sich als Vorreiter, zumal die Weltverbände ATP und WTA Beobachter in die deutsche Hauptstadt schicken, um Eindrücke für den Start der Männer- und Frauen-Tour ab Anfang August zu sammeln.

"Erste Priorität hat hier das Hygienekonzept", betonte auch Berlins Turnierdirektorin Barbara Rittner. Die Bundestrainerin der deutschen Frauen sah aber auch vor allem beim Spiel von Struff guten Sport. "Die spielen alle voll. Da gibt es nichts mit Hintenherum und durch die Beine. Die wollen einfach richtige Matches spielen", sagte Rittner am Rande des Turniers bei ServusTV.

Wichtiger sei es aber, dass alle die Hygienestandards akzeptieren. Nach dem Wirbel auf der Adria Tour, bei der sich neben Veranstalter Novak Djokovic weitere Topspieler mit dem Coronavirus infiziert hatten, soll in Berlin alles sauber über die Bühne gehen.

"Wir wollen es besser machen", sagte Rittner: "Wir wollen dieses Image, das die Tennisszene jetzt hat, wonach die laxen, arroganten Tennisspieler das alles nicht so ernst nehmen, widerlegen." Am liebsten wäre es Rittner, wenn Berlin sein Konzept an andere Turniere weitergeben könnte und alle am Ende feststellen: "Oh, man, es hat funktioniert."

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