Leichtathletik-DM: Thomas Röhler muss Comeback abbrechen - Gesa Felicitas Krause tankt Selbstvertrauen

SID
Thomas Röhler hat sein Comeback bei den deutschen Meisterschaften der Leichtathleten nach nur einem Wurf wieder abgebrochen.
© getty

Rio-Olympiasieger Thomas Röhler verließ völlig geknickt das Stadion. Während Hindernis-Ass Gesa Felicitas Krause eine Ehrenrunde drehte und Selbstvertrauen für die Olympischen Spiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) tankte, musste Röhler auf dem Weg nach Tokio einen herben Rückschlag hinnehmen.

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Die prestigeträchtigen Titel über die 100 m holten sich zum Abschluss des Samstags bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig Topfavorit Marvin Schulte und Außenseiterin Alexandra Burghardt.

Für Röhler war sein Comeback schnell wieder beendet, nach nur einem Wurf brach er den Wettkampf ab - der Europameister hatte seinen schwachen Wurf zuvor ungültig gemacht. "Das habe ich mir definitiv anders vorgestellt. Ich habe schon beim Einwerfen etwas im Brustmuskel gespürt, das gefällt mir in der Olympiasaison gar nicht", sagte Röhler dem SID. Sein Trainer hatte ihm sofort signalisiert, den Wettkampf zu beenden.

In Abwesenheit von Johannes Vetter (Offenburg) hatte sich Röhler eigentlich das Ticket für Tokio (23. Juli bis 8. August) sichern wollen, deutsche Meister mit erfüllter Norm (85 m) werden bevorzugt nominiert. Zuletzt hatte der 29-Jährige, der im Vorjahr Vater eines Sohnes geworden war, wegen einer Rückenblessur seinen Saisoneinstand verschieben müssen. Braunschweig war sein erster "Wettkampf" seit knapp zwei Jahren. Der Qualifikationszeitraum geht noch bis Ende Juni. Er habe eine "extrem gute Vorbereitung gehabt", sagte Röhler und versuchte Zuversicht zu verbreiten.

Leichtathletik-DM mit Zuschauern: "Das ist richtig cool"

Da trotz der Coronavirus-Pandemie rund 2000 Zuschauer im Eintracht-Stadion zugelassen wurden, herrschte wenigstens ab und an ein bisschen Stimmung - das lenkte auch von einigen eher tristen Leistungen ab.

Christin Hussong, eine der wenigen heißen Medaillenkandidatinnen für Tokio, freute sich ganz besonders über die Rückkehr der Fans. "Das ist richtig cool und etwas ganz Besonderes", sagte sie - und ließ es dennoch ruhiger angehen. Die Speerwurf-Europameisterin sicherte sich leicht und locker ihren vierten Titel in Serie, eine weitere Topweite verpasste sie aber.

Der 27-Jährigen reichten bereits 63,30 m zum souveränen Sieg. "Es lief sehr, sehr schleppend. Aber ich bin froh, dass ich die 63 m noch zusammengebracht habe", sagte Hussong, die mit ihren vor einer Woche erzielten 69,19 m derzeit die Nummer zwei der Welt ist: "Ich habe es technisch nicht so umsetzen können wie zuletzt."

3000 Meter: Krause holt Titel souverän zurück

Krause, die im Vorjahr entkräftet aufgeben musste, holte sich ihren Titel souverän zurück. Die Europameisterin lief nach 9:31,36 Minuten locker als Erste ins Ziel, vergangene Woche hatte sie mit 9:16,89 Minuten gezeigt, dass in diesem Jahr wieder mit ihr zu rechnen sein wird.

Der erst 22-Jährige Schulte verbesserte seine deutsche Jahresbestleistung um zwei Hundertstelsekunden auf 10,19 Sekunden, blieb aber deutlich über der geforderten Olympia-Norm (10,05). Burghardt setzte sich überraschend in 11,14 Sekunden vor Topfavoritin Lisa Mayer (11,16/Wetzlar) durch - und sicherte sich neben dem Titel auch ihr Ticket für Tokio.

Für ein kleines Leichtathletik-Märchen sorgte Oleg Zernikel im Stabhochsprung. Der 26-Jährige gewann mit 5,80 m und knackte damit auch die Olympia-Norm. Noch vor einem Jahr schien dies für Zernikel, der als Elfjähriger mit seinen Eltern aus Kasachstan nach Deutschland kam, undenkbar. Lange galt er als riesiges Talent, doch dann stockte jahrelang die Entwicklung, Zernikel verlor den Glauben an sich und seine Fähigkeiten, ehe er sein Leben umstellte, einen Psychologen zu Rat zog und sich neue Ziele setzte.

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