Darts-WM - Einst Nervenbündel, jetzt Killer: Die Wandlung des Peter Wright

Peter Wright hat sich erstmals den WM-Titel gesichert.
© getty

Peter Wright hat sich bei der WM in London die Krone aufgesetzt. Während des Turniers meisterte der Schotte jede noch so komplizierte Aufgabe - und war damit eigentlich alles andere als er selbst.

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Peter Wright liefen Tränen über die Wangen, während die Fans nur noch ein Lied zu kennen schienen. "Nananananananananana, Peter Peter Wright, Peter Wright, Peter Peter Wright", schallte es durch den Alexandra Palace.

Sekunden später hüpfte Snakebite lachend mit einer schottischen Fahne über die Bühne, die er prompt über den WM-Pokal, die Sid-Waddell-Trophy, stülpte. Der 49-Jährige wusste nicht mehr wohin mit seinen Emotionen.

Kurz zuvor hatte er sich mit seinem dritten Matchdart auf die Doppel-10 zum ersten Mal zum Weltmeister gekürt und dafür ein sattes Preisgeld von rund 590.000 Euro eingestrichen. Nach einer grandiosen Vorstellung besiegte er die Nummer 1 der Welt und den Titelverteidiger Michael van Gerwen mit 7:3.

"Es fühlt sich einfach großartig an. Ich kann es kaum glauben. Vor sechs Jahren wollte ich schon aufgeben. Aber meine Geschichte zeigt, dass man seine Träume niemals aufgeben darf", sagte Wright, der noch immer abwechselnd lachte und weinte - und manchmal beides gleichzeitig tat.

2014 wollte Peter Wright seine Karriere beenden

Was der Schotte meinte: Anfang Dezember 2014 war noch nicht einmal in Ansätzen daran zu denken, dass er eines Tages Weltmeister werden könnte. Der Mann mit den bunten Haaren hatte eine Saison zum Vergessen hinter sich, in der sich Niederlage an Niederlage reihte.

Weil er mit Darts geradezu lächerliche Beträge einspielte, von denen er und seine Familie nicht leben konnten, hatte er mit seiner Frau und Stylistin Joanne entschieden, nach der WM 2014 die Profi-Karriere zu beenden.

Doch Wright stürmte anschließend bis ins Finale, wo er gegen MvG mit 3:7 unterlag - und seine Entscheidung revidierte. Wright, der ohne seinen wilden Irokesen als schüchterner Mensch zurückgezogen auf einem Bauernhof in der englischen Grafschaft Suffolk lebt, gehört seither konstant zur Elite in seinem Sport.

StatistikMichael van GerwenPeter Wright
3-Darts-Average102.88102.79
Checkout-Quote40 Prozent53,33 Prozent
Höchster Checkout128140
100+4262
140+2434
1801611

Wright: "Diesmal war ich ein ganz anderer Mensch"

Der ganz große Wurf wollte ihm in den vergangenen Jahren trotzdem nicht gelingen. Wright holte 2017 mit den UK Open zwar einen Major-Titel, schaffte es aber nicht wieder ins WM-Finale und scheiterte ansonsten bei Majors ein ums andere Mal im Endspiel. Allein neun Mal gegen Van Gerwen.

Manchmal ging Wright in diesen Matches unter, weil er die Anfangsphase verschlief. Teilweise scheiterte er dramatisch an den eigenen Nerven, wie beispielsweise im Finale der Premier League 2017, als er sechs Matchdarts vergab.

"Fast alle hatten mich schon abgeschrieben, nachdem ich so oft an Michael gescheitert war", sagte Wright nach seinem Coup im Ally Pally gegenüber DAZN: "Aber dieses Mal war ich ein ganz anderer Mensch. Ich war selbst in kniffligen Situationen entspannt, habe nicht angefangen, an mir zu zweifeln und zu verzweifeln. Ich wusste irgendwie die ganze Zeit - auch im Finale - dass ich gewinnen würde. Nur das war in meinem Kopf. Ich war einfach bereit für diesen Titel."

Peter Wright: Beinahe-K.o. im Auftakt-Match

Steinig war der Weg bis zum Triumph allerdings auch bei dieser Weltmeisterschaft. Bereits in seiner ersten Partie, dem Match der zweiten Runde gegen den Filipino Noel Malicdem, wäre beinahe alles vorbei gewesen. Malicdem vergab einen Matchdart, Wright checkte daraufhin die 140 und setzte sich schließlich im Sudden-Death-Leg des fünften Satzes durch.

In der dritten Runde bezwang er relativ souverän den Japaner Seigo Asada (4:2) - und brach im Achtelfinale gegen Jeffrey de Zwaan gewaltig ein. Nach einer 3:0-Satz- und 2:0-Leg-Führung glich der Niederländer aus, Wright behielt die Nerven und bekam die Kurve.

Es folgten ein starker Auftritt im Viertelfinale gegen den Engländer Luke Humphries (5:3), das Zoff-Duell im Halbfinale gegen den Waliser Gerwyn Price (6:3) und letztlich die Krönung gegen MvG. Wright meisterte jede noch so komplizierte Situation und steigerte sich Stück für Stück, wie es Weltmeister eben machen.

"Ich habe so hart daran gearbeitet, die richtigen Darts, den richtigen Wurf und die richtige Mentalität zu finden. Im Finale hat sich zum richtigen Zeitpunkt alles vereint", sagte Snakebite und hatte damit Recht. Er schraubte elf 180er ins Board, spielte einen Average von 102,79 Punkten und bewies mit einer starken Doppelquote von 53,33 Prozent Killerinstinkt.

Wright will Van Gerwen als Nummer 1 ablösen

"Peter hat hervorragend gespielt", räumte auch der dreimalige Weltmeister Van Gerwen ein: "Ich hatte genug Chancen, um wieder in Führung zu gehen. Doch gegen Peter solche Chancen liegenzulassen, das geht nicht, dann verlierst du. Es tut weh, aber ich werde versuchen, stärker zurückzukommen."

Wright, der als Nummer 7 der Welt in die WM gestartet war und nun die Nummer 2 ist, hat etwas dagegen. Er kündigte unmittelbar nach dem Finale an, Van Gerwens Dominanz nicht nur in einem Match durchbrechen zu wollen.

"Michael ist ein großartiger Champion, der alles, was er gewonnen hat, verdient gewonnen hat", meinte Wright: "Aber ich habe jetzt natürlich noch einmal ein ganz anderes Selbstbewusstsein bekommen. Ich will die Nummer 1 der Welt werden. Wenn es in diesem Jahr noch nicht klappt, dann eben 2021."

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