Madison Square Garden: Das waren die legendärsten Boxkämpfe im MSG

Von Johannes Wiest
Der Madison Square Garden feiert sein 50-jähriges Jubiläum.
© getty

Am 1. Juni trifft Anthony Joshua in New York auf Jarrell Miller (live auf DAZN). Ort des Geschehens ist der legendäre Madison Square Garden. Der MSG feierte 2018 an diesem Standort sein 50-jähriges Jubiläum. SPOX hat eine Auswahl der legendärsten Kämpfe im Mekka des Boxsports getroffen.

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Muhammad Ali vs. Joe Frazier: Der Kampf des Jahrhunderts

Am 8. März 1971 kam es im MSG zum Kampf, der als "Fight of the Century" angekündigt wurde und so in die Geschichte eingehen sollte: Muhammad Ali traf zum ersten Mal auf Joe Frazier. Ali kehrte mit dem Kampf aus seinem dreijährigen Exil zurück, nachdem er 1967 wegen Wehrdienstverweigerung verurteilt worden war. Im Rahmen des Prozesses wurde dem ungeschlagenen Boxchampion nicht nur sein Titel aberkannt, sondern auch die Boxlizenz entzogen. In der Abwesenheit Alis errang und verteidigte Frazier den Schwergewichts-Titel ohne Niederlage.

Der Kampf hatte neben dem sportlichen auch einen besonderen kulturellen Reiz. Ali galt nicht nur wegen seiner Kriegsdienstverweigerung als Rebell und war Befürworter der Black Supremacy-Ideologie. Frazier auf der anderen Seite war zwar auch Afroamerikaner, stand jedoch für eine vollkommen andere Strömung in der amerikanischen Gesellschaft. Er wurde von den Weißen als "guter Neger" gewürdigt, weswegen Ali ihn als "Onkel Tom" verspottete.

Beim ersten Aufeinandertreffen zweier ungeschlagener Schwergewichts-Champions behielt Frazier die Oberhand. Er konnte seinen Konkurrenten im Laufe des Kampfes vor allem durch Kopf- und Lebertreffer schwächen und ließ sich auch nicht von den "Clownereien" Alis irritieren. Am Ende gewann Frazier den Kampf einstimmig nach Punkten, Ali konnte sich zuvor mehrmals nur knapp vor dem K.o. retten.

Beim zweiten Kampf der beiden Legenden im Madison Square Garden knapp drei Jahre später gelang Ali mit einem knappen Sieg die Revanche.

Roberto Duran vs. Davey Moore: Brutalität bis zur Ohnmacht

Das Duell zwischen Duran und Moore am 16. Juni 1983 bleibt vor allem wegen seiner Einseitigkeit und Brutalität bis heute in den Köpfen der Boxfans. An seinem 32. Geburtstag dominierte "Hands of Stone" Roberto Duran den Kampf um den Halbmittelgewichtstitel gegen den ungeschlagenen Favoriten und gewann in der achten Runde durch technischen K.o.

Der Kampf war derartig einseitig, dass sowohl Moores Mutter als auch dessen Freundin im Publikum zwischenzeitlich in Ohnmacht fielen und darum flehten, das Blutbad zu beenden. Im Nachhinein wurde der Ringrichter harsch dafür kritisiert, dass er das Match nicht schon früher beendete.

Riddick Bowe vs. Andrew Golota: Riot at the Garden

Auch bei der größten Massenschlägerei im Mekka des Boxsports spielte der Referee eine entscheidende Rolle: Am 11. Juli 1996 dominierte Andrew Golota den Kampf gegen Riddick Bowe und führte klar nach Punkten. Der sichergeglaubte Sieg wurde dem Polen allerdings entrissen. Wegen wiederholten Tiefschlägen wurde Golota in der siebten Runde disqualifiziert.

Infolgedessen stürmte Bowes Team in den Ring, um Golota zu attackieren. Einer der Randalierer schlug dem Polen wiederholt mit einem Handy auf den Kopf. Es folgte eine riesige Massenschlägerei zwischen den Parteien der beiden Boxer, die erst nach über einer halben Stunde aufgelöst werden konnte. Das Ergebnis war verheerend: 15 Zuschauer, neun Polizisten und ein Mitglied von Golotas Team wurden ins Krankenhaus gebracht, 16 Menschen wurden verhaftet.

Lennox Lewis vs. Evander Holyfield: Ein umstrittener Ausgang

Dass man auch gewaltlos einen bleibenden Eindruck in der Boxwelt hinterlassen kann, zeigte das Publikum am 13. März 1999. Eigentlich schien Lennox Lewis nach dem Vereinigungskampf im Schwergewicht gegen Evander Holyfield der klare Sieger zu sein.

Doch als die Jury den Kampf als Unentschieden wertete, ließen viele der über 21.000 Zuschauer im Madison Square Garden ihren Unmut mittels Pfiffen und Buh-Rufen freien Lauf. Die umstrittene Entscheidung führte zu einem Rematch acht Monate später in Las Vegas, das Lewis für sich entschied.

Die Szene regierte empört:

  • "Ich analysiere Boxen seit 20 Jahren. Das ist in den Top 5 der schlechtesten Entscheidungen, die ich jemals gesehen habe." (Steve Farhood, Box-Experte)
  • "Ich schäme mich als New Yorker. Das ist eine Farce." (Rudolph Giuliani, damaliger Bürgermeister von New York)
  • "Die Entscheidung der Judges war das Widerlichste, das ich beim Boxen jemals gesehen habe." (Frank Bruno, ehemaliger Boxer)
  • "Das sind Dinge, die den Boxsport zugrunde richten." (Emanuel Steward, damals Trainer von Lewis)

Seite 2: Die legendärsten Kämpfe im Madison Square Garden im 21. Jahrundert

Bernard Hopkins vs. Felix Trinidad: Der emotionale Kampf

Vor allem der Zeitpunkt macht den Kampf zwischen Bernard Hopkins und Felix Trinidad zu einem der denkwürdigsten Kämpfe im Madison Square Garden. Ursprünglich für den 15. September 2001 geplant, wurde das Duell aufgrund der Anschläge auf die Twin Tower zwei Wochen nach hinten verschoben.

Der Kampf war trotz der neuen Terminierung das erste große Sportevent in New York nach 9/11 und fand dementsprechend in einer außergewöhnlich emotionalen Atmosphäre statt. Den Vereinigungskampf konnte Hopkins gegen den zuvor ungeschlagenen Favoriten in Runde 12 durch technischen K.o. für sich entscheiden. Der Sieg machte Hopkins zur unangefochtenen Nummer 1 im Mittelgewicht.

Miguel Cotto vs. Zab Judah: Das Ende einer Legende

Der 09. Juni 2007 markierte den Abgang einer der größten Legenden des Boxsports. Darum handelt es sich aber weder um Miguel Cotto noch um Zab Judah, die an diesem Abend vor einer Rekordkulisse für einen Nicht-Schwergewichts-Kampf im MSG gegeneinander antraten. Vielmehr war es der letzte Kampf, der im legendären Ring des Gardens stattfand.

82 Jahre lang war er die Stätte für einige der denkwürdigsten Duelle des Boxsports im MSG, bevor er gegen ein größeres Modell ausgetauscht und der International Boxing Hall of Fame gespendet wurde. Vor dem Erbau des Madison Square Gardens an der jetzigen Stelle vor über 50 Jahren war der Ring an zwei der drei vorhergegangenen Orte des MSG im Einsatz. Den Kampf konnte der Puerto Ricaner Cotto nach elf Runden für sich entscheiden.

Vladimir und Vitali Klitschko im Madison Square Garden

Auch die Klitschko-Brüder durften in ihren Karrieren in der legendären New Yorker Boxarena kämpfen. Vladimir trat unter anderem am 25. April 2015 gegen den Amerikaner Bryant Jennings an. Nach 12 Runden errang Dr. Steelhammer einen Punktsieg und konnte seine Titel somit verteidigen. Zuvor hatte der Ukrainer drei weitere Kämpfe im MSG absolviert und gewonnen.

Sein Bruder Vitali hatte nur einen Kampf in der berühmtesten Boxarena der Welt. Am 6. Dezember 2003 trat er gegen den Kanadier Kirk Johnson an und feierte bereits in der zweiten Runde einen Sieg durch technischen K.o.

Sergey Kovalev vs. Igor Mikhalkin: Die Zukunft

Neue denkwürdige Momente wollen auch Sergey Kovalev und Igor Mikhalkin in der Nacht zum 4. März im Madison Square Garden schaffen (live auf DAZN). WBO-Weltmeister Kavalev ist sich bei der Verteidigung seines Titels der Historie des MSG durchaus bewusst.

"Ich bin sehr aufgeregt, wieder im Madison Square Garden zu kämpfen", sagte der Russe im Vorfeld des Matches. Zuvor hatte Kovalev bereits Ende des letztens Jahres im MSG gekämpft und einen Sieg gegen den Ukrainer Vyachesla Shabranskyy errungen. Mit zwei talentierten Boxern sind die Grundvoraussetzungen für den nächsten spannenden Kampf im Mekka des Boxsports auf jeden Fall gelegt.

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