Mehr als nur Rumble in the Jungle

SID
Muhammad Ali 1964 in seinem ersten WM-Fight gegen Sonny Liston
© getty

Mit dem Tod von Muhammad Ali verliert der Sport seine womöglich größte Persönlichkeit. In seiner langen Karriere hat der als Cassius Clay in Louisville geborene US-Amerikaner zahlreiche denkwürdige Kämpfe bestritten. Berühmt sind natürlich der Rumble in the Jungle oder der Thrilla in Manila. Doch auch andere Fights sind Teil der Boxgeschichte. Eine Übersicht.

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25. Februar 1964 in Miami Beach: Cassius Clay - Sonny Liston (1. WM-Kampf, Sieg, T.K.o. 7. Runde)

Vor seinem ersten WM-Fight, den er noch unter seinem "Sklavennamen" Cassius Clay bestritt, haute Ali nach 19 Siegen in 19 Profikämpfen mächtig auf den Putz. Er nannte Liston fortwährend einen "hässlichen braunen Bären", spuckte große Töne und zeigte auch sonst Marketingtalent. Mit einem von seinem Vater bemalten Bus ("Der farbigste Boxer der Welt: Cassius Clay") tourte er durch die Lande.

Ali prophezeite: "Sonny Liston is great, but he'll fall in eight." Liston schaffte nur sechs Runden und blieb dann, zermürbt von einem pfeilschnellen, technisch brillanten Gegner, in seiner Ecke sitzen. Dennoch war es für Ali eng geworden.

In der Pause zwischen der vierten und fünften Runde klagte er über Sehprobleme und fordert seinen Trainer schon zum Kampfende auf: "Schneid mir die Handschuhe auf." Doch Angelo Dundee stieß ihn kurz vor dem Abbruch in den Ring zurück und rettete Ali so vermutlich die Karriere.

25. Mai 1965 in Lewiston: Ali - Sonny Liston (WBC-Titelverteidigung, K.o.-Sieg 1. Runde)

Der Kampf fand ein halbes Jahr später statt als geplant. Ali, der mittlerweile den Namen Clay abgelegt hat, musste zunächst einen Leistenbruch auskurieren. Dafür war der Fight umso schneller beendet.

Nach 105 Sekunden ging Liston zu Boden, getroffen von einem Schlag Alis, der als "Phantom Punch" berühmt wurde. Die scheinbar harmlose Rechte hatte ihn wie aus dem Nichts erwischt. Ali schrie den Gegner zu seinen Füßen halb erbost, halb triumphierend an: "Stand up!" In diesem Moment drückte Fotograf Neil Leifer an den Ringseilen auf den Auslöser seiner Kamera und schoss das wohl berühmteste Foto der Sportgeschichte.

Die Stimmen zum Tod von Muhammad Ali

Das unerwartet schnelle Ende des Kampfes rief Verschwörungstheoretiker auf den Plan. Liston, so sagten die einen, sei von Black-Muslim-Vertretern bedroht worden. Andere meinten, er habe sich für Geld hingelegt. Das FBI ermittelte, fand aber keine Hinweise auf Manipulation.

8. März 1971 in New York: Ali - Joe Frazier (Punktniederlage nach 15 Runden)

Der "Kampf des Jahrhunderts" brachte beiden Boxern die damalige Rekordbörse von 2,5 Millionen Dollar ein. Ali hatte seine beiden Kämpfe nach über dreijährigem "Exil" (Sperre nach Kriegsdienstverweigerung) gegen Jerry Quarry und Oscar Bonavena gewonnen - und war nun heißer denn je. Herausforderer Ali (31 Siege, 25 K.o.) und Weltmeister Frazier (26/23) gingen unbesiegt in den Kampf.

Der Fight im Madison Square Garden stellte in Sachen Show alles in den Schatten, was das Boxen bis dahin zu bieten gehabt hatte. Am Ring tummelte sich die Prominenz. Frank Sinatra ließ sich als Fotograf für das Magazin Life akkreditieren, Burt Lancaster verdingte sich als Boxreporter - die Hollywood-Legenden wären sonst nicht an Karten gekommen.

Der Kampf des Nonkonformisten und Vietnam-Verweigerers Ali gegen den "weißen" Schwarzen Frazier hatte aber auch eine tiefere Bedeutung. Für die ohnehin gespaltene Nation war er eine weitere Belastungsprobe. In vielen Städten der USA kam es am Abend des Kampfes zu Ausschreitungen.

Die ersten drei Runden gingen an Ali, danach übernahm Frazier das Kommando. Zermürbende Körpertreffer raubten Ali sichtbar die Substanz. Und Fraziers gefürchteter linker Haken kam immer häufiger durch. In der 15. Runde riss er Ali zu Boden. Es war einer von insgesamt drei Niederschlägen in Alis Karriere. Er rappelte sich auf ("Da unten hatte ich nichts zu suchen") und kämpfte weiter - verlor aber dennoch verdient nach Punkten.

31. März 1973 in San Diego: Ali - Ken Norton (Punktniederlage nach 12 Runden)

Alis zweite und im wahrsten Sinne des Wortes wohl auch schmerzhafteste Niederlage. Norton brach dem haushohen Favoriten, der seit seiner Niederlage gegen Joe Frazier in zehn Kämpfen unbesiegt gewesen war, in der zweiten Runde den Kiefer. Ali kämpfte unter enormen Schmerzen weiter und verlor mit 1:2-Richterstimmen. Nach dem Kampf musste nicht nur Ali in die Klinik, sondern auch seine zweite Frau Belinda, die am Ring einen Nervenzusammenbruch erlitt.

Seine zweite Niederlage als Profi war für Ali eine lehrreiche. In seiner ersten Biografie schrieb er: "Eine gebrochene Kinnlade ist ein überzeugendes Merkmal für eine Niederlage. Die bewies mir, dass eine lange Serie von Siegen das Realitätsbewusstsein eines Boxers verwirren kann. Davon werde ich bei meinem Kampf gegen George Foreman profitieren."

Ali forderte eine direkte Revanche, bekam sie und bezwang Norton am 10. September 1973 in Inglewood umstritten nach Punkten - wieder durch eine Split Dicision.

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