NBA

NBA Mailbag: Was steckt hinter den kuriosen Heim/Auswärts-Spilts der Golden State Warriors?

Von Robert Arndt
07-kings
© getty

Die Golden State Warriors geben mit ihrer Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen weiter Rätsel auf. In Teilen lässt es sich zumindest statistisch erklären, meint SPOX-Redakteur Robert Arndt in der neuen Ausgabe des NBA Mailbags.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Außerdem: Wie stehen die Chancen der Sacramento Kings in den Playoffs und welcher Spieler würde bei einem neuen Team aufblühen?

02-curry
© getty

NBA: Was hinter der Auswärtsschwäche der Warriors steckt

SPOX-User MDX_17: Wieso bekommen die Warriors diese Saison ihre Auswärtsmisere nicht in den Griff? Woher rührt diese - nur ergebnis- oder doch auch leistungstechnische? - Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen? Gab es das so schon mal? Und was heißt das potenziell für die Playoffs, in denen man ja doch auch das ein oder andere Auswärtsspiel gewinnen muss?

Ich glaube, dass die Warriors darauf im Moment selbst keine Antwort haben. Es gibt durchaus Indizien, dass es sich hier um eine Anomalie handelt. Zu den Fakten: Im heimischen Chase Center stehen die Dubs bei 29-7 (80,5 Prozent Siegquote), in der Fremde bei 7-27 (20,6 Prozent). Golden State ist damit das mit Abstand beste Heimteam der Liga, auswärts haben dagegen nur die Spurs und Rockets seltener gewonnen (je 6) - und die wollen keine Meisterschaft, sondern die Lottery Anfang Mai gewinnen.

Eine Differenz von knapp 60 Prozent gab es in den vergangenen 35 Jahren nur ein einziges Mal und zwar von den Chicago Bulls in der Saison 2002/03 (27-14 und 3-38). Das war aber ein Team im Rebuild. Wer erinnert sich nicht gerne an die Ära Tyson Chandler/Eddy Curry? Und für Statistik-Nerds: Den Rekord für Home/Road-Splits halten die Fort Wayne Pistons aus dem Jahr 1951, die in damals 68 Spielen eine Differenz von 64,7 Prozent auflegten (27-7 und 5-27). Folgerichtig schieden sie in der ersten Runde mit 1-2 aus, sie verloren beide Auswärtsspiele mit ihrem "Star" Fred Schaus. Das waren noch Zeiten!

Wie ihr seht, es gibt keinen passenden Vergleich für diese merkwürdige Warriors-Saison. Seit 2000 hat kein Team die Playoffs mit weniger als zehn Auswärtssiegen die Postseason erreicht. Am ehesten lassen sich die Warriors noch mit den ... Warriors ... vergleichen. Das WeBelieve-Team hatte Splits von 30-11 und 12-29, damals aber auch ganz andere Ambitionen.

03-warriors
© getty

Nun aber zum zweiten Teil der Frage: Rein vom Gefühl her fehlt Golden State gerade defensiv in Auswärtsspielen oft der letzte Zug. Die Zahlen bestätigen das, die Dubs stellen in der Fremde die drittschlechteste Defense, daheim ist es eine Top-3-Defense, die dort fast 12 Zähler pro 100 Ballbesitze weniger zulässt.

Zahlenguru Kevin Pelton (ESPN) machte Anfang Januar dafür vor allem die Varianz beim Dreier verantwortlich und nach einem etwas tieferen Zahlencheck kommen wir zu einem ähnlichen Ergebnis. Hier sind die Splits für Dreierversuche und Quoten der Warriors-Gegner.

HeimAuswärts
Opp 3PAOpp 3P%D-RatingOpp 3PAOpp 3P%D-Rating
35,832,410835,840,7119,6

Eine kleine Einschränkung haben wir hier aber noch: Filtert man nach "wide open", wird erkennbar, dass sich die Gegner der Warriors in der Fremde mehr offene Dreier erspielen. Das kann eine Folge von weniger Intensität sein, was sich dann auch mit dem Eye Test deckt. Die Differenz ist jedoch nicht so groß, um diese Diskrepanz zu erklären. Ob das für die Playoffs nun ein echter Faktor wird? Wir werden es sehen, aber im Zweifel vertrauen wir diesem Team, auch wenn Andrew Wiggins weiter aus unbekannten privaten Gründen fehlt.

Denn: Der Kern aus Stephen Curry, Klay Thompson und Draymond Green hat seit 2013 in jeder Serie zumindest ein Auswärtsspiel gewonnen. Wir sprechen hier von 27 Playoff-Serien und das ist ein einsamer NBA-Rekord. Der Weg zu einem weiteren Titel ist in diesem Jahr wohl so schwer wie noch nie in der Curry-Ära.

03-kawhi-band
© getty

NBA Mailbag: Warum die Liga an 82 Spielen festhält

SPOX-User thefabwagnerbros : Wie schätzt ihr den sportlichen Wert der Regular Season ein? Die Contender können ausgiebig Stars schonen ohne sich Sorgen um ihre Platzierung machen zu müssen. Ein paar mehr Niederlagen sind verkraftbar. Die Zuschauer werden teilweise verarscht für teures Eintrittsgeld. Einige Mannschaften wollen gar nicht gewinnen. Was kann man tun, um den sportlichen Wert der RS wieder anzuheben? Weniger Spiele? Weniger Mannschaften? In anderen Ligen NFL,Bundesliga... fallen Niederlagen wesentlich mehr ins Gewicht.

Räumen wir zunächst einmal die Vergleiche zur Bundesliga weg. Das ist nämlich durch die verschiedenen Systeme nicht möglich. In einem Salary-Cap-System gibt es nur den einen Preis, den Titel, während im europäischen System eben mehr Anreize da sind. Qualifikation für den Europapokal, Verhinderung des Abstiegs etc. Das gibt es in den USA eben nicht, gleichzeitig steht zum Beispiel in der Bundesliga der Meister teilweise schon im April fest.

Jedes System hat seine Schwächen, die perfekte Lösung gibt es vermutlich nicht. Die große Schwäche der NBA ist natürlich der aufgeblähte Spielplan, aber das ist kein neues Phänomen, auch wenn Spieler heutzutage mehr Partien aussetzen. Gleichzeitig sollten frühere Zeiten auch nicht allzu sehr glorifiziert werden.

Auch früher wurde nicht bei jedem Spiel 100 Prozent gegeben, das ist bei 82 Saisonspielen auch gar nicht möglich oder zielführend. Man schonte sich eben auch mal in einem Spiel, damals gab es eben auch noch kein Social Media, auch wurden nicht alle Spiele (national) übertragen.

Dass 82 Spiele viel zu viel sind, sollte eh jedem klar sein, aber die Antwort auf das "Warum?" ist immer die Gleiche. Money talks! In einer Welt, in der lineares Fernsehen auf dem absteigenenden Ast ist, wurde dagegen der Live-Sport noch einmal deutlich aufgewertet. Ist ja auch logisch. Wer die neueste Folge "Succession" sehen will, kann dies jederzeit tun. Mit Sport funktioniert das auch, doch das "Live-Erlebnis" ist nicht zu toppen.

04-nba-tv
© getty

So wird die NBA bald einen weiteren, noch fetteren TV-Vertrag eintüten. Warum also sollte etwas geändert werden? Der Fußball entwickelt sich ja ähnlich, hier werden auch ständig neue Wettbewerbe eingeführt, um Geld zu machen. Die NBA hat dagegen ihre 100 Spiele (mit Playoffs) bereits seit Ewigkeiten und das wird so bleiben.

Weniger Spiele bedeuten weniger Einnahmen und am Ende des Tages auch weniger Geld für die Spieler. Natürlich sagen Spieler, dass weniger Partien besser wären, doch wären sie auch bereit, auf Geld zu verzichten? Vermutlich nicht, weil die Mehrheit der Spieler eben nicht 30 Millionen Dollar jährlich kassiert. Im Schnitt überlebt ein NBA-Spieler vier Saisons. Auf jeden LeBron James kommen hunderte (tausende?) Garrett Temples, die Jahr für Jahr um ihren Platz in der NBA bangen müssen.

Unter der Masse an Spielen leidet natürlich das "Produkt", das weiß auch die NBA, gleiches gilt für die Problematik der teuren Tickets in Verbindung mit der Schonung von Stars. Gleichzeitig ist das Ligabüro aber nur eine Vertretung der 30 Besitzer und die wollen sportlichen Erfolg, Ansehen und Geld (jeder hat hier andere Prioritäten). Es braucht also einen Kompromiss, der alle Seiten zufriedenstellt, um an den 82 Spielen zu ruckeln.

Dass sich etwas ändert, ist unrealistisch. Im Gegenteil: Womöglich sehen wir bereits in der kommenden Saison das von Adam Silver angestrebte Midseason Tournament, auch wenn diese Spiele mit Ausnahme des Finales im Rahmen des normalen Spielplans stattfinden sollen.

05-silver
© getty

Aber lassen wir das Geld außen vor. Wie könnte die NBA ein spannenderes Produkt liefern? Hier mal ein paar Stichpunkte dazu:

  • Aufstockung auf 32 Teams: Das mag etwas kontraproduktiv sein, gleichzeitig ist das Talentlevel in der Liga so groß, dass zwei weitere Teams den Wettbewerb nur marginal verwässern würden.
  • Reduzierung auf 62 Spiele: So lassen sich aber ohne Probleme und große Mathematik 20 Partien streichen. So könnte es klappen, dass Teams maximal drei- bis viermal pro Saison jeden zweiten Tag spielen. Theoretisch wäre auch der Wegfall von Conferences möglich, allerdings leben die Playoffs eben doch von Rivalitäten und die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei Teams mehrere Jahre in Folge treffen, ist so deutlich höher.
  • Rückkehr zu Best-of-Five in der ersten Runde: Apropos Playoffs. Zwei Wochen für die erste Runde sind viel zu lang. Gebt mir die guten, alten Mini-Serien. Von mir aus auch noch in der zweiten Runde.
  • Spieltage besser staffeln: Ich habe keine Ahnung, ob das mit Hallenverfügbarkeiten etc. möglich ist, allerdings wäre es wünschenswert, wenn es pro Spieltag nur drei Timeslots und maximal 6-8 Spiele pro Tag geben würde (1 Uhr, 2.30 Uhr, 4 Uhr deutscher Zeit) plus eben die Highlight-Spiele untertags am Wochenende. Derzeit ist das doch eher ein Flickenteppich und keiner weiß, wann wer spielt.
  • Und abschließend noch ein radikaler Vorschlag: Warum nicht die Spielzeit auf 40 Minuten eindampfen? Eine Bruttospielzeit von meist über zwei Stunden muss nicht sein, auch wenn es durch neue Timeout-Regelungen etwas besser geworden ist.
06-collins
© getty

NBA: Dieser Spieler braucht ein neues Team

SPOX-User Wandertag: Welcher Spieler ist in einem für ihn völlig falschen System gefangen und könnte durch einen Trade einen richtig großen Schritt machen?

"Falsches System" ist ein wenig hart, ich würde es eher wie folgt formulieren: "Welcher Spieler könnte in einer anderen Rolle einen großen Schritt machen?" Das beste Beispiel dafür sehen wir gerade in Brooklyn, wo Mikal Bridges zeigen kann, dass er nicht nur ein All-Defense-Spieler, sondern eben auch ein verdammt guter Two Way Player sein kann, der für ein solides Team durchaus stabile Zahlen auflegt.

Die offensichtliche Antwort dürfte aber John Collins sein, der in Atlanta scheinbar auf keinen grünen Zweig mehr kommt. Auch unter Quin Snyder ist Collins' Rolle nicht größer geworden, stattdessen schmort er im vierten Viertel teilweise nur noch auf der Bank. Zwei balldominante Guards in Trae Young und Dejounte Murray sowie zwei Center in Clint Capela und Onyeka Okongwu, die nicht werfen können, machen Collins lediglich zu einem Floor Spacer.

Ich persönlich war gegenüber Collins immer etwas kritisch eingestellt, weil er ein passendes Umfeld braucht, um zu funktionieren. Als Small-Ball-Center ist er nur bedingt geeignet, als Vierer kommen seine Stärken am besten neben einem werfenden Center zur Geltung, weil Collins' große Stärke in der Rolle des Roll Man liegt. Es ist kein Zufall, dass den Indiana Pacers mit Myles Turner Interesse nachgesagt wurde. Dort könnte Collins an der Seite von Tyrese Haliburton und eben Turner durchaus aufblühen. Vielleicht klappts ja im Sommer endlich mit einem Trade.

07-kings
© getty

NBA: Sind die Sacramento Kings nur ein Regular-Season-Team?

Erwin Villavicencio auf Twitter: Kommen die Kings in die Playoffs und falls ja, wie weit können Sie kommen?

KnightsEnd49 auf Twitter: Wie real sind die Kings? RS Heroes oder ernstzunehmender Contender?

Den ersten Teil der Frage können wir bejahen. Nach satten 17 (!) Jahren werden die Kings früher oder später ihr Ticket für die Postseason stempeln, womöglich sogar schon in der kommenden Woche. Derzeit liegen sieben Spiele und und vier Teams zwischen Sacramento und Platz sieben, das muss einfach reichen und die Leistungen der vergangenen Wochen waren so gut, dass alles andere eine faustdicke Überraschung wäre.

Zum zweiten Teil: Es ist eine Phrase, aber in der Postseason sind Matchups der Schlüssel. Das Golden 1 Center ist zumindest ein großer Vorteil, ich will mir gar nicht ausmalen, wie die Stimmung dort ist, wenn zahlreiche Fans die ersten Playoffs ihres Lebens in der Hauptstadt Kaliforniens erleben.

Zu den ernsthaften Titelanwärtern würde ich die Kings jedoch nicht zählen, auch wenn Sacramento derzeit wieder das heißeste Team im Westen ist. Den Kings fehlt im Kader eine Antwort auf die besten Forwards der Liga, was gerade in den Playoffs schwerer wiegen dürfte. Ich habe auch meine Zweifel, ob die Kings offensiv weiter historisch gut performen können. Das müssen sie, weil ihnen an der anderen Seite des Feldes die Mittel fehlen.

08-kings
© getty

Wer Fragezeichen hinter der Defense von Nikola Jokic hat, sollte diese auch bei Domantas Sabonis haben, der gerade in Spitzenspielen sehr anfällig für Fouls ist und in Korbnähe kein echtes Hindernis darstellt. Es ist keine Floskel, wenn man es heißt, dass die Defense in den Playoffs besser wird. Defensivschwache Teams haben oft große Probleme (die späten LeBron-Cavs mal ausgeschlossen), die Kings belegen derzeit Platz 25 im Defensiv-Rating.

Die vermutliche Rotation der Kings kommt darüber hinaus zusammengerechnet auf 111 Playoff-Spiele, 64 gehen auf das Konto von Harrison Barnes. Für De'Aaron Fox sind die Playoffs dagegen komplettes Neuland, nur Ex-Teamkollege Buddy Hield (537 Partien) wartet schon länger auf einen Einsatz in der Postseason.

Fox ist es aber, der den Kings viele Spiele im Schlussviertel gewann. Ich bin gespannt, wie er mit diesen Situationen in den Playoffs umgehen wird. Teams werden ihren Gameplan so gestalten, dass jeder außer Fox sie schlagen soll. Wie wird der erstmalige All-Star damit umgehen? Findet er Konter? Das sind valide Fragen und bald werden wir darauf Antworten bekommen.

Womöglich ist Fox auch bereit für die Aufgabe und Sacramentos Motor brummt auf Hochtouren. Man sollte sich die Kings genau anschauen, denn mit einem möglichen Heimvorteil sollte sich keiner wundern, wenn Sacramento plötzlich in den Conference Finals steht. Das Spektrum reicht bei möglichen Gegnern wie Golden State, Phoenix oder den Clippers auch bis zum Erstrundenaus. Und selbst dann: Wann herrschte bei den Kings so eine gute Stimmung? Dieses Team macht Spaß, spielt ansehnlichen Basketball und ist die Feel-Good-Story der Saison.

Artikel und Videos zum Thema