BVB-Erkenntnisse: Dieser Terzic-Kniff sorgte für den Sieg über Leverkusen

Von Christian Guinin
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Mit einem 2:0 (1:0)-Sieg über Bayer 04 Leverkusen hat sich Borussia Dortmund im Kampf um den Titel zurückgemeldet. Beim BVB überzeugte vor allem ein Außenverteidiger sowie ein taktischer Kniff von Trainer Edin Terzic. Karim Adeyemi durfte sich darüber hinaus über sein erstes Bundesliga-Tor im schwarz-gelben Dress freuen. Die Erkenntnisse zum BVB-Sieg über Leverkusen.

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Edin Terzić
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BVB: Marius Wolf empfiehlt sich als Dauerlösung

Mitte September hatte Marius Wolf vor der Partie gegen Bayer 04 Leverkusen bei einem Pflichtspiel des BVB zuletzt in der Startformation gestanden. Seitdem kam der 27-Jährige nur noch auf vier Kurzeinsätze, in denen er 89 Spielminuten sammelte. Kleinere Infekte, Kreislaufprobleme sowie eine Gleichgewichtsstörung unmittelbar vor der WM-Pause ließen ihn mehrere Spiele verpassen, nachdem er zwischen dem zweiten und siebten Spieltag sechsmal in Folge in der Startelf gestanden hatte.

"Leider ist er zum Ende des letzten Jahres sehr lange ausgefallen. Das haben wir aber zum Glück in den Griff bekommen. Wir haben uns bei ihm langsam herangetastet in der Vorbereitung und in den Freundschaftsspielen", führte Coach Edin Terzic im Anschluss an den Sieg über B04 genauer aus.

Während Wolfs Ausfall probierte der Dortmunder Trainer verschiedene Varianten auf den Außenverteidiger-Positionen aus. Mal verteidigten Thomas Meunier und Raphael Guerreiro auf den defensiven Außenbahnen, mal rückte Innenverteidiger Niklas Süle nach Außen. Sogar mit Offensivspieler Thorgan Hazard probierte es Terzic vor der Winterpause links hinten in der Kette. So richtig klappen wollten diese Varianten allesamt nicht. Selbst die auf dem Papier vielleicht stärkste Besetzung mit Guerreiro auf links und Neuzugang Julian Ryerson auf rechts brachte - trotz der (knappen) Siege gegen Augsburg und Mainz - nicht die gewünschte defensive Stabilität.

Nichtsdestotrotz kam die Berufung Wolfs in die Startelf für viele überraschend, schließlich hatte auch der 27-Jährige vor dem Jahreswechsel nicht immer restlos überzeugt. Nicht selten mischten sich individuelle Patzer in sein Spiel, vor allem in der Rückwärtsbewegung ließ er hier und da noch zu wünschen übrig.

Doch der Rechtsverteidiger scheint die Winterpause genutzt zu haben. Gegen die Werkself war er der beste Spieler auf dem Platz (SPOX-Note 2) und überzeugte einerseits mit viel Drang und Spielwitz nach vorne - an beiden Toren war er entscheidend beteiligt - und andererseits mit defensiver Abgeklärtheit. Über seine Seite hatte Leverkusen überhaupt keine Schnitte, sowohl Nadiem Amiri als auch Amine Adli waren völlig abgemeldet.

"Er hat heute signalisiert, dass er wieder von Beginn an spielen kann. Er hatte es sich auch absolut verdient, aufzulaufen. Ich finde, er hat ein richtig, richtig gutes Spiel gemacht", fand auch Terzic nach Abpfiff lobende Worte für seinen Schützling. Gleichzeitig spornte er Wolf dazu an, an die Leistung gegen Leverkusen anzuknüpfen. "Daran werden wir ihn jetzt dann auch für die Zukunft messen."

Weitere Einsätze stehen für den 27-Jährigen somit in Aussicht. Möglicherweise bietet sich für Wolf sogar die Chance, sich langfristig als Stammkraft auf der rechten Abwehrseite zu etablieren. Während Ryerson, wie schon gegen Leverkusen, auch als linker Part einer Viererkette eingesetzt werden kann, stehen beim aktuell verletzten Thomas Meunier die Zeichen auf Abschied. Der FC Barcelona soll den Belgier umgarnen.

Als Konkurrenz bliebe dann nur noch Mateu Morey. Der Spanier ist aber ebenfalls äußerst verletzungsanfällig. Aufgrund einer langwierigen Knieverletzung ist Morey zudem noch lange nicht zurück auf Top-Niveau, Wolf hätte also genügend Zeit, sich zu beweisen.

Marius Wolf
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BVB: Edin Terzics Dreier-Mittelfeld geht voll auf

Nach seiner Gelbsperre kehrte Jude Bellingham natürlich in die Startelf zurück. Doch anstatt den Youngster für Emre Can oder Salih Özcan in die erste Formation zu rotieren, "opferte" Terzic einen seiner Offensivleute. Donyell Malen biss in den sauren Apfel und musste auf der Bank Platz nehmen.

Dabei schien sich die Dreier-Zentrale vor der defensiven Viererkette zunächst nicht wirklich auszuzahlen. Leverkusen schaffte es in der Anfangsviertelstunde in Person von Florian Wirtz, Moussa Diaby und Exequiel Palacios immer wieder gut, sich durch das Zentrum zu kombinieren. Can und Özcan ließen sich immer wieder mit einfachen Bällen überspielen, zwischen Abwehr und Mittelfeld fehlte es an Abstimmung.

Das änderte sich aber dann ab Mitte der ersten 45 Minuten. Vor allem Can fand immer besser ins Match hinein, schloss die Lücken zwischen den Ketten und hielt Bellingham, welcher als leicht offensiverer Box-to-Box-Spieler vor dem Sechser Duo Can/Özcan agierte, den Rücken frei. Leverkusen wurde durch das kompakte BVB-Mittelfeld immer wieder auf die Außenbahnen gezwungen, wo Diaby gegen den überforderten Ryerson zwar einen guten Job machte, insgesamt aber zu ungefährlich blieb.

Bellingham selbst ermöglichte die kompakte, defensiv eingestellte Zentrale wiederum, sich gezielt in das BVB-Angriffsspiel einzuschalten. So war der 19-Jährige an beiden BVB-Treffern direkt beteiligt. Beim 1:0 durch Karim Adeyemi schaltete er schnell um und setzte Julian Brandt per Doppelpass schön in Szene, beim 2:0 nutzte er seinen Freiraum für einen traumhaften Ball auf Wolf, welcher letztlich per Flanke das Eigentor von B04-Innenverteidiger Edmond Tapsoba "vorbereitete".

In der zweiten Hälfte ermöglichte der Dreierblock zudem eine Systemumstellung, nachdem Leverkusen seinerseits auf ein etwas offensiveres 4-2-4 umstellte. Can ließ sich dann zwischen die beiden Innenverteidiger Niklas Süle und Nico Schlotterbeck fallen, wobei sich der BVB in der Rückwärtsbewegung zu einer defensiven Fünferkette formierte. Gleichzeitig ließ sich Bellingham neben Özcan auf die Doppel-Sechs absinken, um das Zentrum weiter zu verstärken.

"Ehrlicherweise konnten wir nicht genau herausfinden, wie Leverkusen starten will. Deshalb wollten wir Emre auf dieser Position haben, um ihn im Notfall auch zwischen die Innenverteidiger fallen lassen zu können. Das hat offensiv und defensiv gut funktioniert. Wir haben dann von hinten eher zu dritt aufgebaut. So konnten wir immer wieder über die Flügel durchbrechen", erläuterte Terzic seine Entscheidung für die Dreier-Konstellation im Mittelfeld.

Für die kommende Woche wird sich der Dortmunder-Trainer aber fürs Erste etwas anderes überlegen müssen. Gegen den SC Freiburg wird Özcan aufgrund seiner fünften Gelben Karte gesperrt fehlen. Dass eine Dreier-Konstellation im Zentrum gegen spielstarke Gegner wie Leverkusen aber funktionieren kann, zeigte die Partie gegen die Werkself durchaus.

Karim Adeyemi
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BVB: Karim Adeyemi wirkt befreit nach Premierentor

670 Minuten dauerte es, bis Karim Adeyemi sein erstes Bundesliga-Tor im BVB-Dress bejubeln durfte. Nachdem Sébastien Haller eine flache Hereingabe von Julian Brandt wunderbar passieren ließ, traf der 21-Jährige per Linksschuss gegen die Laufrichtung von Bayer-Keeper Lukáš Hrádecký ins rechte Eck.

"Ich habe ihm gesagt, er soll ihn durchlassen. Dann hat er ihn tatsächlich durchgelassen. Da war ich ein bisschen überrascht. Jetzt bin ich sehr erlöst. Ich war froh, dass wir in Führung gegangen sind und ich mein erstes Tor erzielt habe. Es war sehr wichtig, dass die Mannschaft an mich geglaubt hat, der Trainer ebenso. Hoffentlich ist jetzt ein Knoten geplatzt", zeigte sich der Torschütze nach Abpfiff erleichtert über seinen ersten Treffer im deutschen Oberhaus.

Doch auch abgesehen von seinem wichtigen ersten Treffer gegen Leverkusen machte der in der Hinrunde noch so viel kritisierte Adeyemi ein gutes Spiel. Immer wieder schaltete er sich in die Rückwärtsbewegung ein und half Hintermann Ryerson in den Duellen mit dem quirligen Diaby aus. Ganz anders war seine Körpersprache sowie die Intensität seiner Zweikampfführung nach dem scheinbar befreienden Tor. Dass er sich nach einem rüden Einsteigen gegen Jeremy Frimpong an der eigenen Grundlinie eine Gelbe Karte abholte, dürfte Terzic ebenfalls als Beleg einer deutlich verbesserten Griffigkeit werten.

"Es ist wichtig, defensiv mitzuhelfen. Heute hatte ich nicht so viele Aktionen nach vorne, der Fokus lag auf der Defensive. Die Gelbe Karte war etwas zu viel Motivation nach dem Tor", meinte Adeyemi über seine Aufgaben im Spiel. Gleichzeitig sprach er von einem "Lernprozess", welcher bei ihm über die Saison hinweg einsetze.

Für den 21-Jährigen gilt es nun, diese positiven Eindrücke in den kommenden Wochen zu bestätigen, meinte auch Terzic, der dem Youngster nach einer für ihn schwierigen Hinrunde den Rücken stärkte. "Das 1:0 von ihm war herausragend. Ein schönes und sehr wichtiges Tor, nicht nur für Karim, sondern auch für uns."

Bundesliga: Die Tabelle nach dem 18. Spieltag

PlatzMannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.
1FC Bayern München18107152:163637
21. FC Union Berlin18113431:22936
3RB Leipzig18105339:241535
4Borussia Dortmund18111633:25834
5SC Freiburg18104429:25434
6Eintracht Frankfurt1895437:261132
7VfL Wolfsburg1885536:221429
8Bor. Mönchengladbach1874734:29525
9Bayer Leverkusen1873830:30024
10SV Werder Bremen1873829:37-824
111. FSV Mainz 051865726:29-323
121. FC Köln1857629:31-222
131899 Hoffenheim1854926:31-519
14FC Augsburg18531023:33-1018
15VfB Stuttgart1837822:32-1016
16VfL Bochum18511219:44-2516
17Hertha BSC18351020:32-1214
18FC Schalke 0418241214:41-2710