Handball: Blitzableiter, Lautsprecher, Visionär: Bob Hanning plant den letzten Tusch

SID
Bob Hanning sieht die Handball-WM als Vorbild.
© imago images / Hartenfelser

Für Bob Hanning ist das Turnier in Ägypten die letzte Weltmeisterschaft als DHB-Vizepräsident. Im Sommer plant der Lautsprecher des deutschen Handballs seinen letzten großen Tusch.

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Es war mal wieder Bob Hanning. Natürlich war es Bob Hanning. Das frühe WM-Aus der deutschen Handballer war noch gar nicht besiegelt, da lenkte der gewiefte Manager die Aufmerksamkeit in seiner Rolle als DHB-Vizepräsident einmal mehr voll auf sich.

Man habe, so Hanning, der Mann mit dem Faible für knallbunte Outfits voller Pathos, "die Olympischen Spiele mit unserem Traum von Gold" noch vor sich. Es war ein typischer Hanning, schon in der Stunde des Scheiterns das nächste Ziel auszurufen - und damit ganz nebenbei vom krachend verpassten Turnierziel abzulenken.

Dass Hanning mal wieder vorprescht, gefällt nicht jedem. "Man ist ja noch nicht mal qualifiziert, und jetzt spricht man schon wieder von Olympiagold", sagte 2007-Weltmeister Christian Schwarzer bei Sport1: "Warum müssen denn da immer die Verantwortlichen vorpreschen und irgendwelche Ziele vorgeben? Da passt doch das eine nicht zum anderen." Auch Hannings Kritik an SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach stieß Schwarzer sauer auf: "Das ist einfach unpassend und respektlos. Das sind Dinge, die sich meiner Meinung nach für ein gutes Benehmen nicht gehören."

Handball: Bob Hanning spricht von Olympiagold

Doch Hanning macht sein eigenes Ding. Und glaubt an den Traum. So viel ist sicher. Schon als er 2013 beim Deutschen Handballbund seine Arbeit aufnahm, den Verband zu reformieren, versammelte er die deutsche "Handballfamilie" hinter diesem Ziel. Die wechselhaften Auftritte in Ägypten lassen den 52-Jährigen keineswegs an seiner Vision zweifeln. "Ich weiß nicht, wer die Ziele zurückschrauben muss, wir jedenfalls nicht ", so Hanning.

Hanning sieht die Verbesserungen des deutschen Angriffsspiels im Premierenturnier von Bundestrainer Alfred Gislason. Er sieht aber auch und vor allem die vielen Leistungsträger, die für die WM abgesagt hatten, aber schon im März bei der Olympia-Qualifikation in Berlin wieder dabei sein werden. Allerdings: "Es kann ja auch sein, dass die, die wieder dazukommen, nicht zu den Olympischen Spielen fahren", sagte Hanning im FAZ-Interview: "Die Olympiatickets werden weder verlost noch verschenkt."

Mit seinem untrüglichen Gespür für die Situation, manche nennen es Instinkt, wird Bob Hanning dem DHB fehlen, wenn seine Zeit endet und er im Herbst aus dem Amt scheidet. In acht Jahren im Verband war Hanning laut, er war schrill, oftmals unbequem und schob kontroverse Diskussionen an. Doch er war eben auch immer wieder Blitzableiter, Lautsprecher und Hingucker in einem bisweilen biederen Sport - und dabei vor allem immer Visionär.

Handball: Bob Hanning genießt seine letzte WM

Seine letzte WM genießt Hanning. Unabhängig vom sportlichen Abschneiden, das spürt man. Hanning ist mit sich im Reinen. Auch wenn mit Christian Prokop "sein" Bundestrainer im Frühjahr 2020 krachend gescheitert war - den Verband hat er mit viel Energie, losem Mundwerk und innovativen Ideen komplett umgekrempelt. Seine Strukturreform, die unter dem Motto "Amateure hoffen, Profis arbeiten" stand, ist abgeschlossen. Der Staub des Alten ist ausgeklopft.

Sentimental ist Tausendsassa Hanning nie gewesen, auch jetzt nicht, wenn seine letzte WM zu Ende geht. Zum einen sei die heutige Zeit keine Zeit für Sentimentalitäten, sagte er. Zum anderen hat er den großen Tusch ja noch vor sich, denn das Beste, davon ist Hanning überzeugt, kommt zum Schluss: Olympiagold im Sommer in Tokio.

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