Handball-EM: DHB-Team putzt Österreich weg und löst Ticket nach Stockholm

Bob Hanning und Christian Prokop - diese Ehe ist beendet.
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Deutschland hat sein drittes Hauptrundenspiel bei der EM 2020 gewonnen. Das DHB-Team setzte sich in der Wiener Stadthalle nach einer starken Vorstellung mit 34:22 (16:13) gegen Gastgeber Österreich durch. Die Diskussionen um Bundestrainer Christian Prokop spielten anschließend eine große Rolle.

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Fakt ist: Die deutsche Auswahl hat Platz drei in der Hauptrundengruppe I bereits vor der letzten Partie gegen Tschechien (Mi., 20.30 Uhr im LIVETICKER) sicher und reist zum Spiel um Platz fünf nach Stockholm, das am Samstag um 16 Uhr stattfindet. Der Gegner steht noch nicht fest.

Die ohnehin bereits vor dem Spiel gegen Österreich äußerst unrealistischen Träume vom Einzug ins Halbfinale sind dagegen definitiv geplatzt. Durch den 37:28-Sieg von Spanien gegen Weißrussland hat Deutschland keine Chance mehr, einen der ersten beiden Plätze zu erreichen.

Prokop wehrt sich gegen Kritik - Hanning attackiert Stephan

Prokop wehrte sich nach dem Spiel vehement gegen die Kritik der letzten Tage und betonte, dass der innere Kern zusammenhalte: "Ich finde, das ist schon ein Unding. Ich kann vieles verstehen, wenn man den Trainer infrage stellt. Aber wenn man so gegen Kroatien spielt, mit all den Ausfällen, und dann wird diese Diskussion aufgemacht. Das ist schon sehr bitter."

"Die Mannschaft hat nie nicht mit dem Trainer gekonnt. Das hat auch niemals irgendjemand auch nur in einem Nebensatz gesagt", keilte DHB-Vizepräsident Bob Hanning gegen Medien und "vermeintliche Experten". Hanning knöpfte sich speziell den einstigen Welthandballer Daniel Stephan vor, der scharfe Kritik an Prokop ("Er ist nicht der Richtige und hat zu wenig Erfahrung. Es gibt nach wie vor kein Konzept gegen eine offensive Deckung, und die Wechsel tragen zur Verunsicherung bei") geübt hatte.

"Jeder disqualifiziert sich, so gut er kann. Und er hat schon häufiger eindrucksvoll bewiesen, dass er darin die Goldmedaille verdient hätte", schimpfte Hanning über Stephan.

Deutschland vs. Österreich: Der Spielverlauf

Das DHB-Team begann im Vergleich zum Kroatien-Spiel mit deutlich weniger Tempo im Angriff und bekam so prompt Schwierigkeiten. Nach einer guten Viertelstunde führten die Österreicher mit 9:7.

Da auch die Deckung schwächelte (Patrick Wiencek plagte sich außerdem bereits nach gut zwei Minuten mit Knieproblemen herum) und Torhüter Andreas Wolff kaum einen Ball zu packen bekam (2 von 11, 18 Prozent), stellte Prokop um. Jogi Bitter kam für Wolff, der wiedergenesene Johannes Golla stand in der nun teilweise offensiveren und aggressiven Abwehr an der Seite von Hendrik Pekeler.

Das DHB-Team provozierte dadurch Ballverluste und zwang Österreich zu schwierigen Würfen, die der bärenstarke Bitter (zur Halbzeit 7 von 11, 64 Prozent) parierte. Das führte zu einfachen Tempogegenstößen, die meist Timo Kastening souverän versenkte. Mit einem 5:1-Lauf stellte der Europameister von 2016 bis zur 22. Minute auf 12:10, zur Pause hieß es sogar 16:13.

DHB-Team bleibt seiner Linie treu

In der zweiten Halbzeit blieb das DHB-Team seiner Linie treu und sorgte mit einem schnellen 3:0-Lauf für klare Verhältnisse (19:13 in der 34. Minute). Die Partie war damit entschieden, Österreich kam danach nicht mehr näher als auf fünf Treffer heran.

Im Gegenteil: Die deutsche Mannschaft baute ihren Vorsprung sogar noch kontinuierlich aus. Prokop nutzte das früh entschiedene Spiel und wechselte munter durch. Alle Mann kamen zum Einsatz.

Deutschland vs. Österreich: Die Daten zum Spiel

Anfangsformation DHB: Wolff - Gensheimer, Weber, Drux, Häfner, Kastening, Pekeler.

Torschützen Deutschland: Kastening (6), Reichmann (5 - 5 von 5 Siebenmeter), Pekeler, Kohlbacher (beide 4), Böhm, Weber (beide 3), Gensheimer, Golla, Häfner (alle 2), Drux, Schmidt, Zieker (alle 1)

Torschützen Österreich: Bilyk (5), Posch (4), Bozovic (3), Weber (3 - 0 von 1 Siebenmeter), Frimmel, Zivkovic (beide 2), Santos, Herburger, Zeiner (alle 1)

Zwei-Minuten-Strafen: Deutschland 2 - Österreich 4

Der Star des Spiels: Jogi Bitter (Deutschland)

Der Routinier brachte nach seiner Hereinnahme sofort Leistung. Seine sagenhafte Halbzeit-Quote von 64 Prozent konnte er zwar nicht ganz halten. Trotzdem bedeuten 15 Paraden bei 28 Würfen auf Bitters Tor (54 Prozent) eine großartige Leistung. Ebenfalls einmal mehr ganz stark: Timo Kastening.

Der Flop des Spiels: Daniel Dicker (Österreich)

Der linke Rückraumspieler zeigte vor allem in der ersten Halbzeit eine vogelwilde Performance. Dicker feuerte völlig überhastet aus allen Lagen und traf keinen einzigen seiner fünf Würfe.

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