Thomas Schaafs Abschied von Werder Werder besiegelt: "Bin total baff"

Von SID/SPOX
Für Vereins-Ikone Thomas Schaaf ist beim Zweitligisten Werder Bremen nach dem Bundesliga-Abstieg kein Platz mehr.
© getty

Im kommenden Jahr wird Thomas Schaaf für 50 Jahre Mitgliedschaft bei Werder Bremen geehrt werden, eine offizielle Funktion im Verein hat die Vereinsikone dann allerdings nicht mehr. Denn der Bundesliga-Absteiger kann und will sich den einstigen Erfolgstrainer, seit 2018 Technischer Direktor bei den Hanseaten, nicht mehr leisten. Schaaf selbst jedoch sieht den Grund der Trennung falsch dargestellt und wehrt sich nun.

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Immerhin: Die finanziellen Nöte sind bei den Norddeutschen offensichtlich so groß, dass die Vereinsführung ungewohnt deutlich erklärte, warum der in der nächsten Woche auslaufende Vertrag mit dem 60-Jährigen nicht verlängert wird. "Aufgrund der wirtschaftlichen Situation und der notwendigen Einsparungen auch im Personalbereich konnten wir Thomas Schaaf leider kein Angebot unterbreiten", lautete das offizielle Statement.

Das könnte aber auch nur die halbe Wahrheit sein, denn noch nach dem bereits feststehenden Abstieg hatte Werder-Sportdirektor Frank Baumann Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit seinem Ex-Coach angekündigt. Und zu diesem Zeitpunkt war längst klar, dass man an der Weser in Zeiten der Zweitklassigkeit den Gürtel deutlich enger schnallen muss. Schaaf selbst kommentierte die Trennung nicht.

Schaaf selbst sieht die Situation jedoch ganz anders. "Ich bin total baff, ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen. Das kann ich in keiner Weise so stehen lassen. Es ging in dem Gespräch mit Frank Baumann gar nicht um die finanzielle Seite. Das war überhaupt kein Thema", so Schaaf im Gespräch mit der Deichstube. "Ich wäre für viele Dinge sehr offen gewesen, ich kenne doch unsere finanzielle Situation. Wir haben schon längst auf Gehalt verzichtet und Einsparungen vorgenommen."

Zudem betonte Schaaf: "Ich bin nicht beleidigt, dass ich keinen neuen Vertrag bekommen habe. Aber ich will, dass die Fakten richtig dargestellt werden und nicht der Eindruck entsteht, ich hätte irgendwelche übertriebenen und nicht erfüllbaren Gehaltsforderungen", sagte Schaaf.

Schaaf legte nach: "Ja, ich habe ein gutes Gehalt bekommen. Aber das ist nicht vergleichbar mit ähnlichen Positionen bei anderen Clubs", erklärte der 60-Jährige. "Und wenn es mir wirklich um den wirtschaftlichen Aspekt gegangen wäre, hätte ich das vor drei Jahren gar nicht gemacht. Da lagen mir ganz andere Angebote vor."

Offen bleibt vorerst, ob und wann der Bremer Double-Trainer von 2004 in den Profifußball zurückkehrt. Nachdem sich Werder 2013 von Schaaf als Chefcoach getrennt hatte, hatte er zunächst bei Eintracht Frankfurt und später bei Hannover 96 angeheuert. Zeitweise arbeitete er auch als Analyst für die UEFA.

Thomas Schaaf ahnte schon im Frühjahr eine Trennung

Dass es für ihn möglicherweise keine Zukunft mehr bei Werder Bremen geben könnte, schloss Schaaf schon im Frühjahr nicht aus. "Für fast alle Vereine stellt sich in der Pandemie die Frage, wie sie ihre Aufgaben erfüllen sollen, wenn sie deutlich weniger Einnahmen haben", sagte der langjährige Bundesliga-Profi in einem SID-Interview anlässlich seines 60. Geburtstags.

Denkbar, dass Schaaf da bereits auf der internen Streichliste stand, obwohl der SV Werder im April noch nicht unmittelbar abstiegsgefährdet war. Seine Position am Osterdeich als Schnittstelle zwischen dem Nachwuchsbereich und der Profimannschaft wird nun innerhalb des bestehenden Mitarbeiterstabs neu verteilt.

Offiziell beendet hat der einstige grün-weiße Rechtsverteidiger, der 1992 mit seinen Teamkollegen den Europapokal der Pokalsieger gewann, seine Karriere als Coach im Übrigen nie. Und so ist ein Schaaf-Comeback auf der Trainerbank durchaus eine Option.

Als nicht ausgeschlossen gilt aber auch, dass der Fußballlehrer seine sportliche Kompetenz in den Werder-Aufsichtsrat einbringen könnte. Das Kontrollgremium muss satzungsgemäß im September neu gewählt werden, die noch amtierenden Mitglieder mit Marco Bode an der Spitze hatten vor drei Wochen angekündigt, nicht erneut zu kandidieren.

Sicher ist nur: Die Ehrennadel für 50 Werder-Jahre bekommt Schaaf dann 2022. Bei der übernächsten Mitgliederversammlung ...