2. Liga, Relegation: 1. FC Nürnberg sichert sich gegen den FC Ingolstadt in letzter Sekunde den Klassenerhalt

SID
Nürnberg hat sich in letzter Sekunde den Klassenerhalt gesichert.
© imago images/Stefan Bösl

Die Sekunden nach dem Schlusspfiff, in denen der Club ausnahmsweise mal nicht als Depp dastand, gingen in einem einzigen "Jaaa" unter. Die Spieler des 1. FC Nürnberg brüllten sich die Erleichterung aus dem Hals, Fabian Schleusener, der beinahe in letzter Sekunde den Absturz des neunmaligen deutschen Meisters in die 3. Liga verhindert hatte, verschwand unter einem Menschenknäuel. Sein erster Saisontreffer zum 1:3 (0:0) beim FC Ingolstadt (90.+6) zog den Club, der zuvor das 2:0 aus dem Hinspiel verspielt hatte, wieder zurück vom Abgrund. Nach der Partie war der Ärger beim FCI groß, es kam zu einem Handgemenge.

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Ingolstadt-Trainer Tomas Oral knöpfte sich Schiedsrichter Christian Dingert vor. "Ich bin komplett leer und die Mannschaft ist am Arsch. Für fünf Minuten Nachspielzeit gab es keinen Grund. Dann gab es am Ende der Nachspielzeit nochmal Nachspielzeit", schimpfte Oral bei Sport1: "Es gibt kein Fingerspitzengefühl mehr. Die Schiedsrichter haben nur noch ihre Anweisungen und sind nicht mehr Herr ihrer eigenen Sinne, weil sie nur noch gelenkt werden. Der Schiedsrichter ist nur noch eine Marionette vom Video-Referee. Das Zwischenmenschliche fehlt komplett."

Auf dem Weg in die Kabine ist es laut Bild auch zu einem heftigen Wortgefecht zwischen FCI-Stürmer Stefan Kutschke und Club-Trainer Michael Wiesinger. Demnach habe Kutschke Wiesinger Prügeö angedroht und gerufen: "Komm hier rein und sei ein Mann." Nürnberg-Kapitän Hanno Behrens sagte dazu: "Ich verstehe, dass sie enttäuscht sind, aber das war übertrieben."

Auch als die Club-Mannschaft am Abend nach Nürnberg zurückkehrte, ging es am Vereinsgelände hoch her. Wie die Bild berichtet, war die Einfahrt durch Fans versperrt, diese brannten Bengalos ab. Der Mannschaftsbus drehte anscheinend nach Diskussionen mit der Polizei ab, weshalb es zu keinem Zusammentreffen zwischen Team und Fans mehr kam. Das Team feierte dem Bericht zufolge anschließend am Max-Morlock-Stadion mit den Angestellten des Klubs den Klassenerhalt.

Grethlein: "Ich habe gedacht, ich sterbe"

Beim Club war die Erleichterung dagegen "riesengroß". "Ich habe gedacht, ich sterbe", sagte der noch leicht zitternde Nürnberger Aufsichtsratschef Thomas Grethlein nach der nervenaufreibenden Schlussphase einer verrückten zweiten Halbzeit, in der der Club nach drei Gegentreffern in 13 Minuten schon fast abgestiegen war. "Es war sehr verrückt, ich bin schon lange dabei, das hat aber alles getoppt", sagte Michael Wiesinger bei DAZN. Der Nürnberger Übergangstrainer ergänzte: "Es war ein Kampfsieg, den nehmen wir mit. Wir müssen uns für nichts rechtfertigen, für gar nichts.

Es lief die sechste Minute der Nachspielzeit, nach Treffern von Kutschke (53.), Tobias Schröck (62.) und Robin Krauße (66.) war der Club seit 30 Minuten Drittligist, als der Ball plötzlich vor den Füßen von Fabian Schleusener landete: Praktisch von der gleichen Stelle, an der sich der 28-Jährige im März 2019 als Spieler des SV Sandhausen ein Bein gebrochen hatte, spitzelte er nun den Ball an Ingolstadts Torhüter Marco Knaller vorbei ins Netz. "Es war ein absolutes Gefühlschaos. Wir haben Ingolstadt wieder ins Leben zurückgeholt, weil wir die Standards schlecht verteidigt haben", sagte Wiesinger.

Nürnberg agiert sehr ungeschickt

Der Club hatte früh eine gute Kopfballchance durch Mikael Ishak (9.), danach gab es kaum Torraumszenen. Ingolstadt wurde nach gut 20 Minuten allerdings mutiger, kämpfte sich in die Partie und besaß bei einem Freistoß von Robin Krauße (28.), dessen Schuss knapp am Tordreieck vorbeiflog, eine gute Gelegenheit zur Führung.

Nürnberg kam danach besser aus der Pause, konnte eine gute Chancen aber nicht nutzen. Und plötzlich kippte die Partie. Bei zwei Freistößen von Marcel Gaus agierten die bis dahin gut stehenden Nürnberger sehr ungeschickt. Die Sicherheit aus den ersten 50 Minuten war damit dahin, nach dem dritten Gegentreffer taumelte der Club - raffte sich aber noch einmal auf.

Nach der späten Rettung ist in Nürnberg noch ungewiss, wie es personell weitergeht. Wiesinger betonte mehrfach, er gehe davon aus, auf seinen Posten als Leiter des Nachwuchszentrums zurückzukehren. Sein Relegations-Assistent Marek Mintal wird als neuen Cheftrainer gehandelt. Der umstrittene Sportvorstand Robert Palikuca muss um seinen Job bangen.

2. Liga: Ingolstadt gegen Nürnberg - Die Aufstellungen

  • Ingolstadt: Knaller - Heinloth, Antonitsch, Schröck, Gaus - Paulsen - Krauße (79. Keller), Thalhammer (75. Kotzke) - Bilbija, Elva (90.+3 Kurzweg) - Kutschke (75. Kaya, 90.+3 Eckert Ayensa). - Trainer: Oral
  • Nürnberg: Mathenia - Valentini (70. Sorg), Sörensen, Mühl, Handwerker (88. Margreitter) - Behrens (79. Dovedan), Erras - Robin Hack, Nürnberger - Ishak (79. Frey), Zrelak (70. Schleusener). - Trainer: Wiesinger
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