Mal wieder Neustart beim HSV: Doch mit wem und unter welchen Bedingungen?

SID
Der HSV steht erneut am Abgrund.
© imago images / Poolfoto

In Hamburg herrscht Tristesse - schon wieder. Jahr für Jahr verpasst der HSV seine Ziele. Die Verantwortlichen sind ratlos und die Perspektiven werden zunehmend schlechter.

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Dieter Hecking versammelte am Montag seine völlig niedergeschlagene Mannschaft noch einmal im Volkspark.

Der Trainer des Hamburger SV richtete einige Worte an Kapitän Aaron Hunt und Co., er sprach über die verkorkste Saison, die tags zuvor höchst peinlich zu Ende gegangen war. Und er wagte vor dem Abschied in den Urlaub einen Blick in die Zukunft - die womöglich ohne ihn stattfinden könnte.

Am Dienstag läuft Heckings Vertrag aus. Nach dem Verpassen der Relegation durch das desaströse 1:5 gegen den SV Sandhausen am Sonntag erscheint es höchst fraglich, ob der 55-Jährige bei den Hanseaten ein neues Arbeitspapier erhält. Doch die Personalie des Trainers ist nur ein kleines Teil im Scherbenhaufen, den die Hanseaten nun zusammenkehren müssen. Auch finanziell wird es wohl deutlich enger.

Jansen: "Populismus ist fehl am Platz"

"Es ist fehl am Platze, jetzt in Populismus zu verfallen", sagte der mächtige Klub-Präsident Marcell Jansen bei Sky kurz nach dem Verpassen der Relegation zur Trainerfrage. Er kündigte an, die Ereignisse vom Sonntag erst einmal sacken zu lassen. Zumindest für ein, zwei Tage. Doch dann muss eine Entscheidung her. Eine Phase ohne klare Führungsstruktur auf sportlicher Ebene kann sich der Klub schlicht nicht leisten, er muss die Planungen schnell vorantreiben.

Der HSV wird den Gürtel dabei enger schnallen müssen und finanziell wohl künftig keine so herausgehobene Position im Bundesliga-Unterhaus mehr einnehmen. Sportchef Jonas Boldt hatte schon angekündigt, dass der Verkauf von Leistungsträgern kein Tabu mehr ist, sollte der HSV den Aufstieg nicht schaffen. Tim Leibold, der nach dem Abpfiff bittere Tränen verdrückte, steht beispielsweise beim VfB Stuttgart auf dem Zettel. Ein erneuter, größerer Umbruch kündigt sich an.

Dabei wird der HSV wohl erst einmal nicht auf die Unterstützung von Milliardär und Anteilseigner Klaus-Michael Kühne setzen können. Es dringt durch, dass der 83-Jährige wenig Lust auf weitere Investments verspürt. Kühne hielt auch die Namensrechte am Volksparkstadion für vier Millionen Euro pro Jahr. Bisher hat man sich nicht auf eine Verlängerung einigen können.

Der Auftritt gegen Sandhausen dürfte Kühnes Spaß am HSV nicht vergrößert haben, zudem könnte laut des Hamburger Abendblatts auch Hauptsponsor Emirates von einer Austiegsklausel Gebrauch machen.

Van der Vaart stärkt Hecking den Rücken

Der sechsmalige deutsche Meister und dreimalige Pokalsieger kommt einfach nicht mehr aus dem Negativstrudel heraus. Vom "peinlichsten HSV aller Zeiten" schrieb die Bild-Zeitung am Montag, vom "tiefsten Tiefpunkt" in der einst so ruhmreichen Historie berichtete die Hamburger Morgenpost. Und das Abendblatt titelte treffend: "Der Zusammenbruch".

Hecking sieht sich dabei in der Verantwortung, aber er stellte auch ein Versagen des gesamten Gebildes fest. "Wir haben das als großes Ganzes angefangen. Und genauso sind wir jetzt als großes Ganzes gescheitert", sagte er. Hecking und auch Boldt hatten zuletzt anklingen lassen, dass ein "weiterer gemeinsamer Weg vorstellbar" ist - auch in der zweiten Liga.

Ex-Star Rafael van der Vaart würde weiter auf Hecking setzen. "Wie oft hat man denn schon den Trainer gewechselt?", fragte der 37-Jährige in der Bild-Zeitung: "Wenn keine Qualität da ist, könnten auch Mourinho oder Guardiola Trainer sein. Es würde nichts bringen." Stattdessen sollten die Spieler gewechselt werden.

In Hamburg steht mal wieder alles in Frage.

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