Hendrik Weydandt von Hannover 96 im Interview: "Beim Spiel 'Risiko' zerstöre ich gerne mal Freundschaften"

Von Max Schrader
Hendrik Weydandt hat noch bis zum Ende dieser Saison Vertrag bei 96.
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Wie hat sich Ihr Leben sonst verändert? Genießen Sie es, auf der Straße erkannt zu werden?

Weydandt: Wenn es im Rahmen bleibt, freue ich mich natürlich darüber. Mittlerweile sage ich auch ehrlich, wenn es gerade nicht passt, Autogramme zu schreiben oder ein Foto zu machen. Mit der Zeit muss man seine Art und Weise entwickeln, damit umzugehen. Besonders schön ist es, Kindern eine Freude zu machen. Das ist für mich einer der größten Vorteile am Fußball-Geschäft. Ich kann mit so wenig Aufwand einem Kind die ganze Woche versüßen. Das hätte ich vorher nicht für Kinder leisten können.

Sie gelten in Hannover auch als Fanliebling. Was machen Gesänge wie "Du bist der beste Mann" mit Ihnen?

Weydandt: Es macht mich total stolz und es ist ein wahnsinniges Gefühl, so etwas zu hören. Bei meinen ersten Spielen wusste ich noch überhaupt nicht, wie ich damit umgehen soll. Du läufst auf und mehrere tausend Menschen schreien deinen Namen. Mittlerweile kann ich das besser fassen. Es ist eine schöne Bestätigung, dass ich anscheinend immer noch ganz sympathisch rüberkomme.

Wie werden solche Gesänge von der Mannschaft aufgenommen?

Weydandt: Ich darf mir dann den einen oder anderen Spruch anhören. Aber die sind alle mit einem Augenzwinkern und nicht ernst zu nehmen. Wegen solcher Fangesänge verhalte ich mich ja meinem Sitznachbarn gegenüber nicht plötzlich ganz anders.

Apropos Sprüche: Haben Sie schon mal von Gegenspielern einen Spruch bekommen?

Weydandt: Bislang zum Glück nur positive. (lacht) Während meiner ersten Partien habe ich ein Tor geschossen, wir haben 1:1 gespielt. Ich hatte aber sogar noch eine große Chance zum Siegtor auf dem Fuß. Da meinte der Torwart dann nur, dass das ja zu meiner Geschichte gepasst hätte. Dass andere Spieler das mitbekommen haben, war cool.

Weydandt über den bitteren Abstieg mit Hannover 96

Wie sehr konnten Sie denn trotz des Abstiegs Ihr erstes Jahr genießen?

Weydandt: Deutlich weniger, als es sonst der Fall gewesen wäre. Der Abstieg hat einen enormen Kratzer hinterlassen. Nach meinen ersten drei oder vier Wochen war mir meine persönliche Geschichte dann auch komplett egal. Ich habe gemerkt, dass es nichts bringt, wenn man sich über seine Leistungen freut, aber trotzdem 0:3 auf den Sack bekommt. Da musst du als Team funktionieren und das hat bekanntlich nicht geklappt.

Wie lange haben Sie persönlich benötigt, um den Abstieg zu verkraften?

Weydandt: Der Abstieg hat mich extrem verfolgt. Natürlich habe ich mich nicht zu Hause in die Ecke gekauert. Aber insgesamt hat es mehrere Wochen der Verarbeitung gebraucht, um sich damit abzufinden. Von der Außenwelt bekommt man das aber so lange präsentiert, bis man wieder aufgestiegen ist.

In der vergangenen Saison hat Ex-Präsident Martin Kind die Mannschaft oft scharf kritisiert. Unter anderem ging er Spieler wie Walace stark an. Mussten Sie da Kollegen aufmuntern?

Weydandt: Kritik gehört im Fußball dazu. Trotzdem habe ich auf der einen Seite schon die Verantwortung gespürt, diesen Spielern ein besseres Gefühl zu geben und ihnen meine Hilfe anzubieten. Auf der anderen Seite ist aber auch klar, dass die Spieler Profis sind und damit umgehen müssen. Natürlich haben wir darüber in der Mannschaft gesprochen. So wie wir gespielt haben, war Kritik aber absolut gerechtfertigt.

Weydandt: "Doll war immer für einen Schmunzler gut"

Ihr Förderer Andre Breitenreiter wurde am 27. Januar entlassen und durch Thomas Doll ersetzt. Wie haben Sie ihn persönlich wahrgenommen?

Weydandt: Thomas Doll ist ein positiver Typ, er war immer für einen Schmunzler gut. Er hat die ganze Zeit versucht, seine Energie auf uns zu übertragen. Was mir besonders gut gefallen hat, war seine Ehrlichkeit. Ich habe ihn dafür bewundert, dass er nicht nur auf uns draufgehauen hat, sondern versucht hat, uns so schnell wie möglich aufzurichten.

Im Sommer wurden unter anderem Cedric Teuchert und Marvin Ducksch verpflichtet. Hatten Sie Sorge um Ihren Stammplatz?

Weydandt: Nein, das hatte ich nicht. Ich hätte mich auch nicht in die Ecke verkriechen müssen, hätte Mirko Slomka erstmal nur auf die neuen Spieler gesetzt. Ich weiß, dass ich mich mit meinen Qualitäten nicht mehr verstecken muss.

Sie haben noch einen Vertrag bis zum Sommer. Werden Sie diesen verlängern oder beim Nicht-Aufstieg Hannover verlassen?

Weydandt: Wir haben in den vergangenen Wochen die Gespräche aufgenommen, die sehr positiv waren. Alles Weitere wäre spekulativ.

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