"Ismaik zum Überleben gebraucht"

Seit dem 5. November 2015 ist Oliver Kreuzer Sportchef des TSV 1860 München
© getty

Abstiegskampf in der 2. Bundesliga, ein twitternder Investor und eine offene Stadionfrage: Der TSV 1860 München hat im Moment mehrere Baustellen. Diese zu moderieren ist seit fast vier Monaten Aufgabe von Sportchef Oliver Kreuzer. Im Interview spricht er über all das und versichert: "Hier herrscht nicht das große Chaos."

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Herr Kreuzer, seit November 2015 sind Sie Sportdirektor beim TSV 1860 München. Provokante Frage zu Beginn: Warum haben Sie sich das angetan?

Oliver Kreuzer: Mein letzter Verein war der HSV, auch dort ging es oft sehr turbulent zu. Wenn man ein Jahr lang nicht mehr in diesem Job gearbeitet hat, dann will man irgendwann wieder etwas tun. Dafür war 1860 nicht die schlechteste Adresse. Natürlich habe ich mitbekommen, was in und um den Verein in der Vergangenheit passiert ist. Mein erster Eindruck war, das gebe ich zu: 1860 ist etwas verrückt.

SPOX: Heißt konkret?

Kreuzer: Man muss das richtig einordnen, ich kenne ja auch die Medienlandschaft in München. Da wird vieles aufgebauscht und hochstilisiert, was gar nicht so dramatisch ist. Das war für mich alles aber kein Grund zu sagen: 'Um Gottes Willen, das tue ich mir auf keinen Fall an.' Es ist eine sehr spannende Aufgabe, diesen Verein sukzessive wieder nach oben zu führen.

SPOX: Das Wort verrückt muss ja auch nicht unbedingt nur negativ konnotiert sein.

Kreuzer: Eben. Der Verein hat Ismaik damals gebraucht, um überhaupt zu überleben. Daher ist der Einfluss von außen bei uns vielleicht etwas größer als sonst wo, sodass die Dinge manchmal verrückter wirken als bei anderen Vereinen. Wenn man einen Investor mit im Boot hat, ist das etwas anderes als komplett eigenständig zu sein. Der Verein ist positiv verrückt, aber hier herrscht nicht das große Chaos. Wir wissen alle: ein solcher Verein steht und fällt mit dem sportlichen Erfolg.

SPOX: Dieser blieb seit dem Abstieg aber weitestgehend aus. Woran liegt das?

Kreuzer: Da gibt es keine pauschale Antwort. Es ist ein Prozess, wenn ein Verein über Jahre nicht auf die Beine kommt. Ein Abstieg ist immer schwer. Man will im ersten Jahr wieder aufsteigen, unternimmt große finanzielle Anstrengungen und dann schafft man es dennoch nicht. Daraufhin probiert man es ein zweites und drittes Mal, hält nebenbei im Prinzip das Erstliga-Level und stellt irgendwann fest: 'Wir sind ja gar kein Erstligaverein mehr.' Das muss man als Verein und im Umfeld auch erstmal akzeptieren können. Es wurde offensichtlich die eine oder andere falsche Entscheidung getroffen und deshalb sind wir heute nach zwölf Jahren ein Zweitligaverein.

SPOX: Blickt man auf die Tabelle, so fragt man sich, wie lange noch. Die Löwen stehen im Moment auf dem drittletzten Platz. Glauben Sie noch an Rang 15?

Kreuzer: Ich glaube sogar an Platz 14. Das ist machbar. Speziell am Ende einer Saison gibt es oft Kuriositäten. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass wir den Relegationsplatz erreichen. Wir sind noch lange nicht abgestiegen.

SPOX: Was hätte ein möglicher Abstieg für Konsequenzen für den Verein?

Kreuzer: Die zweite Mannschaft müsste auf jeden Fall in die Bayern-Liga absteigen, denn das ist so reglementiert. Es gäbe natürlich auch finanzielle Einschnitte, da das TV-Geld von der DFL wegbrechen würde. Im Moment bekommen wir sechs Millionen Euro, in der 3. Liga wären es 900.000 Euro. Wir würden dann umso mehr auf den Nachwuchs setzen. Unser Nachwuchsleistungszentrum hat die beste Auszeichnung in Deutschland bekommen. Das würden wir auch bei einem Abstieg gerne aufrechterhalten.

SPOX: Wie sähe in einem solchen Szenario Ihre persönliche Zukunft aus?

Kreuzer: Ich habe einen gültigen Vertrag für die 3. Liga.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema