"Carlo II., König von Madrid": Real setzt auf Heilsbringer Ancelotti

SID
Carlo Ancelotti kehrt zu Real Madrid zurück. Kann er an alte Glanzzeiten anknüpfen?
© getty

Carlo Ancelotti kehrt als Trainer zu Real Madrid zurück. Er kommt zu einem Klub, der derzeit einem Pulverfass gleicht.

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Die Rückkehr in die königliche Familie verkündete Carlo Ancelotti mit dem ihm vertrauten Schlachtruf des wohl stolzesten aller Fußball-Klubs. "Hala Madrid!!!", schrieb der neue, alte Trainer von Spaniens Rekordmeister in einer ersten Online-Botschaft an die Fans. Sechs Jahre nach seinem unrühmlichen Abschied sitzt der frühere Bayern-München-Coach künftig wieder auf der Bank von Real Madrid.

Die Erwartungen sind dieselben wie damals: In Madrid zählen einzig Titel. Ancelotti, der eigentlich noch bis 2024 an den englischen Erstligisten FC Everton gebunden war, weiß, worauf er sich einlässt. Das Engagement bei Real sei trotzdem "eine unerwartete Gelegenheit", von der er glaube, "dass sie zu diesem Zeitpunkt der richtige Schritt für mich und meine Familie ist", sagte Ancelotti.

In seiner Heimat Italien wurde die Vereinbarung für die kommenden drei Spielzeiten gefeiert. "Carlo II., König von Madrid", schrieb die Gazzetta dello Sport. Repubblica wertete die Rückkehr als "Revanche" für die Entlassung im Jahr 2015 und bescheinigte der Karriere des 61-Jährigen "neuen Schwung."

Carlo Ancelotti: 2015 bei Real Madrid gefeuert

Der "nette, dicke Bär", wie ihn Landsmann Paolo Maldini einst nannte, hatte sich in seiner ersten Amtszeit in Madrid (2013 bis 2015) den Respekt der Kabine erarbeitet und das Star-Ensemble um Cristiano Ronaldo mit seiner diplomatischen Art hinter sich gebracht.

Die Rückendeckung der Spieler schützte Ancelotti dennoch nicht vom Aus, ein Jahr nach dem Gewinn von "La Decima", dem lang ersehnten zehnten Titel in der Champions League, senkte Klub-Boss Florentino Perez den Daumen.

Ähnlich erging es zuletzt Ancelottis Vorgänger Zinedine Zidane. Der Franzose, als Spieler und Trainer eine Klub-Ikone, hatte sein Amt vergangenen Donnerstag niedergelegt und anschließend über mangelnde Unterstützung geklagt. "Ich gehe, weil ich spüre, dass der Verein mir nicht mehr das Vertrauen gibt, das ich brauche", hatte Zidane mitgeteilt.

Ancelotti, der im Rennen um die Zidane-Nachfolge andere Kandidaten wie Antonio Conte oder Mauricio Pochettino ausstach, genießt dieses Vertrauen nun wieder.

Pokale sind die Währung, mit der er es zurückzahlen muss. Ancelotti hat dabei aber auch einen persönlichen Antrieb. Die Primera Division ist die einzige der großen europäischen Ligen, in denen er die Meisterschaft noch nicht gewonnen hat.

Real Madrid im Umbruch: Teurer Kader und Super-League-Chaos

Einiges hat sich seinem Abschied in der spanischen Hauptstadt geändert. Die Mannschaft, zu der nun auch der ihm aus München bekannte David Alaba zählt, ist ihm nur noch zu Teilen vertraut. Einstige Leistungsträger wie Ronaldo oder James haben den Verein inzwischen verlassen.

Andere Dinge, etwa der Druck, sind unverändert geblieben. Weitere negative Tendenzen haben sich dagegen sogar verstärkt. Der Klub ist massiv verschuldet, die Renovierung des Estadio Santiago Bernabeu verschlingt Unsummen, die Auswirkungen der Corona-Pandemie erschweren die wirtschaftliche Lage zusätzlich.

Dazu stockt der Umbau des sündhaft teuren Kaders. Dass der Klub Abwehrspieler Alaba trotzdem mit jährlich 12,5 Millionen Euro netto entlohnen soll, wirkt angesichts der Schwierigkeiten grotesk.

Das trifft auch auf das Gebaren des allmächtigen Präsidenten Perez zu. Die Pläne für eine europäische Super League, die für Real viele finanzielle Probleme gelöst hätte, sind gescheitert, auch wenn Real wie auch der FC Barcelona und Juventus Turin weiter an der Idee festhalten und auf Konfrontationskurs zur UEFA gehen. Für etwas Ruhe kann Carlo Ancelotti nur mit sportlichen Erfolgen sorgen.

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