Frenkie De Jong beim FC Barcelona: Das Problem ist die Vergangenheit

Frenkie De Jong steht nach seinem ersten Halbjahr beim FC Bracelona bei einem Tor und zwei Assists.
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Frenkie De Jong zeigte in seinem ersten Halbjahr beim FC Barcelona zwar gute Ansätze, ist aber immer noch auf der Suche nach seiner finalen Rolle. Eine Bestandsaufnahme im Vorfeld des Supercup-Halbfinals zwischen Barca und Atletico Madrid (20 Uhr im LIVETICKER).

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Nachdem der FC Barcelona im vergangenen Sommer die Verpflichtung von Frenkie De Jong für 75 Millionen Euro von Ajax Amsterdam fixiert hatte, flossen zunächst die Tränen und dann der Alkohol.

"Die Barca-Verantwortlichen waren derart erleichtert, dass dem damaligen Manager Pep Segura sogar die Tränen gekommen sind", erzählte De Jongs Berater Hasan Cetinkaya später dem Aftonbladet. "Es gab Umarmungen, es wurde Champagner ausgeschenkt. Dann sind wir alle in ein Restaurant gefahren, Barca hat uns eingeladen. Wir haben den besten Wein getrunken und ein fantastisches Steak gegessen. Alle haben gelacht und waren froh."

Ein halbes Jahr ist seitdem vergangen. De Jong etablierte sich bei Barca zwar direkt als Stammspieler, Freudentränen riefen seine Leistungen bisher jedoch eher selten hervor. "Gelegentlich habe ich meine Qualitäten gezeigt, aber im Allgemeinen kann es viel besser sein", sagte De Jong neulich in einem Interview mit De Telegraaf. "Ich bin nicht so dominant wie bei Ajax."

Und genau das ist das Problem: die Vergangenheit. Dieser permanente Vergleich, diese Erwartungshaltung. De Jong spielte in der vergangenen Saison so überragend dominant für Ajax Amsterdam, dass solide bei ihm fast schon wie enttäuschend erscheint. Bei Ajax agierte er aus der Tiefe des Raumes wie ein verkappter Libero. Er nahm nicht nur am Spiel teil, er war das Spiel. Bei Barca dagegen sucht er noch nach seiner finalen Rolle.

De Jong pendelt zwischen der Sechs und der Acht

De Jong spielte bisher zwar eigentlich immer, seine Positionierung im 4-3-3-System von Trainer Ernesto Valverde hängt aber nicht von ihm selbst, sondern von Sergio Busquets ab. Fehlt er, spielt De Jong auf der Sechs (in der Liga bisher sieben Mal). Läuft er auf, dann auf der linken Achterposition (zwölf Mal).

De Jongs prädestinierte Position ist eigentlich die von Busquets, dort fühlt er sich am wohlsten und sieht sich am stärksten. "Meine Rolle im linken Mittelfeld unterscheidet sich von der, die ich gewohnt war. Dort bekommt man den Ball erst sehr viel später und hat dementsprechend weniger Einfluss auf das Spielgeschehen", sagt De Jong.

Dem Spiel von Barca tut Busquets auf der Sechs aktuell aber offenbar immer noch besser. Alle drei Saisonniederlagen (gegen Athletic Bilbao, den FC Granada und UD Levante) setzte es bei Spielen mit De Jong auf der Sechs. Um den 31-jährigen Busquets irgendwann adäquat ersetzen zu können, orientiert sich De Jong an dessen Spielinterpretation. "Busquets ist derjenige, von dem ich mir am meisten abgeschaut habe", sagt er.

De Jong: Gute Passstatistiken, wenig Torgefahr

In den relevanten Passstatistiken liegt De Jong sogar vor Busquets. Seine Passgenauigkeit ist sowohl über das ganze Feld betrachtet (92,72 Prozent) als auch in der gegnerischen Hälfte (92,77 Prozent) höher als die von Busquets. In der gegnerischen Hälfte spielte De Jong mit 733 Pässen ligaweit sogar die zweitmeisten nach Ever Banega vom FC Sevilla. Aus dieser Anzahl resultierte bisher jedoch zu wenig Ertrag.

De Jong steht erst bei einem Tor und zwei Assists. Bei den kreierten Chancen liegt er ligaweit nicht einmal in den Top-40. "Ich muss mehr Tore schießen und Vorlagen geben. Ich muss noch den wirklichen Willen zum Tor bekommen", weiß De Jong selbst. Auch Valverde fordert: "Er kann noch mehr geben, vor allem im gegnerischen Strafraum."

De Jong gegen Espanyol: Tor verschuldet und Gelb-Rot

Das nächste Mal unter Beweis stellen darf er das im Halbfinale des spanischen Supercups am Donnerstag gegen Atletico Madrid - nicht aber beim darauffolgenden Ligaspiel gegen Granada. Nachdem De Jong beim Derby bei Espanyol Barcelona zunächst eine Mitschuld am zwischenzeitlichen 0:1 getragen hatte, sah er in der zweiten Halbzeit Gelb-Rot. Daraufhin kassierte seine Mannschaft, die das Spiel zwischenzeitlich gedreht hatte, noch den Ausgleich zum 2:2. Real Madrid gewann unterdessen und zog an der Tabellenspitze nach Punkten mit Barca gleich.

Es war das zweite Mal in dieser Saison, dass man De Jong richtig traurig im Barca-Trikot sah. Das erste Mal war nach dem 2:1-Sieg am letzten Champions-League-Spieltag bei Inter Mailand. Barca war zwar weitergekommen, aber als nach Abpfiff auf der Anzeigentafel das Aus seines Ex-Klubs Ajax Amsterdam verkündet wurde, ließ De Jong den Kopf zunächst einfach fallen und schüttelte ihn dann betroffen. Die Vergangenheit hat ihn noch nicht losgelassen.

Die aktuelle Tabelle der Primera Division

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.FC Barcelona1949:232640
2.Real Madrid1936:122440
3.Atlético Madrid1922:121035
4.FC Sevilla1924:18635
5.Real Sociedad1832:23931
6.FC Valencia1929:25431
7.Getafe1926:20630
8.Athletic Bilbao1920:13729
9.Levante1926:29-326
10.FC Villarreal1831:25625
11.FC Granada1824:25-124
12.CA Osasuna1825:24123
13.Betis Sevilla1825:31-623
14.Real Valladolid1917:23-621
15.Deportivo Alavés1819:28-919
16.SD Eibar1918:29-1119
17.Mallorca1818:32-1415
18.Celta de Vigo1815:28-1314
19.CD Leganés1916:30-1414
20.Espanyol Barcelona1914:36-2211
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