Phil Foden bei Manchester City: Fischender Fan als Doppel-Ersatz

Phil Foden wechselte im Alter von acht Jahren zu Manchester City.
© imago images / Action Plus

Seit der Fortsetzung der Premier League avancierte Phil Foden (20) zu einem der auffälligsten Spieler von Manchester City. Der fischende Fan kommt für die Zukunft als Doppel-Ersatz in Frage und könnte zum ersten Eigengewächs werden, das sich seit der Scheich-Übernahme bei City langfristig durchsetzt.

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Der Premier-League-Titel der Saison 2017/18 bescherte Phil Foden einerseits einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als jüngster Spieler, der je zu dieser Ehre kam (mit 17 Jahren und 350 Tagen), und andererseits ein verpasstes Fest.

Bereits vor Fixierung des Titels und Terminierung des folgerichtigen Fests hatte er sich nämlich zu einem Angel-Trip mit seinem Vater verabredet. Foden stand zu seinem Wort, wobei ihm das wohl nicht allzu schwerfiel. Denn Angeln, das muss man wissen, ist Foden wichtig. Sehr wichtig.

Im Nachhinein betrachtet lässt sich wohl nicht mehr genau sagen, was in seinem Leben zuerst eine Rolle spielte. Erst der Fußball und dann der Fisch? Oder erst der Fisch und dann der Fußball? Klar ist nur: Der Fisch hilft ihm beim Fußball. "Es ist die Lösung für alles", erzählte Foden mal. "Wenn ich Probleme habe, gehe ich einfach Angeln und komme wieder auf klare Gedanken. Es ist der perfekte Weg, um sich von allem loszulösen."

Für ihn persönlich war es wohl nicht schlecht, dass er diesen Weg kennt. Seit seinem ersten Premier-League-Titel musste sich Foden schließlich viele Gedanken machen und zwar über die Frage: Bleiben oder gehen? Er blieb und mittlerweile hat es sich gelohnt: Foden avancierte seit der Fortsetzung der Premier League infolge der Corona-Zwangspause zu einem der auffälligsten Spieler bei City.

Phil Foden blieb wegen Klub und Trainer

Er blieb einst aus zwei Gründen. Er blieb, weil er seit jeher City-Fan ist, obwohl es sein Vater und sein Bruder mit dem Lokalrivalen United halten. Bereits mit acht Jahren wechselte Foden zu City, vom Klub gestellte Trikots hätte er eigentlich keine gebraucht. Die hatte er ohnehin schon zuhause.

Und er blieb auch wegen Trainer Pep Guardiola, der Foden zunächst zwar nur selten einsetzte, von Beginn an aber viel von ihm hielt und das auch gerne öffentlich artikulierte. Vergangenen Sommer nannte er ihn den "talentiertesten Spieler, den ich in meiner Trainer-Karriere gesehen habe". Wenig später erklärte Guardiola: "Er ist der einzige Spieler, der unter gar keinen Umständen verkauft werden darf. Nicht einmal für 500 Millionen Euro. Phil geht nirgendwohin. Er ist Manchester City."

Einfach war die Entscheidung zu bleiben trotzdem nicht. Foden gilt seit jeher als hochtalentiert, hatte 2017 mit der englischen U17 die WM gewonnen und wurde sogar zum besten Spieler des Turniers gekürt. Aber im stargesäumten Kader von City waren seine Einsatzchancen wie für alle anderen Talente gering. Besteht eine Kaderplatzvakanz, kauft City bekanntlich lieber für ein paar Millionen einen neuen Spieler oder zwei, statt einem Talent eine Chance zu geben.

Jadon Sancho wechselte deshalb beispielsweise zu Borussia Dortmund, Brahim Diaz zu Real Madrid, Kelechi Iheanacho zu Leicester City und etliche andere zogen auch hinfort. Seit der Scheich-Übernahme 2009 setzte sich bei City kein selbst ausgebildeter Spieler langfristig durch. Foden ist auf dem besten Weg, das zu ändern.

Phil Fodens Durchbruch nach der Corona-Zwangspause

Seinen ersten großen Auftritt in dieser Saison hatte Foden beim 2:1-Sieg gegen Aston Villa im League-Cup-Finale Anfang März, als er das erste Tor vorbereitete und zum Spieler des Spiels gekürt wurde. Seit der Premier-League-Fortsetzung nach der Corona-Zwangspause gelangen ihm in fünf Spielen ebenso viele Scorerpunkte (vier Tore, ein Assist). Gegen den FC Liverpool traf er beispielswiese nach einem genialen Doppelpass, gegen den FC Burnley aus der Distanz. "Das war mein bestes Spiel im City-Trikot", sagte Foden nach dem Duell mit Burnley.

"Er hat ein Gespür für Situationen und die Fähigkeit, jederzeit zu treffen. Seine Mentalität und sein Einsatz stimmen immer. Er beschwert sich nie. Es ist einfach eine Freude, ihn zu haben", sagte Guardiola. "Er hat alles." Ab der kommenden Saison womöglich sogar einen Stammplatz. Die Frage ist nur: Wo?

Phil Foden als möglicher Ersatz für David Silva und Leroy Sane

Der jahrelange Regisseur David Silva verlässt City in diesem Sommer und der 14 Jahre jüngere Foden (Vertrag bis 2024) gilt als sein idealer Nachfolger. "Als David verkündet hat, dass es sein letztes Jahr ist, habe ich den Verantwortlichen gesagt, dass wir Phil haben und deshalb nicht investieren müssen", erklärte Guardiola. "Mit ihm haben wir einen jungen Manchester-City-Fan, der uns immer, wenn er spielt, etwas Einzigartiges und Besonderes gibt."

Es sind nicht nur seine Tore und Vorlagen, die den nur 1,71 Meter großen Foden so wichtig machen. Es sind bei optimierungsbedürftiger Physis und Geschwindigkeit vor allem auch seine Ballkontrolle, seine Pässe, seine Laufwege und sein Verständnis für Raum und Zeit auf dem Platz. Nicht umsonst nennen sie ihn bei City wegen seiner Heimatstadt und Andres-Iniesta-artigen Spielweise den "Stockport Iniesta".

Foden ist wie gemacht für das zentrale Mittelfeld, bei seinem vermeintlich besten Spiel gegen Burnley lief er aber auf dem linken Flügel auf. Auf der Position also, auf der Guardiola wegen des Abgangs von Leroy Sane zum FC Bayern München eine Option weniger hat - und durchaus eine neue brauchen könnte.

Ob im Zentrum oder auf dem Flügel ist aber letztlich egal, Guardiola weiß sowieso: "Er wird in den nächsten zehn Jahren zu einer Legende dieses Klubs werden. Da bin ich mir sehr sicher."

Phil Fodens Leistungsdaten bei Manchester City

SaisonPflichtspieleToreAssists
2017/1810-1
2018/192672
2019/203279
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